ZF verhandelt über Antriebssparte
ZF verhandelt über Antriebssparte
Gespräche mit Arbeitnehmerseite – Vorstand macht Tempo – Abermals Jahresverlust erwartet
jh München
Der Vorstand von ZF dringt auf mehr Tempo für den Umbau des Autozulieferers. „Wenn wir jetzt nicht weiter gegensteuern, stehen noch viel mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel“, sagte Konzernchef Holger Klein in der Online-Halbjahrespressekonferenz. „Daher braucht es jetzt schnelles Handeln.“ ZF kämpft mit zu gering ausgelasteten Werken, unter anderem wegen des langsamen Hochlaufs der Elektromobilität, unprofitablen Sparten und einer hohen Nettoverschuldung von mehr als 10 Mrd. Euro.
Seit Ende 2023 hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Friedrichshafen am Bodensee 11.200 Vollzeitstellen abgebaut, davon 5.700 in Deutschland. Zusätzlich gehen hierzulande 4.700 Beschäftigte bis 2028 in Altersteilzeit oder in den Ruhestand, wie Klein ankündigte. Einen weiteren Abbau, auch mit betriebsbedingten Kündigungen schließt er nicht aus.
Zeit bis Ende September
Gegen die Überlegung, die Antriebstechnik für Pkw auszugliedern, protestierten am Dienstag in dieser Woche Tausende Mitarbeiter von ZF in Deutschland. Am Mittwoch einigten sich der Vorstand und die Arbeitnehmervertretung darauf, bis Ende September gemeinsam eine Lösung für die sogenannte Division E zu erarbeiten. In ihr ist die Antriebstechnik für Pkw mit Elektro-, Hybrid- und Verbrennungsmotoren zusammengefasst. Sie hat rund 28.000 Beschäftigte und erzielt einen Jahresumsatz von 10 Mrd. Euro. In der ersten Hälfte dieses Jahres habe die Division dank des Personalabbaus und gesenkter Materialkosten das Ergebnis verbessert und eine schwarze Null erzielt, berichtete Klein.
Viele Produkte von ZF in diesem Segment seien preislich nicht wettbewerbsfähig, sagte der Vorstandschef. Das Unternehmen habe sehr früh in Elektromobilität investiert. „Das wird nun zur Belastung für uns, da uns wegen des schleppenden Hochlaufs Volumina fehlen, um die teuren Anlagen auszulasten.“ Kunden riefen zum Teil 40 bis 50% geringere Stückzahlen als erwartet ab und verschöben Produktionsanläufe.

Für Klein bedeutet das: „Es braucht jetzt konsequente Maßnahmen, um die Division zu restrukturieren und aus eigener Kraft wieder wettbewerbs- und zukunftsfähig zu machen.“ Personalüberhänge müssten reduziert werden und es müsse bewertet werden, welche Produkte sich an welchem Standort kostendeckend produzieren ließen und welche selbst gefertigt oder von Lieferanten bezogen würden. Entscheidend sei nun Geschwindigkeit.
Fehlbetrag erwartet
Der Vorstand erkennt erste Erfolge des Konzernumbaus. Klein nannte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Dieses stieg in der ersten Hälfte dieses Jahres auf 874 (i.V. 780) Mill. Euro. Die darauf bezogene Umsatzrendite erhöhte sich auf 4,4 (3,5)%. Zudem erwähnte Klein den bereinigten freien Cashflow, der sich um nahezu 1 Mrd. Euro auf 465 Mill. Euro verbessert habe. Gleichwohl steht unter dem Strich ein Nettoverlust von 195 Mill. Euro. Finanzvorstand Michael Frick rechnet auch für das gesamte Jahr mit einem Fehlbetrag. 2024 lag das Defizit bei gut 1 Mrd. Euro.
Für die hohe Nettoverschuldung ist nach Fricks Worten ein leichter Anstieg denkbar. Ende Juni waren es fast unverändert 10,5 Mrd. Euro. Die wichtigsten Kennziffern für den Kapitalmarkt seien das bereinigte operative Ergebnis und der bereinigte Cashflow. Mit den Banken habe sich ZF auf eine neue Obergrenze von 3,25 für den Verschuldungsgrad geeinigt, berichtete Frick. Ende Juni waren es 3,21.