Abschied aus dem Privatkundengeschäft

Apple zieht sich aus Kartenpartnerschaft mit Goldman zurück

Goldman Sachs dürfte das letzte Großprojekt ihrer gebeutelten Privatkundensparte binnen anderthalb Jahren loswerden. Denn Kreditkartenpartner Apple zieht sich wohl aus der 2019 geschlossenen Kooperation zurück.

Apple zieht sich aus Kartenpartnerschaft mit Goldman zurück

Apple zieht sich aus Kartenkooperation mit Goldman zurück

Bank dürfte letztes Großprojekt in gebeutelter Privatkundensparte binnen anderthalb Jahren loswerden – Gespräche über Nachfolge laufen wohl noch

xaw New York

Beim Abschied von Goldman Sachs aus dem Privatkundengeschäft geht es Schlag auf Schlag. Nun will sich Apple aus der Kreditkartenpartnerschaft mit dem Geldhaus zurückziehen – der Technologieriese habe ein Ende der Vereinbarung innerhalb der kommenden zwölf bis 18 Monate vorgeschlagen, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Neben den 2019 gestarteten Kreditkarten soll auch das Sparkontenangebot betroffen sein, das Apple und Goldman erst im April lanciert hatten.

Milliardenschwere Verluste

Im vergangenen Jahr hatten die Konzerne ihre Kooperation noch bis 2029 verlängert. Nun bricht wohl auch die letzte Säule der Privatkundenambitionen von Goldman weg. Denn das Consumer Banking hat für das Geldhaus weniger die erhofften Diversifikationseffekte gebracht als vielmehr hohe Belastungen. In der Sparte Platform Solutions, in der das Consumer Banking angesiedelt ist, hat Goldman seit Anfang 2020 Vorsteuerverluste von mehr als 4 Mrd. Dollar angehäuft.

Den Ausflug ins Consumer Banking startete Goldman 2016 mit der Kreditplattform Marcus. Doch nach Fehlschlägen begann Goldman 2022, Marcus zurechtzustutzen. Im laufenden Jahr zurrte die Bank Verkäufe der Anlageberatung Personal Financial Management sowie der Ratenkreditplattform Green Sky fest.

Auch das Kreditkartengeschäft steht schon länger zur Disposition. Anfang November teilte die Bank Mitarbeitern wohl mit, dass die Suche nach einem neuen ausstellenden Institut für die mit General Motors lancierten Karten in Kürze beginnen werde. Eine Sprecherin des Autokonzerns betonte gegenüber der Börsen-Zeitung, GM arbeite an einer "nahtlosen Umstellung" und bewerte neue Partner.

General Motors arbeitet an einer "nahtlosen" Fortsetzung ihres Kreditkartenprogramms mit einem neuen Bankenpartner. Foto: AP Photo/Paul Sancya, File.

Ob Apple bereits eine neue ausstellende Bank für ihre Kreditkarten gefunden hat, ist noch nicht bekannt. Goldman hat seit dem Frühjahr wohl Gespräche mit möglichen Nachfolgern geführt. Darunter soll sich auch der Zahlungsriese American Express befinden, der laut Insidern allerdings Bedenken bezüglich der Ausfallraten im Programm angemeldet haben soll.

Auch Synchrony Financial, der größte Anbieter von Eigenmarken-Kreditkarten für Händler in den USA, hegt angeblich Interesse an dem Apple-Programm. Der Finanzdienstleister vergibt Kredite an Verbraucher mit niedrigem Bonitätsscore, versucht aber, sich als Aussteller mit engen Verbindungen zur Tech-Szene zu positionieren. Zu den größten Kartenpartnern zählen Amazon und Paypal. Ursprünglich hatte Synchrony gegen Goldman um die Apple-Kooperation geboten.

Rückschlag für Service-Ambition

Für den Tech-Riesen bedeutet das bevorstehende Ende der Partnerschaft mit der Wall-Street-Größe einen Rückschlag in Bezug auf sein Service-Angebot. Über höhere Dienstleistungserlöse will Apple schwächere iPhone-Verkäufe auffangen. Der Konzern drängte Goldman dazu, nahezu alle Antragssteller für das Kartenprogramm anzunehmen – für die Bank bedeutete dies zusätzliche Belastungen.

Denn obwohl das Verbrauchervertrauen unter Druck steht, kaufen die US-Konsumenten in großem Stil auf Pump. Die gesamten Kreditkartensalden haben im dritten Quartal 2023 laut der Federal Reserve einen Rekordwert von 1,08 Bill. Dollar erreicht. Im dritten Quartal 2019, als Goldman die Partnerschaft mit Apple lancierte, belief sich das Verschuldungsvolumen noch auf 881 Mrd. Dollar. Bei dem Wall-Street-Haus fielen die Salden 2023 mit 17,9 Mrd. Dollar schon Ende September höher aus als im gesamten Vorjahr. Das Problem: Die Ausfallraten in den USA ziehen seit Mitte 2021 deutlich an.

Regulatorischer Druck wächst

Für Goldman bedeutet die Präsenz im Kartengeschäft daher die Notwendigkeit zu höheren Rückstellungen, die den Nettogewinn belasten. Zudem wächst der regulatorische Druck: Im vergangenen Jahr legte die Bank offen, dass das US-Verbraucherschutzbüro die Geschäftspraktiken im Kreditkartenbereich untersuche. Zudem prüft die Fed, ob Goldman beim Aufbau der Konsumentenkreditsparte über ausreichende Risikokontrollen verfügte. Im Bankenturm an der New Yorker West Street dürften laut Beobachtern daher bald nur wenige Tränen über das Ende des Privatkundengeschäfts fließen.

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