Künstliche Intelligenz und Aufsicht

Bankenregulierung im digitalen Wandel

Künstliche Intelligenz trifft Regulierung: Beim Bundesbank-Symposium diskutierten Experten, wie Aufsicht effizient bleibt, wenn Banken zunehmend digital denken – und Algorithmen über Kredite entscheiden.

Bankenregulierung im digitalen Wandel

Bankenregulierung im digitalen Wandel

Bundesbank-Symposium zur Bankenaufsicht 2025 – Künstliche Intelligenz zwischen Effizienz und Kontrolle

wbr Frankfurt

Die Zukunft des Bankensektors wird nicht nur programmiert, sondern auch reguliert. Dies wurde beim Bundesbank-Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ am Donnerstag in Frankfurt deutlich. Die Experten aus Finanzwirtschaft, Aufsichtsbehörden, Politik und Wissenschaft diskutierten über die wachsende Rolle von künstlicher Intelligenz, den Reformbedarf in der Regulierung und die Gratwanderung zwischen Innovation und Stabilität.

Michael Theurer, seit neun Monaten Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, eröffnete das Symposium mit einem Plädoyer für eine moderne, differenzierte Regulierung. Bürokratie, so Theurer, dürfe „nicht über das Ziel hinausschießen“. Gerade für kleinere Institute sei eine verhältnismäßige Aufsicht entscheidend. Ziel müsse es sein, die Aufsicht wirksam, aber nicht lähmend zu gestalten.

Von Regtech und Suptech

Ein Schwerpunkt der Bundesbank liegt auf dem Einsatz digitaler Technologien in der Aufsicht selbst. KI-gestützte Tools und datenbasierte Analysen – etwa im Rahmen von Stresstests oder ESG-Auswertungen – sollen künftig helfen, Prozesse zu beschleunigen und zu standardisieren. Unter dem Motto „Define once – report once“ kündigte Theurer den Einsatz von Smart Regulation (Regtech und Suptech) an. Gleichzeitig warnte er vor allzu weitgehenden Forderungen nach Lockerung: „Besser kapitalisierte Banken leisten durch ihre Stabilität einen erheblichen Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft. Umso bemerkenswerter finde ich es, mit welcher Chuzpe einzelne Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden auftreten – und dabei ernsthaft für eine Absenkung der Kapitalanforderungen plädieren.“

Deutschland nicht gut genug

Den technischen Wandel und dessen Implikationen griff auch Tobias Tenner, Bereichsleiter Digitalisierung beim Bundesverband deutscher Banken (BdB), auf. Zwar setzten laut Tenner 73% der deutschen Banken bereits KI ein – diese Zahl sei jedoch mit Vorsicht zu genießen: „Wird KI wirklich im Kernprozess genutzt oder nur als interner Chatbot?“ Im internationalen Vergleich hinke Deutschland inzwischen hinterher – nicht nur in der Breite, sondern auch in der Qualität der Anwendungen.

Haftung bei KI-Entscheidungen

Besonders kritisch sieht Verbandsvertreter Tenner die mangelnde Tiefe der Nutzung von KI. In vielen Instituten fehle es an durchgängiger Prozessintegration oder klaren Entscheidungspfaden. Während internationale Großbanken bereits mit sogenannten „Agentic AI“-Systemen experimentierten, die eigenständig Kreditentscheidungen treffen oder Portfolios steuern, bleibe dies in Deutschland die Ausnahme. Der regulatorische Handlungsbedarf steige entsprechend: „Wer haftet, wenn eine autonome KI eine Fehlentscheidung trifft?“

Beide Redner betonten, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz nicht nur Effizienz verspricht, sondern auch neue Risiken birgt – etwa bei der Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen oder der Sicherstellung fairer Prozesse. Die Aufsicht müsse diesen Wandel aktiv begleiten und neue Standards entwickeln, ohne dabei die Stabilität des Systems zu gefährden. Theurer formulierte es deutlich: „Effizienz darf nie auf Kosten der Stabilität gehen.“

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