Terminal-Probleme

„Ein Novum in Deutschland“

Der Finanztechnologie-Dienstleister FIS rechnet infolge der sich ziehenden Probleme bei Zahlungen an Kartenterminals mit regulatorischen Konsequenzen. Manager Fredrik Neumann findet vor allem „die veraltete Infrastruktur“ in Deutschland problematisch.

„Ein Novum in Deutschland“

bn Frankfurt

 Der US-amerikanische Finanztechnologie-Dienstleister Fidelity National Information Services (FIS) rechnet infolge der sich ziehenden Probleme bei Zahlungen an Kartenterminals mit regulatorischen Konsequenzen. „Die aktuellen Probleme sind in dieser Form ein Novum in Deutschland und werden sicherlich den Regulator noch stärker auf den Plan rufen“, erklärt Fredrik Neumann, Country Manager Business Development Sales Nordics bei FIS, der Börsen-Zeitung. Risiken beim digitalen Bezahlen müssten früh in Betracht gezogen werden, um das Nutzervertrauen nicht zu gefährden, mahnt er. Im konkreten Fall werde eine abschließende Analyse abzuwarten sein, bevor ein Fazit gezogen werden könne.

Seit gut einer Woche dauern vielerorts bundesweit Probleme beim bargeldlosen Bezahlen an, da Kartentransaktionen mit dem Terminal H5000 des US-Herstellers Verifone infolge einer Fehlfunktion nur mehr eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich sind. Der Hersteller der Geräte unterliegt dabei nicht der Aufsicht durch die BaFin. Die hat eigenen Angaben zufolge gleichwohl eine Abfrage unter den ihrer Aufsicht unterstellen Zahlungsdienstleistern gestartet, um sich ein Bild vom Ausmaß der Störung zu machen.

Für Aufsicht und Regulierung ist die Hängepartie kein Glanzstück. Erst vor zwei Jahren hatte die Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard Schwachstellen in den Strukturen von Aufsicht und Bilanzkontrolle offengelegt und BaFin sowie den Prüfer EY blamiert – seither hat die Aufsicht unter anderem eine Art Landkarte von Auslagerungsketten im Finanzsektor erstellt. Heikel ist die Lage auch für die Bundesbank. Sie zeichnet für die Versorgung mit Bargeld verantwortlich, das seit Beginn der Panne am 24. Mai vielerorts wieder unversehens hoch im Kurs steht. Im Rampenlicht steht nicht zuletzt die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), die als Betreiberin des Girocardsystems die dort geltenden Regeln und Sicherheitskriterien festlegt. Der Zusammenschluss der kreditwirtschaftlichen Verbände hat erklärt, die aktuelle Störung sei nicht auf die Nutzung ihrer funktionalen und sicherheitstechnischen Vorgaben zurückzuführen: „Bis das letzte Terminal ausgetauscht oder upgedatet wurde, wird es nach unserer Einschätzung noch eine Weile dauern“, hieß es dort am Mittwoch ohne konkretere Zeitangabe. Neumann zufolge gehören nun Themen wie die Zertifizierung und Akkreditierung von IT-Produkten und -Dienstleistungen auf die Agenda: „Die veraltete Infrastruktur ist in Deutschland im Speziellen problematisch“, erklärt der Manager des US-Unternehmens, das mit Verifone 2017 ein gemeinsames Programm zum Bezahlen mit an Kredit- oder Debit-Karten gebundenen „Loyalitätspunkten“ gestartet hatte: „Hier müssen Händler und Lieferanten schlicht die IT-Infrastruktur verbessern.“ Hinsichtlich seines Bezahlverhaltens sei Europa „sehr unterschiedlich“ entwickelt, stellt er fest. So seien alternative Lösungen, die auf anderen technischen Plattformen beruhen, etwa in Großbritannien und Skandinavien sehr weit verbreitet, etwa in Form von Angeboten wie Scan & Go, Softpos, QR-Codes oder In-App-Lösungen, die ein Backup zu den Lesegeräten darstellen. Deutschland dagegen sei wie andere Staaten in Mittel- oder Südeuropa „deutlich anfälliger“. Als Baustellen nennt Neumann „Prävention, Risikominimierung im Einklang mit neuer Technologie“ sowie das Nutzererlebnis.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.