Wie Milliardäre ihr Vermögen verwalten lassen

Family Offices fürchten Handelskrieg

Reiche Familien sehen in einem globalen Handelskrieg das größte Risiko für ihre Investments. Sie setzen auf Diversifikation und aktives Management, um Unsicherheiten zu begegnen.

Family Offices fürchten Handelskrieg

Family Offices fürchten Handelskrieg

Milliardäre setzen auf Aktien und Festverzinsliche am Heimatmarkt – Nur die Hälfte hat Nachfolgeregelung

tl Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt

Sehr reiche Familien fürchten sich am meisten vor einem globalen Handelskrieg. Das sei mit Blick auf die kommenden zwölf Monate das größte Risiko für ihre Investments in diesem Jahr, ergab eine Befragung der UBS von 317 Family Offices. Diese UBS-Kunden sind den Angaben zufolge zwischen dem 22. Januar und dem 4. April online befragt worden. Um die jüngsten Entwicklungen zu berücksichtigen, wurden vom 9. April bis 7. Mai zusätzliche Tiefeninterviews durchgeführt.

Rezession und Schuldenkrise

„Auch mit Blick auf die nächsten fünf Jahre stehen Folgerisiken wie eine weltweite Rezession, eine globale Schuldenkrise oder die Eskalation geopolitischer Konflikte im Fokus“, sagt Tobias Vogel, CEO UBS Europe SE. „In diesem unsicheren Umfeld gewinnt aktives Management an Bedeutung: 61% der Family Offices in Europa verwalten ihre Aktienpositionen inzwischen aktiv – ein klarer Trend zur Risikostreuung durch Flexibilität. Hedgefonds und gezielte Allokationen in Edelmetalle ergänzen diesen strategischen Kurs.“ 

Geografische Schwerpunkte der Investitionen sind nach wie vor Nordamerika (53% nach 50% im Vorjahr) und Westeuropa (unverändert 26%). Dagegen fallen der asiatisch-pazifische Raum (ohne China inkl. Hongkong) und China mit Hongkong mit jeweils 7% deutlich ab. US-Family Offices investieren fast ausschließlich (86%) in ihrer Heimatregion. 2020 waren es erst 74%. Bei europäischen Family Offices liegt der Home Bias bei 44%. An zweiter Stelle steht hier der Nahe Osten mit 21% der Assets.

Langfrist-Strategie bleibt

„Trotz geopolitischer und wirtschaftlicher Turbulenzen bleiben Family Offices ihren langfristigen Strategien treu. Sie setzen konsequent auf Diversifikation, Renditeoptimierung und gezielte Engagements in strukturelle Wachstumsthemen wie generative KI, Gesundheitswesen und Elektrifizierung“, sagt Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege der UBS in Deutschland. „Gleichzeitig ist eine spürbare Veränderung der Portfoliostruktur zu beobachten. Bargeldbestände sinken und Aktienallokationen steigen – insbesondere in etablierten Märkten wie USA und Europa. Auch Private Debt gewinnt spürbar an Gewicht, genau wie Investitionen in Anleihen.“

Einige Family Offices setzen verstärkt auf Aktien und Anleihen aus Industrieländern, weil sie offenbar in einem volatilen Umfeld auf hochliquiden Märkten nach Kapitalwachstum und Rendite suchen. Gesucht sind Aktien von Unternehmen, die sich mit generativer künstlicher Intelligenz beschäftigen, aber auch Energie- und Rohstoffaktien.

Aktienquote legt zu

Die Allokation in Aktien entwickelter Märkte ist 2024 weltweit auf durchschnittlich 26% gestiegen, in Europa auf 27%. Fast die Hälfte (46%) der befragten Family Offices erwartet, dass sie in den kommenden fünf Jahren moderat oder deutlich mehr Aktien entwickelter Märkte kaufen werden. 23% erwarten dies bei ihren festverzinslichen Anlagen in entwickelten Märkten.

Während Family Offices ihr Engagement in Private Equity leicht reduzierten, blieb die Allokation in private Märkte mit 21% weltweit (27% in Europa) 2024 relativ hoch. Wer 2025 seine Allokation ändern will, reduziert diesen Anteil im Durchschnitt auf 18%. Hintergrund sind sich eher schwache entwickelnde Kapitalmärkte und wenige Akquisitionen. Dadurch gelingt ein Ausstieg nicht so schnell. Außerdem verteuern höhere Zinsen die Finanzierung.

Nur die Hälfte hat Vermögensnachfolgepläne

Nur bei rund der Hälfte (53%) der befragten Family Offices gibt es bereits Vermögensnachfolgepläne für die Familienmitglieder. Befragt zu den Gründen, warum sie noch keine solchen Nachfolgepläne aufgestellt haben, sagen 29%, die wirtschaftlichen Eigentümer gingen davon aus, dafür noch genügend Zeit zu haben. 21% geben an, die wirtschaftliche Eigentümer hätten sich noch nicht entschieden, wie sie ihr Vermögen aufteilen wollen. Bei 18% heißt es, die Eigentümer hätten bislang noch keine Zeit gefunden, darüber zu sprechen.

Für fast zwei Drittel (64%) der Familien mit bereits bestehenden Nachfolgeregelungen liegt die größte Herausforderung darin, das Vermögen möglichst steuereffizient zu übertragen. Für fast die Hälfte der betroffenen Family Offices ist die Schaffung der richtigen rechtlichen Struktur für den Vermögenstransfer das größte Problem.

Durchschnittlich verwaltetes Vermögen 1,1 Mrd. Dollar

Die von der UBS befragten Family Offices verwalten den Angaben zufolge ein Vermögen von durchschnittlich 1,1 Mrd. Dollar. Das durchschnittliche Vermögen der UBS-Kunden liegt bei 2,7 Mrd. Dollar.

Sehr reiche Familien legen ihr Vermögen vor allem auf ihrem Heimatkontinent in Aktien und Bonds an. Mit deutlichem Abstand folgen Private Equity und Immobilien. Über Nachfolgeregelungen verfügt nur etwas mehr als die Hälfte der von der UBS für ihren jährlichen Bericht befragten Family Offices.

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