Ford und GM

Verbrenner treiben Amerikas Autoriesen an

Die amerikanische Elektroauto-Misere schlägt sich in den Zahlen der führenden Hersteller des Landes nieder. Doch profitieren Ford und General Motors von einer anhaltend starken Nachfrage nach Verbrenner-Pickups.

Verbrenner treiben Amerikas Autoriesen an

Verbrenner treiben US-Autoriesen an

Ford übertrifft Erwartungen – GM hebt Ausblick an – E-Auto-Markt unter Druck

xaw New York

Schwere Fahrzeuge ziehen Amerikas Autoriesen aus dem Morast: Ford und auch General Motors haben im ersten Quartal vom hohen Interesse an ihren Pickup-Trucks mit Verbrennermotoren profitiert. Damit fingen die Rivalen aus Michigan einmal mehr eine schwache Entwicklung im Geschäft mit Elektroautos auf. Ford vermeldete am Mittwoch zwar einen Rückgang des Nettogewinns um 24% auf 1,33 Mrd. Dollar. Mit 49 Cent pro Aktie fiel der bereinigte Überschuss aber deutlich höher aus als erwartet.

Unternehmenskunden geben Auftrieb

Ford profitierte dabei von einer starken Entwicklung der Sparte Ford Pro, die Pickups, Transporter und andere Fahrzeuge für Unternehmensflotten verkauft. Die Erlöse der Geschäftseinheit zogen zum Vorjahr um 36% auf 18 Mrd. Dollar an, der Gewinn vor Zinsen und Steuern fiel mit über 3 Mrd. Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie im Auftaktquartal 2023.

Dagegen stand die Elektrosparte Model E erneut schwer unter Druck, die Erlöse sackten um 84% ab und die Vorsteuerverluste weiteten sich auf 1,32 Mrd. Dollar aus. Im Gesamtjahr 2024 steuert die Einheit auf einen operativen Fehlbetrag von 5 bis 5,5 Mrd. Dollar zu. Hintergrund ist das äußerst verhaltene Interesse an batteriebetriebenen Fahrzeugen insbesondere in den USA. Laut dem Branchendienst Kelley Blue Book wurden in den Vereinigten Staaten in den ersten drei Monaten nahezu 269.000 Elektroautos verkauft – gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete dies zwar noch einen Anstieg um 2,6%, gegenüber dem Schlussquartal 2023 aber einen Rückgang um 7,3%.

Unattraktive Elektro-Preise

Ein Kernproblem für die Branche besteht darin, dass die Elektroautopreise trotz massiver Nachlässe noch zu hoch ausfallen, um Verbrenner-Kunden zu locken. Durchschnittlich zahlten Käufer für Modelle aller Antriebsarten laut dem Analysedienst Cox Automotive zuletzt rund 47.244 Dollar, wobei E-Fahrzeuge mit ihrem US-Endkunden-Marktanteil von zuletzt 7,6% den Schnitt bereits deutlich nach oben ziehen. Viele Verbrenner-Fahrer haben sich inzwischen hingegen an Preise unter 40.000 Dollar gewöhnt.

Der Ford F-150 Lightning an einer Ladesäule: US-Autokäufer schrecken wegen höherer Kosten noch immer vor Elektro-Modellen zurück.

Die Elektro-Tristesse zeigt sich auch bei Vorreiter Tesla. Trotz umfangreicher Rabatte in den USA und China sackten die Auslieferungen des im texanischen Austin ansässigen Unternehmens im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahrszeitraum um 8,5% auf 386.810 Fahrzeuge ab, dies bedeutete den ersten Rückgang seit den Corona-Verwerfungen 2020. Tesla kündigte darauf eine Kürzung der globalen Belegschaft um 10% an. Neben dem ersten Umsatzrückgang seit vier Jahren musste das von Elon Musk geführte Unternehmen nun auch einen Gewinneinbruch um 55% auf 1,13 Mrd. Dollar bekanntgeben. Die operative Marge, von Konkurrenten einst neidvoll beäugt, ist mit 5,5% unter die branchenüblichen Standards abgestürzt.

Die Traditionshersteller profitieren nun von ihrem Standbein im Diesel- und Benziner-Markt. Das zeigt sich auch bei General Motors: Der Konzern, angetrieben durch starke Verkäufe von Pickups in Nordamerika, vermeldete für das erste Quartal ein Gewinnwachstum um 24,4% auf 2,98 Mrd. Dollar und hob angesichts einer stabilen Verbrennernachfrage den Ausblick für 2024 an. Die Stärke im Heimatmarkt fing dabei die Schwäche in Übersee auf: In China, wo zuletzt erstmals mehr Elektro- und Hybridautos verkauft wurden als Benziner und Diesel, musste GM einen seltenen Verlust hinnehmen.

Hybride im Aufwind

GM hatte zuletzt angekündigt, Plug-in-Hybride ins Produktportfolio aufzunehmen. Konzernchefin Mary Barra wollte eine Phase mit Fokus auf Fahrzeuge mit zwei Antriebsquellen eigentlich überspringen, doch sind diese bei Kunden deutlich beliebter als Stromer. Laut dem Branchenportal Edmunds werden Händler Hybride 2024 in der Regel fast dreimal so schnell los wie E-Autos.

Bei Ford sollen aber vorerst weiter die Verbrennertrucks den Karren aus dem Dreck ziehen. So bekräftigte der Konzern trotz gestiegener Personalkosten nach einem Tarifstreit die Prognose für den bereinigten operativen Gewinn. Dieser werde zwischen 10 bis 12 Mrd. Dollar liegen – laut CFO John Lawler sogar am oberen Ende der Spanne.

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