Immobilien

Vonovia startet Megafusion

Vonovia hat mit Veröffentlichung der Angebotsunterlage die Multimilliardenübernahme der Deutsche Wohnen gestartet. Der größte deutsche Wohnungskonzern hält bereits 18,35% der Aktien. Zwei Großaktionäre haben schon verkauft. Vonovia rechnet mit 225 Mill. Euro Transaktionskosten.

Vonovia startet Megafusion

ak Köln

 Der offizielle Startschuss für die bislang größte M&A-Transaktion am deutschen Wohnungsmarkt ist gefallen. Der Vonovia-Vorstand hat am Mittwoch die Angebotsunterlage für die 28 Mrd. Euro (inklusive Schulden) schwere Akquisition der Deutsche Wohnen veröffentlicht. Die Barofferte von 52 Euro je Aktie läuft bis 21.Juli.

Die wohl wichtigste Neuigkeit in der 141 Seiten starken Offerte:  Vonovia hält bereits 18,35% der Anteile an der Deutsche Wohnen. Dafür hat der Dax-Konzern in den vergangenen Monaten insgesamt 3,3 Mrd. Euro ausgegeben. Rund 10% des Grundkapitals seien über die Börse gekauft worden, der Rest kam von zwei Großaktionären: So hat die Norges Bank, die bislang knapp 7% des Grundkapitals hielt, ihre Beteiligung an der Deutsche Wohnen bereits an Vonovia verkauft. Der norwegische Staat gehört auch bei Vonovia zu den größten Aktionären und hält 6,18%. Auch Burlington Loan Management, das Investmentvehikel des Hedgefonds Davidson Kempner, hat sich bereits von seinem Deutsche-Wohnen-Paket getrennt. Mit gut 4 Millionen Papieren wanderten rund 1,11% des Grundkapitals des Berliner Wohnungsunternehmens an Vonovia.

Nicht mehr als 90 Prozent

Der größte deutsche Immobilienkonzern will mindestens 50% der Aktien der Deutsche Wohnen einsammeln. Mehr als 90% der Anteile will Vonovia nicht, da sonst Grunderwerbsteuer anfiele. Für den Fall, dass mehr angedient wird, hat Vonovia mit der Société Générale eine Drittbankvereinbarung getroffen, dass das Institut die Papiere übernimmt. Mit diesem Limit müsste Vonovia maximal weitere 12,7 Mrd. Euro aufbringen. Außerdem geht der Konzernvorstand von 225 Mill. Euro Aufwand für die Transaktion selbst aus. Davon entfallen 71 Mill. Euro auf die Nebenkosten und 154 Mill. Euro auf die Fremdfinanzierung. Die vor einem Monat angekündigte Megafusion – ein früherer Versuch war vor fünf Jahren gescheitert – würde laut Vonovia-Chef Rolf Buch ein „global führendes Immobilienunternehmen“ mit über 500000 Wohnungen und einem Portfoliowert von rund 90 Mrd. Euro schaffen. Als Gründe für den Zusammenschluss führt Vonovia im Angebot an, die zentralen Herausforderungen Wohnungsmangel und Klimawandel effizienter bewältigen zu können.

Der Konzern hofft auf Synergieeffekte von 105 Mill. Euro jährlich, die bis Ende 2024 vollständig realisiert sein sollen. Sie verursachen jedoch auch Einmalkosten von 200 Mill. Euro. Mögliche Kosteneinsparungen aus der gemeinsamen Finanzierung seien dort noch nicht eingerechnet, hieß es. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Vonovia in der Folge der Fusion für die nächsten gut zwei Jahre aus. Der Sitz der Deutsche Wohnen bleibt Berlin. Ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag oder Delisting der designierten Tochter ist nicht geplant.

In der Aktionärsstruktur der Deutsche Wohnen hat sich seit Bekanntgabe der Übernahmepläne einiges geändert. Die stärkste Aufmerksamkeit hat der Einstieg von Paul Singers Hedgefonds Elliott bekommen, der vor zwei Wochen einen Anteil von 3% gemeldet hat. BlackRock und MFS dagegen haben ihre Anteile auf 9% bzw. knapp 5% reduziert. Bei einem Erfolg ihrer Offerte müsste Vonovia auch den Aktionären der ebenfalls börsennotierten Deutsche-Wohnen-Tochter GSW Immobilien ein Übernahmeangebot vorlegen. Von ihr befinden sich nur etwa 1% der Aktien in Streubesitz, weitere 5% hält ein Spezialfonds, der von HSBC Deutschland verwaltet wird.