Bankenstresstest

Sinkende Zinsen sind Haar in der Suppe

Der Stresstest ist zur Zufriedenheit der Branche und der Regulierer und Aufseher ausgefallen. Dennoch trägt die EBA den Banken auf, sich verstärkt der Cybersicherheit zu widmen und ihre Erträge zu diversifizieren. Denn der Test war auch deshalb passabel, weil die Institute über dicke Puffer aus den Zeiten des Zinsschubs verfügen.

Sinkende Zinsen sind Haar in der Suppe

Sinkende Zinsen sind Haar in der Suppe

EBA-Regulierer mahnen nachhaltige Ertragskraft der Banken an – Branche übt Kritik

fir Frankfurt

Im Interview Seite 5

Die Ergebnisse des europaweiten Bankenstresstests stoßen in der Finanzbranche überwiegend auf Wohlgefallen. Die Zufriedenheit liegt aber auch darin begründet, dass die Ausgangslage der Finanzbranche diesmal besser war als beim vorherigen Test vor zwei Jahren. So profitierten die Institute vor allem von den sprudelnden Zinserträgen der vergangenen Jahre. Vertreter des europäischen Bankenregulierers EBA machen im Interview der Börsen-Zeitung darauf aufmerksam, dass die Banken angesichts sinkender Zinsen nicht mehr notwendigerweise auf diesen Vorteil werden setzen können.

Erträge ausbauen

Sie müssten „die Nachhaltigkeit ihrer Erträge in Zukunft berücksichtigen, da sinkende Zinsen ihre Fähigkeit zum Ausgleich von Verlusten beeinträchtigen könnten“, sagt Kamil Liberadzki, Direktor der Wirtschafts- und Risikoanalyse bei der EBA. Die Behörde war für den Test zusammen mit der EZB und dem europäischen Systemrisikorat (ESRB) verantwortlich. Der Leiter der Abteilung Risikoanalyse und Stresstests bei der EBA, Angel Monzon, bescheinigt dem Bankensystem Widerstandsfähigkeit „selbst unter einem hypothetischen schweren wirtschaftlichen Abschwung“. „Die starke Leistung der EU-Banken im Stresstest 2025 ist beruhigend.“

Ein Ergebnis des am Freitagabend veröffentlichten Stresstests ist, dass im Krisenszenario, das von einem Wirtschaftseinbruch in der EU im Zeitraum 2025 bis 2027 um 6,3% ausgeht, die harte Kernkapitalquote um 370 Basispunkte auf 12,1% sinkt. Die EBA hatte 64 der größten Banken Europas dem Test unterzogen, weiterer 45 hatte sich die EZB angenommen.

Geringere Schäden durch operationelle Risiken

Zeit, sich darauf auszuruhen, verbleibt nach Ansicht der Regulierer allerdings nicht. So verweist Liberadzki darauf, dass Verluste aus operationellen Risiken zwar abnähmen. Dazu zählen Schäden, die beispielsweise durch unangemessenes Verhalten von Mitarbeitern, Versagen von IT oder Kontrollmechanismen oder durch äußere Einwirkung wie Naturkatastrophen oder Cyberattacken entstehen können. Doch „insbesondere im Zusammenhang mit Letzteren sollten Banken über die finanziellen Auswirkungen hinausblicken und die Geschäftsfortführung sicherstellen“, mahnt Liberadzki.

Zudem sollten ihm zufolge in so unsicheren Zeiten wie diesen Banken ihre Szenario-Planung ausbauen. Auch wenn sie damit bereits besser geworden seien, müssten sie weiter daran feilen, etwa die negativen Folgen von handels- und geopolitischem Stress auf ihre Kreditportfolien zu analysieren.

Deutsche Kreditwirtschaft beklagt weltfremdes Szenario

Kritik an den Spielregeln übte die Deutsche Kreditwirtschaft (DK). Sie hält den Instituten zwar zugute, auch in schwierigen Situationen resilient zu sein, wirft den Initiatoren aber vor, unrealistischen Annahmen anzuhängen. Denn die Banken mussten die Stresstest-Folgen gemäß den Regeln der neuen EU-Eigenkapitalanforderungen (CRR III) für 2033 berechnen. „Dieser Zeithorizont passt nicht zum Szenario“, die zu berechnenden Ergebnisse werde es so nie geben.

„Die Portfolien der Banken werden bis dahin anders aussehen, da die Banken auf regulatorische Entwicklungen angemessen reagieren“, so der Dachverband der Spitzenverbände der deutschen Kreditinstitute. Entsprechend fielen die Ergebnisse der Banken sehr unterschiedlich aus, seien kaum miteinander vergleichbar und wenig aussagekräftig, bemängelt die DK.