„Diese Vintages waren die schlechtesten überhaupt“
Im Podcast: Martin vom Hagen
Adams-Street sieht Herdentrieb
US-Vermögensverwalter warnt vor Trendinvestments wie Rüstung
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Investoren, die Trends nachjagen, erleben häufig eine Enttäuschung, sagt Martin vom Hagen vom US-Unternehmen Adams Street im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ und warnt vor thesengetriebenen Strategien. Die Krisenherde machen vom Hagen wenig Sorgen, trotzdem misten die Amerikaner regelmäßig aus.
Martin vom Hagen warnt anlässlich der jüngsten Fundraising-Erfolge der deutschen Rüstungs-Startups Helsing und Quantum Systems davor, Trends hinterherzurennen. Venture-Capital-Fonds, die das in der Vergangenheit gemacht hätten, seien rückblickend die schlechtesten gewesen, sagt der Adams-Street-Partner im Podcast „Betting Billions“.
Das sei eine der wichtigsten Lektionen aus den vergangenen 25 Jahren. „Wenn man Trends nachjagt, endet das häufig in einer Enttäuschung“, sagt vom Hagen. Das habe Anfang der 2000er Jahre mit der TMT-Blase angefangen, als plötzlich alle begonnen hätten, in Internetaktien zu investieren. Gleiches hätte man auch in den privaten Kapitalmärkten machen können. „Diese Vintages waren die schlechtesten Jahrgänge überhaupt“, sagt vom Hagen.
Fonds auf Venture-Capital-Fonds ohne Sektorfokus
Der US-Assetmanager mit rund 61 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen fokussiere sich in seiner Anlagestrategie daher nicht auf spezifische Themen oder Sektoren. Adams Street suche stattdessen VC-Fonds, die in breitere Themen wie Disruption, Transformation oder Wachstum investieren würden. In der Regel seien da auch Fonds dabei, die Defense-Investments in Betracht zögen, sagt vom Hagen.
Als Beispiel nennt er das Münchner Drohnen-Startup Helsing, das nach der jüngsten, 600 Mill. Euro schweren Finanzierungsrunde um Spotify-Gründer Daniel Ek jetzt mit 12 Mrd. Euro bewertet wird. Vom Hagen spielt bei Helsing aber auf die früheren Finanzierungsrunden an, bei denen Venture-Capital-Fonds wie Accel, Lightspeed oder General Catalyst frühzeitig investiert waren – zu deutlich niedrigeren Einstiegspreisen.
Adams Street im Verteidigungssektor investiert
Diese großen VC-Fonds hätten solche Investments frühzeitig gemacht und insofern habe Adams Street Positionen im Bereich Verteidigung. Auch das Thema Cyber Security sei mit Blick auf hybride Kriegsführung ein Thema, das wichtiger werde. „Aber wir setzten uns jetzt nicht mit dem Investment-Komitee hin und sagen: Lass uns ein paar sektorspezifische Defense-VC-Manager ergänzen, um diesen Trend zu spielen“, sagt vom Hagen.
Zyklen und Krisen passierten vom Hagen zufolge immer wieder. Adams Street selbst benötige drei Jahre, um das für einen Fonds eingeworbene Geld in Venture-Capital-Fonds zu investieren. Diese wiederum benötigten weitere fünf bis sechs Jahre, um das Kapital zum Arbeiten zu bringen und in Startups zu investieren. „Insofern kann man solche Krisenmomente nicht timen“, sagt vom Hagen. Die einzige Möglichkeit, die ein Investor habe, sei seine Investments geografisch und thematisch breit zu streuen und eine konservative Anlagepolitik zu verfolgen.
Portfoliobereinigung alle drei bis fünf Jahre
Trotzdem betreibe Adams Street aktives Portfoliomanagement. Heißt: Der Vermögensverwalter analysiert kontinuierlich den Wert seiner einzelnen Fondspositionen und der Startups, in die seine Manager investiert haben. Eine Portfoliobereinigung finde vom Hagen zufolge alle drei bis fünf Jahre statt, sofern Fondsanteile einzelner Manager zu attraktiven Konditionen im Sekundärmarkt platziert werden könnten. Dass Adams Street aufgrund einer eingetretenen Situation Notverkäufe tätigt, um das Risiko zu reduzieren, komme jedoch so gut wie nie vor.
Mit dem vor kurzem bei 270 Mill. Euro geschlossenen ersten Venture-Capital-Fonds für Europa – der globale Fonds ist 1,2 Mrd. Dollar groß – trete Adams Street vom Hagen zufolge am Sekundärmarkt auch als Käufer auf. Bis zu 30% des Fondsvolumens könne für solch taktische Investments verwendet werden. Die mehrheitlichen 70% würden am Primärmarkt in neue VC-Fonds investiert. Im aktuellen Marktumfeld sieht vom Hagen am Zweitmarkt gute Chancen, Fondsanteile von guten Venture-Capital-Fonds zu erwerben.