US-Zölle verderben Infineon die Prognose
US-Zölle verderben Infineon die Prognose
Chipkonzern senkt Jahresausblick wegen wachsender Unsicherheit - Quartalszahlen über Markterwartung
sck München
Infineon zollt dem Wachstumsdämpfer für die Weltwirtschaft aufgrund der US-Zölle Tribut. Europas größter Halbleiterhersteller kürzte seinen Jahresausblick wegen des vom US-Präsidenten Donald Trump entfachten Handelskonflikts. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten sprach Vorstandschef Jochen Hanebeck davon, dass sich dies zwar noch nicht in den Auftragsbüchern widerspiegelt. Allerdings verunsicherten die Zölle die Kunden. Daher sei im weiteren Jahresverlauf eine Abschwächung des Geschäfts zu erwarten. Er wies darauf hin, dass die Zölle die Autoauslieferungen bremsen. Infineon ist ein wichtiger Lieferant für die Autoindustrie.
Die Konzernführung schätzt die Belastungen nur pauschal, da noch keine endgültige Gewissheit herrscht über die weiteren Entwicklung im Zollstreit. „Hierfür haben wir einen Abschlag von 10% des erwarteten Umsatzes im vierten Quartal des Geschäftsjahres vorgenommen“. Das beträfe den Dreimonatsabschnitt Juli bis September. Das Geschäftsjahr von Infineon endet am 30. September. Laut Hanebeck hätte selbst der schwächere Dollar die bisherige Prognose nicht sonderlich beeinträchtigt. Infineon würde seinen Worten zufolge ohne die US-Zölle auf Kurs bleiben.
Zuletzt leichte Markterholung
Im Vergleich zu 2024 rechnet die Konzernspitze nun mit einem „leicht rückläufigen" Umsatz. Zuvor stellte Infineon stabile bis leicht steigende Erlöse in Aussicht. Die operative Marge soll nun in einem „mittleren Zehner-Prozentbereich liegen“, also rund 15% betragen. Bislang plante der Vorstand mit einer Spanne von 15 bis 19%. Zum Vergleich: 2024 schrumpfte der Umsatz um 8% auf 15 Mrd. Euro. Die Marge sackte seinerzeit um 6,2 Prozentpunkte auf 20,8% ab. Nach der neuen Prognose würde sich der Rückgang 2025 fortsetzen.
Hanebeck zufolge mehrten sich zuletzt die Anzeichen einer Markterholung. Der Abbau der Lagerbestände in der Autobranche sei „weitgehend abgeschlossen“ gewesen. Bei Industrieanwendungen sei eine „allmähliche Nachfrageerholung“ zu beobachten. Die zusätzliche Unsicherheit wegen der US-Zölle sorge nun für Preisdruck.
Aktie notiert fester
Auf die Gewinnwarnung reagierten die Anleger abgeklärt. Trotz der schlechten Nachricht aufgrund des exogenen Schocks gewann die Aktie von Infineon im Xetra-Handel zeitweise 3,6% auf 31,34 Euro an Wert. Aufgrund des von Trump angezettelten Handelskonflikts büßte sie vor allem im März deutlich ein. Anfang April stürzte der Titel auf bis zu 25 Euro ab. Zum Vergleich: Im Februar notierte das Papier noch bei zeitweise über 38 Euro.
Infineon überzeugte die Investoren mit soliden Quartalszahlen. Der Konzern übertraf die eigenen Erwartungen und die der Analysten. In den Monaten Januar bis März steigerte das Unternehmen den Umsatz um 5% auf 3,6 Mrd. Euro gegenüber dem Herbstquartal 2024. In der Chipbranche sind wegen des volatilen Geschäfts Vergleiche zum Vorquartal üblich.
Autogeschäft stützt
Zum Erlöszuwachs trug vor allem die Autosparte bei. Der größte Konzernbereich setzte 1,9 Mrd. Euro um. Das war ein Zuwachs von 6%. Infineon erzielt mehr als die Hälft ihres Umsatzes mit Halbleiteranwendungen für Autos. Dabei spielt die Sensorik eine überragende Rolle.
Das operative Konzernergebnis (Segmentergebnis) legte proportional um ebenfalls 5% auf 601 Mill. Euro zu. Die Marge blieb unverändert bei 16,7%. Analysten hatten zuvor im Schnitt mit einem leichten Rückgang auf 16% gerechnet. Auch bei der Profitabilität erwiesen sich die Autoaktivitäten als stützender Pfeiler. Die Sparte trug mit 385 Mill. Euro (plus 12%) 64% zum Konzernergebnis bei.
Investitionen gekürzt
Infineon verzichtet auf größere Sparmaßnahmen nach der gesenkten Prognose. Der Vorstand teilte lediglich mit, die geplanten Investitionen fürs laufende Geschäftsjahr um 200 Mill. auf 2,3 Mrd. Euro zu kürzen. Im vergangenen Jahr investierte Infineon 2,7 Mrd. Euro. Das war seinerzeit ein Rückgang von 9%.

Trumps Zollpolitik wirft Schatten auf Infineon. Aufgrund des vom neuen US-Präsidenten ausgelösten Handelskonflikts hat Europas größter Chipkonzern seinen Jahresausblick gekürzt. Ein Kurssturz der Aktie blieb aber nach dieser Nachricht aus. Im Gegenteil: Der Titel legte 3,6% zu. Dafür sorgten robuste Quartalszahlen.