Chapter-11-Verfahren

US-geführte Gläubigergruppe will Autozulieferer Marelli übernehmen

Ein Streit zwischen seinen japanischen und nicht-japanischen Kreditgebern lässt den Verkauf des italienisch-japanischen Autozulieferers an die indische Motherson Group scheitern. Nun wird Marelli unter dem Schutzschirm eines Chapter-11-Verfahrens saniert.

US-geführte Gläubigergruppe will Autozulieferer Marelli übernehmen

US-geführte Gläubigergruppe will Autozulieferer Marelli schlucken

Streit mit japanischen Kreditgebern um Verkauf nach Indien

mf Tokio

Beim insolventen italienisch-japanischen Autozulieferer Marelli soll es weitergehen: Trotz des beantragten Chapter-11-Verfahrens hat das Unternehmen, das dem Finanzinvestor KKR gehört, seinen Kunden eine Sanierung versprochen, die das operative Geschäft nicht beeinträchtigen werde. Der Zulieferer ist auf komplette Fahrzeuginnenräume sowie Beleuchtungskomponenten spezialisiert und beliefert mit letzteren auch deutsche Autohersteller, darunter Volkswagen.

Deutsche Bank unter Gläubigern

Marelli durchlebt damit die zweite Restrukturierung innerhalb von drei Jahren. Nach Firmenangaben genehmigte das US-Insolvenzgericht in Delaware am Donnerstag den Zugriff auf bis zu 519 Mill. Dollar der 1,1 Mrd. Dollar an frischen Finanzmitteln, die Marelli als zusätzliche Kreditlinie von einer US-geführten Gläubigergruppe erhalten hat.

Zusammen mit dem Cashflow aus dem laufenden Geschäft besitze man damit ausreichende Liquidität für die Dauer des Insolvenzverfahrens. 80% der Kreditgeber wollten eine Vereinbarung zur Unterstützung einer Restrukturierung unterzeichnen. 100% der besicherten Schulden würden getilgt.

Als neuer Besitzer von Marelli zeichnet sich ein Konsortium bisheriger Kreditgeber ab, die zusammen 50% der Schulden ausmachen. Der US-Fonds Strategic Value Partners führt die Gruppe, zu der auch die New Yorker Fortress Group, die Deutsche Bank und die koreanische MBK Partners gehören. Die Gruppe lehnte offenbar den Verkauf von Marelli an die indische Motherson Group ab, den KKR und japanische Banken favorisierten. Schließlich bewilligte das Konsortium die neue Kreditlinie, im Gegenzug werden die alten und neuen Verbindlichkeiten seiner Mitglieder nun bevorzugt bedient.

In Japan umstrittene Transaktion

Damit zeichnet sich das vorläufige Ende einer der umstrittensten und teuersten Private-Equity-Transaktionen der japanischen Firmengeschichte ab. Der US-Fonds KKR hatte den Nissan-Zulieferer Calsonic Kansei 2017 für 498 Mrd. Yen (heute 3 Mrd. Euro) im März 2017 erworben. Zwei Jahre später übernahmen die Japaner die italienische Magneti Marelli von Fiat Chrysler Automobiles für 6,2 Mrd. Euro. Doch die jeweiligen Hauptkunden – auf japanischer Seite Nissan und auf italienischer Seite Stellantis – schlidderten in Absatzkrisen, während keine Neukunden gewonnen werden konnten.

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