Modeschmuckanbieter

Vorkrisenniveau für Bijou Brigitte weit entfernt

In der Coronakrise ist Bijou Brigitte erstmals in die Verlustzone geraten. Der Modeschmuckfilialist wird nach eigener Einschätzung auch 2022 noch nicht an das Vorkrisenniveau anknüpfen.

Vorkrisenniveau für Bijou Brigitte weit entfernt

ste Hamburg

Der von den Folgen der Coronakrise stark getroffene Modeschmuckanbieter Bijou Brigitte hat für das Geschäftsjahr 2020 erneut die Zahlung einer Dividende ausfallen lassen. Dem Beschluss der Hauptversammlung war der Vorschlag zur Aussetzung der Ausschüttung von Vorstand und Aufsichtsrat mit dem Verweis auf äußerst ungewisse Aussichten, den hohen Konzernverlust 2020 sowie die Sicherung der Liquidität der Gesellschaft vorausgegangen.

Erstmals in der Geschichte des 1963 gegründeten und seit 1988 börsennotierten Hamburger Unternehmens war im vergangenen Jahr ein Vorsteuerverlust angefallen. Das Ergebnis betrug –33,7 (i.V. +37,4) Mill. Euro. Von Regierungen verfügte Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie, die bei Bijou Brigitte zu Ladenschließungen in Kernmärkten wie Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich führten, lösten 2020 insgesamt einen Umsatzrückgang um fast 39% auf knapp 205 (334) Mill. Euro aus.

Um die finanziellen Verluste zu begrenzen, nutzte der Konzern staatliche bzw. gesetzliche Hilfen wie Kurzarbeit. In Verhandlungen mit Ladenvermietern wurden 2020 rund 4 Mill. Euro Einsparungen gegenüber der vertraglich vereinbarten Miete erreicht. Das Filialnetz dünnte Bijou Brigitte auf 990 (i.V. 1042) Standorte aus. Zur Sicherung der Liquidität wurde zum 18. März 2020 ein Aktienrückkaufprogramm beendet. Gleichwohl schmolz die Liquidität bis Ende vergangenen Jahres auf knapp 110 Mill. Euro. An der Börse gab die Aktie des Konzerns verglichen mit dem Vorjahresschlusskurs um 52,9% auf 22,80 Euro nach.

Von diesem Niveau hat sich das Papier auf zuletzt 26,70 Euro wieder etwas erholt. Die Einschränkungen der Pandemie setzten Bijou Brigitte gleichwohl weiter zu. So sackten die Erlöse in den ersten drei Monaten verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, der nur zum Teil von der Coronakrise betroffen war, um 63% auf 19,8 Mill. Euro ab. Der Vorstand, der die Lage des Konzerns trotz des Jahresverlusts 2020 bei einer Eigenkapitalquote von 54,6 (i.V. 53,4)% als stabil einstuft, hält bislang für 2021 abhängig unter anderem von der Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen das Coronavirus insgesamt eine Umsatzsteigerung für denkbar. Das operative Vorsteuerergebnis könnte besser ausfallen als 2020. Neben einer weiteren „Optimierung“ des Standortnetzes und Mieteinsparungen stellt der an der Börse aktuell mit knapp 220 Mill. Euro bewertete Modeschmuckfilialist eine Fortsetzung der am Unternehmenserfolg orientierten Dividendenpolitik in Aussicht.

Mit einer schnellen vollständigen Erholung rechnet man bei Bijou Brigitte aber nicht. In einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ erklärte Vorstandschef Roland Werner kurz vor der Hauptversammlung, auch 2022 werde das Unternehmen, das zu den Krisenverlierern gehöre, das Vorkrisenniveau nicht erreichen. Laut dem Sohn von Firmengründer und Mehrheitsgesellschafter Friedrich-Wilhelm Werner will sich Bijou Brigitte auf den Ausbau der Marktführerschaft in Europa konzentrieren. Der Konzern, der rund 90% seiner Produkte aus China bezieht, ist in 21 Ländern Europas vertreten, darunter in Deutschland mit knapp 500 Filialen.