Automobilindustrie

Toyota versucht Neustart beim Batterieauto

Der neue Toyota-Konzernlenker Koji Sato drückt auf die Tube und will in der Entwicklung von Elektroautos aufholen. Dabei soll die Luxusmarke Lexus eine führende Rolle spielen.

Toyota versucht Neustart beim Batterieauto

mf Tokio

Der designierte Toyota-Chef Koji Sato will die bisherige Strategie für Elektroautos neu ausrichten. Diese Reform habe für das verjüngte Managerteam, das er am Montag vorstellte, Priorität, erklärte der 53-Jährige. Anfang April löst Sato Gründerenkel Akio Toyoda als CEO ab. „Wir müssen die Struktur des Fahrzeugs straffen und mit einer Elektroauto-Zuerst-Mentalität unsere Arbeitsweise drastisch ändern“, sagte Sato.

Damit bestätigte der künftige Konzernchef indirekt, dass der weltgrößte Autobauer bisher noch keinen Weg gefunden hat, mit seiner traditionellen Arbeitsweise wettbewerbsfähige und profitable Batteriefahrzeuge zu fertigen. Im vergangenen Jahr verkaufte Toyota rund 2,7 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge. Das war jedes vierte vom eigenen Weltabsatz. Doch 96% davon hatten einen Hybridmotor. Dagegen setzte Toyota nur 24000 Batterieautos ab. Zum Vergleich: Volkswagen verkaufte im gleichen Zeitraum rund 572000 vollelektrische Autos. Die Hauptmarke Toyota soll demnach ihr Angebot an Elektroautos aufstocken. Zugleich werde man bis 2026 ein völlig neues Elektrofahrzeug der nächsten Generation entwickeln, teilte Sato mit. Dabei werde die Sparte Lexus eine führende Rolle spielen, sagte der Manager, der noch Chef von Lexus ist. Die Luxusmarke der Toyota-Gruppe hatte bereits angekündigt, ab 2035 nur noch Batterieautos zu verkaufen. Der derzeitige Vizepräsident Masanori Kuwata erhält die Aufgabe, die Lexus-Fabrik auf der Hauptinsel Kyushu ganz auf Batterieautos umzustellen. Diese Aussagen passen zu Gerüchten, wonach Toyota erstmals eine eigene Plattform für Elektroautos entwickelt. Bisher baut man Batterie- und Verbrenner-Autos auf der gleichen Fertigungslinie zusammen und verwendet dabei die gleiche Plattform.

Weiterhin Optionen

Unter Führung von Gründerenkel Toyoda, der Anfang April zum Chairman aufrückt, hatte der Branchenführer aus Japan seine Skepsis für das Batterieauto lange Zeit nie verhehlt. „Es wird länger dauern, bis es voll akzeptiert wird, als die Medien es uns glauben machen wollen“, erklärte Toyoda im September. Gill Pratt, der Chefwissenschaftler von Toyota, warnte kürzlich vor drohenden Engpässen bei Lithium und der Ladeinfrastruktur, falls sich Elektroautos weiter rasch verbreiten würden. „Eine Mischung verschiedener Motortypen ist die beste Antwort“, sagte Pratt. Der Hintergrund: Toyota war mit dem Modell Prius der Pionier beim Hybridmotor und baute den Portfolioanteil dieser Antriebstechnik immer weiter aus. Außerdem setzt man auch auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge, die mit Wasserstoff fahren. Die Vorgabe seines Vorgängers Toyoda ergänzte der neue Konzernchef Sato nun mit der Aussage, es werde keinen schnellen Schwenk in Richtung Batterieauto geben, sondern die Kunden bekämen weiter viele Optionen angeboten. Den Großteil der Einschätzung, Toyota habe die Elektromobilität verschlafen, führt der Manager auf Probleme in der Kommunikation zurück. „Es wurde vielleicht nicht so richtig wahrgenommen, dass wir an der Entwicklung von Batterieautos gearbeitet haben“, sagte Sato. Der Konzern halte an dem Ziel fest, am Ende des Jahrzehnts 3,5 Millionen Elektroautos jährlich zu verkaufen. Seine Strategie will Sato im April näher erläutern.

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