Strategie von Atos sorgt für Spannungen
wü Paris
Atos kommt nicht zur Ruhe. Rodolphe Belmer, der Elie Girard erst zu Beginn des Jahres an der Spitze des französischen IT-Dienstleisters abgelöst hat, muss offenbar bereits mit Gegenwind kämpfen. So sorge der Strategieplan, den Belmer nächste Woche präsentieren will, innerhalb der Führung von Atos für erhebliche Spannungen, berichtet der Wirtschaftsradiosender BFM Business unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Der Verwaltungsrat habe bereits mehrere Vorschläge Belmers abgelehnt.
Der frühere Eutelsat-Chef hat seit seinem Amtsantritt bei Atos bereits verschiedene Szenarien ins Auge gefasst, die den IT-Dienstleister von Grund auf verändern würden. Denn die ursprüngliche Aktivität, die Verwaltung von Computersystemen, verliert an Bedeutung, während der Bereich Cybersicherheit und Superrechner auf ein Umsatzwachstum von rund 10% kommt. Thales, aber auch Airbus und andere große Cybersecurity-Akteure sind an der Sparte Big Data & Sécurité (BDS) interessiert, die als Schmuckstück von Atos gilt. Zu Beginn des Jahres hatte Atos Gerüchte dementiert, die BDS-Sparte stehe zum Verkauf. Stattdessen soll Belmer den Börsengang oder eine Abspaltung und den Einstieg eines industriellen Partners in das Kapital von BDS angedacht haben. Doch seine Pläne seien jedes Mal auf Ablehnung gestoßen, so BFM Business. Der Verwaltungsrat wünsche, dass Atos vollständig und unabhängig bleibe. Das Verhältnis Belmers zum Verwaltungsratsvorsitzenden Bertrand Meunier soll sich deshalb verschlechtert haben. Dabei hatte Atos eine Abspaltung oder den Börsengang der BDS-Sparte bereits 2019 ins Auge gefasst, als EU-Kommissar Thierry Breton noch Konzernchef war.
Der IT-Dienstleister will seinen neuen Strategieplan nächsten Dienstag vorstellen. Schon jetzt gab er eine Partnerschaft mit OVHCloud im Bereich Quanteninformatik bekannt.
Die Atos-Aktie schloss am Donnerstag an der Börse von Paris 7,8% schwächer mit 23,09 Euro.