SAP sieht in souveräner Cloud „erhebliches Potenzial“
SAP sieht in souveräner Cloud „erhebliches Potenzial“
Finanzvorstand Dominik Asam über hohe Kosten, geringe Margen und warum der Ausbau langfristig dennoch von Vorteil ist
Von Nadine Klees, Frankfurt
Die Cloud ist heute schon der Wachstumstreiber für SAP, wobei sich das Tempo auch in diesem Segment im zweiten Quartal etwas abgeschwächt hat. Für die Zukunft sieht Finanzvorstand Dominik Asam aber bei einem besonderen Cloud-Thema „erhebliches Potenzial“: der souveränen Cloud, einem Sonderfall, bei dem es in der Diskussion zuletzt häufig um die Unabhängigkeit von den USA ging.
Noch seien die Margen klein und die Kosten hoch, sagt Asam im Gespräch mit der Börsen-Zeitung anlässlich der Quartalszahlen. Das liege vor allem an den aufwendigen Zertifizierungen. Es brauche endlich Standard-Regelungen in diesem Bereich. Denn noch seien die Vorschriften für souveräne Cloud-Lösungen innerhalb Europas und zum Teil auch innerhalb Deutschlands zu kleinteilig und nicht skalierbar. Dennoch hält Asam in diesem Segment in den kommenden Jahren großes Wachstum für möglich. Das sei gerade für SAP positiv: „Es ist kein Geheimnis, dass wir mit unserer Software besser verdienen, wenn sie über eine Cloud läuft. Daher käme uns das natürlich zugute."
Wie stark das Interesse der SAP-Kunden an einer souveränen Cloud-Lösung ist, sei oft noch eine finanzielle Frage. Die Nachfrage nach Kapazitäten in SAP-Rechenzentren sei zwar schon groß, „die Preise der Hyperscaler sind allerdings niedriger. Die Frage ist dann immer, was ist der Kunde bereit zu zahlen.“ Das Interesse sei dann meistens bei den Firmen und Organisationen mit besonders sensiblen Daten am größten. „Lösungen sind bei uns längst verfügbar“, sagt Asam. Allerdings befinden sich beide Angebote, die bei SAP unter dem Namen „souveräne Cloud“ laufen, in der Entwicklung. Zum einen arbeitet SAP an einer Cloud für die Bundesagentur für Arbeit, zum anderen kümmert sich die 100-prozentige SAP-Tochter Delos um eine Lösung für den sonstigen Öffentlichen Dienst.
Wie wichtig das Thema Cloud für SAP ist, zeigen einmal mehr die Zahlen für das zweite Quartal, die SAP am Mittwoch vorgelegt hat. Das Tempo hat allerdings ein wenig nachgelassen, wie zum Teil bereits angekündigt. Analysten sind dennoch weiterhin zuversichtlich: Die Nachfrage nach Software, Cloud-Diensten und KI-Tools werde in den kommenden Jahren weiter steigen, schreibt eToro-Analyst Maximilian Wienke. SAP sei dafür bestens aufgestellt. Der Konzern habe das Potenzial von KI früh erkannt und sein Produktportfolio entsprechend angepasst.
Am Mittwoch fiel der Kurs der SAP-Aktie, weil der Softwarekonzern die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Trotz des Rückgangs bleibt SAP vor Novo Nordisk der wertvollste Konzern Europas.
Umsatz und Gewinn steigen
Die Zahlen zum zweiten Quartal werden von vielen Analysten ohnehin als stark gewertet. Insgesamt ist der Umsatz um 9% auf knapp 9,03 Mrd Euro gestiegen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um 32 Prozent auf 2,57 Mrd Euro. Dass der Konzern nicht stärker vom Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt betroffen ist, liegt an einem strukturellen Vorteil: SAP vertreibt keine Hardware und ist somit von Zöllen nur indirekt betroffen.
Der Kursrückgang der Aktie zeigt wie „anspruchsvoll das Bewertungsniveau bereits ist“, sag Saliou Willi Amann, Senior Portfolio Manager der apoBank. „Das Management hat darauf verzichtet, die Gewinnprognose für die zweite Jahreshälfte anzuheben.“ Möglicher Grund ist laut Amann der gesunkene Dollarkurs, weil SAP einen großen Teil der Erlöse in den USA mache. Allerdings sei SAP auch künftig ein „Fels in der Brandung“. Er ist überzeugt: „Cloud-Wachstum und Ausgabendisziplin zahlen sich aus, auch wenn die Börse kurzfristig andere Akzente setzt.“