Infrastrukturfonds

Verkauf des Windpark­projektierers PNE abgeblasen

Der Infrastrukturfonds der US-Investmentbank Morgan Stanley beendet vorerst dir Gespräche über den Verkauf seines 44-prozentigen Anteils am Windparkentwickler PNE. Der Aktienkurs des Unternehmens aus Cuxhaven stürzte daraufhin ab.

Verkauf des Windpark­projektierers PNE abgeblasen

cru Frankfurt

Der Aktienkurs des Windparkentwicklers PNE ist abgestürzt, nachdem der Infrastrukturfonds der US-Investmentbank Morgan Stanley den Verkauf seines 44-prozentigen Anteils an dem Unternehmen aus Cuxhaven vorerst aufgegeben hat. Die Gespräche mit potenziellen Interessenten über einen vollständigen Erwerb der PNE-Anteile im Wert von mehr als 500 Mill. Euro würden derzeit nicht weitergeführt, teilte das im SDax notierte Unternehmen mit. Dies habe Morgan Stanley Infrastructure beziehungsweise die von ihr kontrollierte Photon gegenüber dem Vorstand von PNE erklärt.

Der Aktienkurs von PNE reagierte am Montag mit einem Minus von zeitweise 19,3% auf 16,50 Euro – der tiefste Stand seit September. Der Börsenwert des lange Zeit zwischen dem Großaktionär und mehreren aktivistischen Investoren umkämpften Unternehmens hat sich damit seit Dezember um ein Drittel auf rund 1,3 Mrd. Euro verringert. Kein Wunder: Ein großer Teil der Kursrally im vergangenen Jahr war auf Übernahmefantasie zurückzuführen.

PNE hatte die Gespräche über einen Verkauf des 44-prozentigen Anteils im Oktober offiziell gemacht. Ende November hatte PNE-Chef Markus Lesser, dessen Vertrag schon Ende 2023 ausläuft, auf einer Kapitalmarktkonferenz in Frankfurt gesagt, dass zahlreiche Anfragen eingegangen seien. Zu den in jüngster Zeit aktiven Interessenten gehörten offenbar der Infrastrukturfonds der australischen Investmentbank Macquarie und ein Vehikel des weltgrößten US-Fondsverwalters Blackrock. Der PNE-Kurs hatte sich 2022 auf das Zweieinhalbfache erhöht. Im Falle eines Verkaufs des 40-prozentigen Anteils hätte der Käufer den übrigen Anteilseignern ein Übernahmeangebot unterbreiten müssen. Investoren hatten darauf spekuliert, dass dies üppig ausfallen könnte.

Morgan Stanley hatte die Beteiligung 2019 zu lediglich 4 Euro je Aktie gekauft. Von den Interessenten soll die US-Bank Gebote von mehr als 25 Euro gefordert haben. Mehrere Interessenten hätten sich dann gegen eine Offerte entschieden, hieß es.

Mit dem Einstieg der Amerikaner 2019 war der PNE-Kurs aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. In den zehn Jahren davor dümpelte das Papier zumeist bei Kursen um 2 bis 3 Euro. Dann schnellte der Kurs auch angesichts der Energiepreiskrise in die Höhe. Die explodierenden Energiepreise nach der Invasion Russlands in der Ukraine und der Gaslieferstopp Russlands haben die Nachfrage nach erneuerbaren Energien angeheizt. Im Dezember war die PNE-Aktie auf ein Zwischenhoch bei 24,10 Euro geklettert – das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Das Morgan-Stanley-Vehikel Photon kontrolliert seit der Hauptversammlung im April 2022 vier der sieben Aufsichtsratssitze. Ein genehmigtes Kapital wurde bei dem Aktionärstreffen zwar abgelehnt. Dem Vernehmen nach würden die anderen Großaktionäre – die beiden aktivistischen In­vestoren Enkraft und Active Ownership – einer Komplettübernahme von PNE durch einen Konkurrenten oder einen Finanzinvestor aber nicht im Wege stehen. Angeblich gab es schon im Dezember fünf Interessenten für das Anteilspaket mit einem damaligen Wert von rund 560 Mill. Euro. Insidern zufolge gehörten der französische Versorger Engie und der schwedische Finanzinvestor EQT zu den Interessenten.

Für den Morgan-Stanley-Fonds wird der Ausstieg – wenn er denn eines Tages doch noch kommt – aller Voraussicht nach zum finanziellen Erfolg. Mit dem anfänglichen Ziel der Komplettübernahme war die Investmentbank 2019/20 zwar gescheitert. Der Einsatz von 150 Mill. Euro für 40% der Aktien zu 4 Euro pro Stück hat sich aber inzwischen mehr als vervierfacht. Dem Vernehmen nach hat Morgan Stanley nicht aktiv nach einem Käufer gesucht, sondern wurde von Interessenten angesprochen.