Automobilindustrie

Schwarzer September für VW & Co.

Der Abwärtstrend der europäischen Automobilindustrie hat sich im September beschleunigt. Der Halbleitermangel führt voraussichtlich zu einer Stagnation der Neuzulassungen im Gesamtjahr.

Schwarzer September für VW & Co.

mic München

Die Autohersteller sind im September zu einer Vollbremsung gezwungen worden. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen sei im September um 23,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 718598 Stück gesunken, erklärte der europäische Herstellerverband Acea. Das sei der niedrigste September-Wert seit 1995. Alle großen europäischen Staaten melden ein zweistelliges prozentuales Minus. Besonders hart trifft es Großbritannien mit einem Einbruch von 34,4%. Damit beträgt der Rückgang in Europa einschließlich der Efta-Staaten und UK 26,0%.

Acea zufolge stiegen damit die Europa-Neuzulassungen in den ersten neun Monaten nur um 6,6% auf 7,5 Millionen Fahrzeuge, obwohl die harten Lockdowns infolge der Pandemie in die Vergleichsperiode des Vorjahres fallen. Der Absatz liegt damit um fast ein Viertel unter jenem des Jahres 2019. Die Tendenz im Jahresverlauf gibt zudem wenig Hoffnung auf eine schnelle Wende. Zwar waren nach Rückgängen im Januar und Februar, die verursacht wurden durch den Vergleich mit Monaten fast unbeeinflusst von der Pandemie, die Zulassungszahlen von März bis Juni stark gestiegen (siehe Grafik). Doch seitdem geht es wieder abwärts. Mittlerweile ist das Vorzeichen in mehr Monaten des Jahres 2021 negativ als positiv.

Stagnation im Gesamtjahr?

Acea begründet die Einbrüche mit der bekannten Halbleiter-Knappheit, die zu Produktionsausfällen führt. Ursprünglich hatte der Verband mit einem Absatzplus von rund 10% im Gesamtjahr gerechnet. Mittlerweile halten Experten dagegen eine Stagnation für wahrscheinlich. „Die Hoffnung, dass der EU-Neuwagenmarkt sich im Laufe des Jahres 2021 vom Krisenjahr 2020 erholen kann, war verfrüht“, zitiert Reuters den Autoexperten der Unternehmensberatung EY, Peter Fuß. Er rechnet mit einem Absatz auf dem niedrigen Vorjahresniveau. Die Analysten von LMC Automotive kommen laut Bloomberg zum gleichen Schluss.

Im europäischen Trend bewegen sich auch die weltweiten Absatzzahlen von VW, die am Freitag veröffentlicht wurden. Die Auslieferungen sanken im September um 32,9% auf 626200 Fahrzeuge. In den ersten drei Quartalen steht noch ein Plus von 6,9% auf 6,95 Millionen Autos zu Buche. Die Wolfsburger streichen heraus, dass die Auslieferung reiner Batteriefahrzeuge in den neun Monaten um 138% auf 293100 Stück zugelegt habe. Der Anteil an den weltweiten Auslieferungen betrage 6%, hieß es.

Toyota revidiert derweil sein Produktionsziel für November wegen des andauernden Halbleitermangels nach unten. Die Produktion werde bis zu 15% sinken, erklärten die Japaner zwar. Aber der Produktionsausfall solle im Folgemonat wettgemacht werden. Das Produktionsziel im Geschäftsjahr bleibt damit gültig. Toyotas Einkaufsmanager Kazunari Kumakura verbreitet vorsichtigen Optimismus: „Ich kann nicht vorhersagen, was passieren wird, denke jedoch, dass wir die schlimmste Zeit im Hinblick auf drohende Produktionsausfälle hinter uns haben.“

Die drei möglichen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP haben sich derweil gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen entschieden. Dies geht aus ihrem Papier zu den Ergebnissen der Sondierungsgespräche hervor.

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