Touristik

Tui registriert ungebremste Reiselust

Der bisher größte Tui-Aktionär Alexej Mordaschow hat sein Aktienpaket augenscheinlich noch rechtzeitig einer Blockade durch die EU entzogen. Mit einem neuen undurchsichtigen Großaktionär bleibt der Weg der finanziellen Sanierung für Tui beschwerlich.

Tui registriert ungebremste Reiselust

hei Frankfurt

Nachdem der russische Oligarch Alexej Mordaschow seine Beteiligung an Tui neu geordnet hat, ist der Reisekonzern nun mit einem neuen undurchsichtigen Großaktionär konfrontiert. Experten gehen davon aus, dass Mordaschow selbst keine juristischen Beziehungen zu Anteilseignern der Ondero Ltd. hat, die auf den Britischen Jungferninseln ansässig ist. Gleichwohl könnte es sich um einen verdeckten „Verkauf“ jener 29,9% an Tui handeln, die nun bei Ondero liegen. ­Weitere 4,1% hat der langjährige Tui-Großaktionär, der den Überhang der voluminösen Kapitalerhöhung über rund 1,1 Mrd. Euro gezeichnet hatte, zu seiner russischen Severgroup ­Holding überführt, so dass jetzt keine Anteile mehr bei der auf Zypern angesiedelten Unifirm Holding liegen.

Damit ist der Oligarch, der die Transaktion bereits am 28. Februar abwickelte, möglicherweise einer Blockade seiner Tui-Anteile durch die EU zuvorgekommen. Das Ziel der EU-Sanktionen, dass „Herr Mordaschow nicht mehr über seine Aktien an der Tui AG verfügen kann“, wie das Unternehmen selbst sagte, dürfte somit verfehlt worden sein. Zugleich hat er diesen Teil seines Vermögens einer unmittelbaren drohenden Enteignung durch Putin selbst entzogen. Wer die Anteile an Ondero Ltd. hält, ist der Tui indes nicht bekannt. Der Reisekonzern sieht bisher nach dem Rückzug Mordaschows auch aus dem Aufsichtsrat keine Auswirkung auf sein operatives Geschäft, das trotz Ukraine-Krise weiter auf Erholungskurs ist, wie Deutschlandchef Stefan Baumert einen Tag vor Beginn der Touristikmesse ITB am heutigen Dienstag wissen ließ.

Tui registriere zurzeit keine grundsätzliche Veränderung im Buchungsverhalten. Laut einer Umfrage ist die Urlaubsreiselust der Menschen in Deutschland groß nach zwei Jahren Corona-Pandemie mit teils massiven Reisebeschränkungen. Tui verzeichnet sei einiger Zeit deutlich anziehende Buchungen und rechnet mit einem Sommergeschäft auf dem Niveau von 2019.

Leasingkosten belasten

Gute Geschäfte hat der Reiseriese, dessen Aktie gestern um bis zu 10% abschmierte, noch immer bitter nötig. Zum Jahresende hatte Tui Nettoschulden von 5 Mrd. Euro, wobei insbesondere Leasingkosten von 3,26 Mrd. Euro (für Flugzeuge, Hotels und Schiffe) ins Kontor schlagen. Im laufenden Turnus rechnet das Unternehmen mit Zinszahlungen von allein 380 Mill. bis 425 Mill. Euro. Die jüngste Kapitalerhöhung von 1,1 Mrd. Euro verpufft, falls Tui wie geplant im April Staatsmittel von 700 Mill. Euro zurückzahlt. Tafelsilber ist knapp, nachdem die Hapag-Lloyd Cruises schon zuvor an die Kreuzfahrttochter Tui Cruises abgestoßen wurde und zuletzt noch ein Hotel-Immobilienportfolio zu Geld gemacht wurde.

Um den Cashflow weiter zu optimieren, hat die Tui ein umfangreiches Sparprogramm eingeleitet. Dennoch bleiben viele Analysten gegenüber der Aktie skeptisch.