Italiens Transportsektor

Schnellzugbetreiber Italo steuert nun auch das Ausland an

Mit den schnellen Italo-Zügen und der Buslinie Itabus will der private Transportkonzern Italo (NTV) weiter expandieren - auch ins Ausland.

Schnellzugbetreiber Italo steuert nun auch das Ausland an

Italienischer Transportkonzern

Betreiber des „italienischen TGV“ verstärkt Engagement mit Schweizer Großaktionär - Züge pünktlicher als in Deutschland

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Mit dem Großaktionär MSC hat für das private italienische Transportunternehmen Italo (NTV) eine neue Phase der Entwicklung begonnen. Der Reederei- und Kreuzfahrtriese, der auch am Hamburger Hafen knapp hälftig beteiligt ist, hat vor mehr als einem Jahr rund 50% am Betreiber der italienischen High-Speed-Züge übernommen und dürfte nun dessen Wachstum vorantreiben. Italo setzt auf die Intermodalität zwischen Hochgeschwindigkeitszügen, Bussen und Schiffen und strebt ins Ausland.

Intermodularität wird bei Italo groß geschrieben: Mit den MAN-Bussen der Tochter Itabus werden Häfen wie Civitavecchia, Venedig und Neapel angesteuert: Die Kunden kaufen integrierte Fahrkarten für die Italo-Züge, Itabusse und Fährschiffe der MSC bzw. erreichen direkt die Kreuzfahrtschiffe. Auch Flughäfen wie Mailand-Malpensa, Orio al Serio (Bergamo), Fiumicino (Rom), Venedig oder Catania werden mehrmals täglich von den Itabussen angefahren. Im Ausland fahren die Itabusse nach Zagreb und Ljubliana sowie seit März nach Frankreich (Chambéry, Lyon). Gianbattista La Rocca, CEO von Italo und Präsident von Itabus, unterstreicht die Rolle des Großaktionärs: „Mit MSC als Mehrheitsaktionär haben wir dieses Engagement verstärkt. Wir werden weiter in diese Richtung wachsen.“ Bedeckt hält sich Italo noch zu einer Expansion in den Bahnsektor anderer Länder.

Reederei MSC als Partner

Giuricin sieht im Reedereiriesen MSC „einen sehr starken Partner, eine wichtige Unterstützung.“  Neben MSC sind auch der Ex-Mehrheitsaktionär, der US-Fonds Global Investors (GIP) mit 39,2%, Allianz (10%) und Investoren um Chairman Luca Cordero di Montezemolo (1,6%) bei Italo mit an Bord. Der frühere Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo gehört auch zu den Gründern des Unternehmens, das 2012 aus der Taufe gehoben wurde.

Italo bedient in Italien in Konkurrenz zu den staatlichen Ferrovie dello Stato (FS) mit inzwischen 51 Hochgeschwindigkeitszügen eine wachsende Zahl von Destinationen. Und das höchst erfolgreich. Italo ist der einzige größere rein private Betreiber von Hochgeschwindigkeitszügen in Europa.

Mit 26 Millionen Bahn-Passagieren setzte Italo nach inoffiziellen Zahlen 2024 erstmals mehr als 1 (Vorjahr: 844 Mill.) Mrd. Euro um. Angaben zur Ertragslage werden nicht gemacht. 2023 wurde angeblich ein Gewinn von 170 Mill. Euro eingefahren.

„Nach einem schwierigen Start geht es Italo heute sehr gut. Der Turnaround kam 2014/15“, sagt Andrea Giuricin, Ökonom mit dem Schwerpunkt Transport an der Mailänder Bicocca-Universität. Den Italo-Marktanteil im Hochgeschwindigkeitsverkehr gibt er mit 35% an. „Sie wachsen weiter, kaufen ständig neue Züge und bedienen viele Verbindungen in sehr effizienter Weise.

Bahnexperten wie Giuricin sehen im starken Ausbau des Streckennetzes sowie im Konkurrenzkampf zwischen der staatlichen Trenitalia und Italo den Hauptgrund für den Erfolg des italienischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Die Preise sind deutlich niedriger als etwa in Deutschland und die Züge meist pünktlicher: Die Zahl der Passagiere stieg auf jährlich 65 Millionen. Das Hochgeschwindigkeitsnetz wird auch mit Mitteln des Europäischen Wiederaufbauprogramms Next Generation weiter ausgebaut.

Highspeed im Minutentakt

Zu Stoßzeiten verkehren zwischen Mailand und Rom Schnellzüge im Fünf- bis Zehnminuten-Abstand, teils ohne Zwischenhalt. Die Flugverbindung zwischen den beiden Metropolen fristet angesichts einer Zugfahrtzeit von drei Stunden für die knapp 600 Kilometer nur noch ein Nischendasein. Die Italo-Züge steuern auch (noch) nicht an das Hochgeschwindigkeitsnetz angebundene Städte wie Bozen, Genua, Bari oder Reggio Calabria an.

Giuricin sieht trotz des für 2027 geplanten Einstiegs der französischen SNCF in Italien, die bereits zwischen Mailand-Paris fährt, gute Entwicklungschancen für Italo – in Italien und im Ausland.

Italo steuert nun auch das Ausland an

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