Enge Zinsmarge belastet Chinas Großbanken
Enge Zinsmarge bremst Chinas Großbanken
Auffälliger Gewinnrückgang beim Branchenriesen ICBC – Börse reagiert verstimmt
nh Schanghai
Ein anhaltender Druck auf die Nettozinsmargen färbt deutlich auf die Ertragsdynamik der staatskontrollierten chinesischen Megabanken ab. Beim Branchenprimus Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) fiel der Gewinn nach Steuern im ersten Quartal um 4% gegenüber Vorjahr auf 84,2 Mrd. Yuan (10,1 Mrd. Euro). Die Analysten hatten mit einem stabilen Gewinnausweis gerechnet. Auch die Nummer 2 des Landes, China Construction Bank (CCB), sieht ihren Gewinn für die Dreimonatsperiode um 4% geschmälert.
Rekordtiefe Zinsspannen
Im Quartett der von der Zentralregierung kontrollierten Staatsriesen verzeichnet diesmal nur die Agricultural Bank of China (AgBank) einen leichten Gewinnzuwachs um 1,5%. Das viertgrößte Kreditinstitut Bank of China (BOC) landet bei einem Minus von 2%. Die für chinesische Verhältnisse bereits hauchdünnen Zinsmargen der Banken sind im laufenden monetären Lockerungszyklus der Zentralbank weiter zurückgegangen und befinden sich auf Rekordtief. Bei der ICBC kürzte die Spanne von 1,42% am Jahresende kommend auf 1,33% zum März-Ultimo weiter ein. Auch BOC, AgBank und CCB verzeichnen mit Nettozinsmargen zwischen 1,29 und 1,41% jeweils neue Niedrigwerte.
Konjunktursorgen
Chinas Großbanken haben trotz einer schwierigen Konjunkturlage und einer fortlaufenden Einengung der Nettozinsmarge im vergangenen Jahr noch leichte Gewinnsteigerungen verzeichnet. Selbst in der Pandemiezeit kamen die Erträge stabil im niedrigen einstelligen Bereich voran. Nun wachsen allerdings Befürchtungen hinsichtlich einer schleichenden Gewinnerosion, angesichts wachsender konjunktureller Herausforderungen. Dies lässt auch Chinas Aktienanleger nicht kalt. Am Mittwoch reagierten sie zunächst empfindlich. Bankwerte waren der schwächste Sektor im Hang Seng China Enterprise Index. Der Kurs der ICBC-Aktie fiel zunächst um gut 6% zurück, allerdings begrenzte sich der Tagesverlust dann noch auf knapp 3%.
Zentralbank setzt nach
In der zweiten Jahreshälfte 2024 hatten die Institute noch einigen Rückenwind durch untypisch kräftige Handelsgewinne aus ihrem Engagement im Staatsanleihenmarkt gezogen, die im Zahlenwerk allerdings nicht eindeutig zugeordnet werden. Nach einer starken Bondrally im vergangenen ist die Situation am Anleihemarkt aber deutlich volatiler geworden und dürfte weniger Erträge abwerfen. Bereits absehbar ist eine weitere Zinssenkungsrunde der Zentralbank im Laufe des zweiten Quartals. Dies dürfte sich auf die Loan Prime Rate als Benchmark für Unternehmens- und Hypothekenkredite auswirken und den Margendruck weiter verstärken.