Unternehmensanleihen

Chinas Finanz­aufseher animieren zu Bondkäufen

Die chinesische Bank- und Versicherungsaufsicht CBIRC soll einheimische Versicherer zu Stützungskäufen bei hoch gerateten Unternehmensanleihen aufgefordert haben. Sie waren jüngst stark unter Druck geraten.

Chinas Finanz­aufseher animieren zu Bondkäufen

nh Schanghai

Chinas Finanzregulatoren scheinen von einer jüngsten Abverkaufswelle am chinesischen Bondmarkt in Alarmstimmung versetzt worden zu sein und fordern die heimischen Versicherungskonzerne zu Stützungskäufen bei hoch gerateten Unternehmensanleihen auf. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hat die China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) zur Wochenmitte ein Treffen mit Vertretern der führenden staatlichen wie auch privaten Versicherungskonzerne sowie einer Reihe von Großbanken einberufen. Dabei sollen die Finanzinstitute dazu aufgefordert worden sein, mit gezielten Bondkäufen einem manifesten Umschichtungstrend mit dem Ausstieg aus risikoarmen Anleihekategorien und der Anlage in Aktien und Hochzinspapieren entgegenzuwirken.

Keine Marktpflegeaktion

Die neue „Guidance“ des Finanzregulators ist nicht etwa als eine Marktpflegeaktion zu verstehen, für die der chinesische Wertpapierregulator und die Zentralbank verantwortlich wären, sondern erfolgt aus einem spezifischen Finanzstabilitätsaspekt heraus. Der steht im Zusammenhang mit den von chinesischen Banken und Versicherungen im großen Stil vertriebenen sogenannten Wealth Management Products (WMP) für Privatkunden. Dabei handelt es sich um in der Regel relativ kurzfristige zinstragende Anlageprodukte, die chinesischen Privatkunden im großen Stil als Alternative zu herkömmlichen Spar- und Sichteinlagen nutzen.

Ein neuer Trend

Seit den ersten konkreten Anzeichen für eine Lockerung des chinesischen Corona-Kontrollregimes im November werden Chinas Finanzmärkte von einem neuen Trend bestimmt. Die Aussicht auf einen Ausstieg aus der extrem wirtschaftsschädigenden Null-Covid-Politik hat zu einer gewaltigen Hausse am Aktienmarkt geführt, beflügelt generell den Risikoappetit der Anleger und animiert zum Ausstieg aus konservativeren anleihebezogenen Investments. Dies wiederum hat seit Novembermitte zu einer Kündigungswelle bei entsprechend positionierten WMP geführt, die deren Investmentmanager wiederum zu einer Auflösung von Anleihepositionen zwingt.

Dem Finanzregulator ist die ruckartige Umschichtung dieser Gelder ein Dorn im Auge, weil sie zu einem Liquiditätsabzug bei den Banken führt und eine plötzliche Verlagerung von sparähnlichen Anlageformen in spekulative Aktienengagements in einem sehr volatilen Börsenumfeld fördert. Dem Vernehmen nach hat die CBIRC die Banken aufgefordert, gesonderte Berichte über ihre Liquiditätsposition im Zusammenhang mit dem WMP-Geschäft zu erstellen und abzugeben.

Gleichzeitig werden sie dazu angehalten, sich auch in ihrem Eigenhandelsgeschäft (bei dem Aktienengagements ausgeschlossen sind) gezielter in unter Druck geratenen festverzinslichen Wertpapieren zu engagieren. Abgesehen davon will man vermeiden, dass in einem sehr wackeligen Konjunkturumfeld die Refinanzierungskosten der Unternehmen am Anleihemarkt in die Höhe getrieben werden.

Im Zuge der Abverkaufswelle haben die Renditen auf chinesische Unternehmensanleihen im November den kräftigsten Renditeauftrieb seit fünf Jahren hingelegt und sind, nachdem jüngst eine vehemente Lockerung der Corona-Kontrollen bekannt gegeben wurde, weiter angestiegen.

Bei dreijährigen Corporate Bonds in der obersten Ratingklasse ist die durchschnittliche Rendite um mehr als 50 Basispunkte auf nunmehr knapp 3,2% in die Höhe geschossen und erreicht damit ein Dreizehnmonatshoch.