Energieversorger

RWE kritisiert Pläne zur Gewinn­abschöpfung

Bei RWE sprudeln die Gewinne. Dennoch herrscht bei dem Versorger kein eitel Sonnschein. Viel hängt von der Ausgestaltung der Maßnahmen zur Abschöpfung der Übergewinne ab.

RWE kritisiert Pläne zur Gewinn­abschöpfung

ab Düsseldorf

Mit einem bereinigten Nettogewinn von 2,1 Mrd. Euro hat RWE nach Ablauf von neun Monaten schon den unteren Rand der für das Gesamtjahr ausgegebenen Zielspanne erreicht. Von einer abermaligen Prognoseerhöhung will Finanzchef Michael Müller jedoch nichts wissen. Es sei unklar, wie die Abschöpfung der Zufallsgewinne ausgestaltet werde. „Die Abschöpfungen müssen so gestaltet werden, dass wir auch aus der Krise herauskommen“, sagte der CFO am Donnerstag vor der Presse.

Die Maßnahmen müssten so gestaltet werden, dass sämtliche Kapazi­täten verfügbar blieben und weiterhin Investitionsanreize bestünden, mahnte Müller an. Verlässliche Rahmenbedingungen seien für Investoren entscheidend. Die diskutierte rückwirkende Abschöpfung sei das genaue Gegenteil. Zugleich müssten die Maßnahmen befristet sein, forderte der RWE-Vorstand. Sorge bereiten Müller zudem die diskutierten Preisobergrenzen, die aus seiner Sicht „sehr niedrig“ angesetzt seien. Weder bei der Braunkohle noch bei Erneuerbaren ließen sich damit die Kosten verdienen, warnte der Manager.

Gegen eine vorschnelle Prognoseerhöhung spreche auch, dass die zusätzlichen Kapazitäten, die krisenbedingt im Schlussquartal ans Netz kämen, nicht gehedged seien. Der Strom werde am Spotmarkt verkauft. Hier sei der Preis dank des zuletzt milden Wetters schon deutlich zurückgegangen, zählte Müller Argumente für das Beibehalten der Prognose auf.

Zugleich warnte Müller vor trügerischer Ruhe angesichts der aktuell milden Temperaturen. Kurzfristig müssten alle verfügbaren Kapazitäten ans Netz, um über die nächsten beiden Winter zu kommen. Hier habe die Politik wichtige und richtige Entscheidungen getroffen. Langfristig gelinge die Bewältigung der Energiekrise jedoch nur mit massiven Investitionen in erneuerbare Energien.

„Politische Entscheidung“

An der Diskussion über eine AKW-Laufzeitverlängerung über April 2023 hinaus beteiligt sich RWE nicht. „Das ist eine politische Entscheidung“, wiegelte Müller ab. Bundeskanzler Olaf Scholz habe klargestellt, dass die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland befristet bis April 2023 am Netz bleiben. „Brennelemente werden wir deshalb auch nicht bestellen“, so der CFO.

Mit Ausnahme der nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Stromerzeugung aus Kohle und Kernkraft hat RWE im Berichtszeitraum in allen Segmenten deutlich zugelegt. Der größte Gewinnsprung gelang dabei im Geschäft mit Wasser, Biomasse und Gas. Hier hat sich das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) in den ersten neun Monaten auf 1,2 Mrd. Euro verdreifacht. Dahinter standen gute Geschäfte im internationalen Geschäft mit Biomasse und Gas. Auch im globalen Handel fuhr RWE erneut satte Gewinne ein, nachdem das Vorjahr bereits außerordentlich günstig gelaufen war. Obwohl nach neun Monaten im Handel ein bereinigtes Ebitda von 942 Mill. Euro zu Buche stand, wird an der Prognose „deutlich über 350 Mill. Euro“ für das Gesamtjahr festgehalten. Dass im Schlussquartal womöglich ein Verlust anstehe, schloss Müller aus.

RWE
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz2693213253
Bereinigtes Ebitda41272397
Bereinigtes Ebit29651339
Nettoergebnis21022808
Ber. Nettoergebnis21181025
Free Cashflow−18331213
Investitionen31692800
Nettofinanzposition−360360*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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