SVB-Zusammenbruch

Finanzforscher fordern Schutz für unbesicherte Einlagen

Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) regen Frankfurter Finanzforscher eine Ausweitung der Einlagensicherung an.

Finanzforscher fordern Schutz für unbesicherte Einlagen

bg Frankfurt

– Mit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) hat die Aufarbeitung mit der Suche nach Gründen und Ursachen für die plötzliche Schieflage des auf die Venture-Tech-Szene spezialisierten Instituts begonnen – und welche Lehren man daraus ziehen muss, zum Beispiel für die Bankenregulierung.

Finanzökonomen und Rechtswissenschaftler am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE haben die Vorgänge in einer Analyse unter die Lupe genommen und kommen zu dem Schluss, dass mit dem Scheitern der SVB „eine gravierende Inkonsistenz in der heutigen Bankenregulierung“ offengelegt worden sei. So habe die SVB ein schlechtes Risikomanagement beim Anlagebestand in langfristigen US-Staatsanleihen gezeigt und Zinsänderungsrisiken unterschätzt, was mit Verbuchen von Verlusten aus Available-for-Sale-Beständen Angst unter Einlegern vor weiteren Verlusten schürte. Der dann einsetzende Abzug von Einlagen befeuerte noch die Verlustrealisationen und damit auch den Abzug weiterer, ungeschützter Einlagen. Das Kernproblem bei SVB ist den Wissenschaftlern zufolge nicht die langfristige Anlageentscheidung oder das schlechte Risikomanagement gewesen, sondern der Bank Run, der auf diese Entscheidungen folgte.

Dieser Fehler ließe sich durch kleine regulatorische Änderungen beheben und könnte damit Bank Runs verhindern, folgern die Wissenschaftler. „Der Fall der SVB ist ein Weckruf, da er auf eine blinde Stelle in der aktuell geltenden Bankenregulierung hinweist, die dringend repariert werden muss, auch um eine Wiederholung der SVB-Erfahrung in Europa zu verhindern“, so SAFE-Direktor Florian Heider. Das Kernproblem ergebe sich aus der Tatsache, dass die heutige Regulierung drei Klassen von Bankverbindlichkeiten schaffe, wobei nur für zwei eine klare Rollenzuweisung erfolge: Haftungskapital (bestehend aus Eigenkapital und Bail-in-Fremdkapital), Depositen mit Einlagensicherung sowie Depositen ohne Einlagensicherung. „Diese dritte Klasse von Depositen ist die Ursache aller Probleme, denn sie begründet den Run auf die Bank in einer tatsächlichen oder vermeintlichen Krise.“

Dass auch ungesicherte Einlagen abgezogen werden, sei an sich kein Knackpunkt. „Wenn dieser Abzug von Mitteln allerdings schnell um sich greift, bevor Marktteilnehmer die Situation in Ruhe bewerten können, und daraus bei anderen Banken Panik entsteht, ist das ein Problem“, erklärt Heider weiter. Der Ausweg aus dieser Situation ist eine Abschaffung ungesicherter Depositen durch Ausdehnung der Einlagenversicherung auf alle Einlagen mit Ausnahme des Haftungskapitals einschließlich Bail-in-Schulden. „Mit einer Abschaffung ungesicherter Depositen kann die Gefahr von Bank Runs minimiert werden“, so Tobias Tröger, Leiter des Forschungsclusters „Law & Finance“ bei SAFE. Diese Abschaffung könne erfolgen, indem zusätzlich zur regulatorischen Mindestanforderung für die Höhe des Bail-in-fähigen Kapitals auch dessen Obergrenze festgelegt wird – „wobei beide idealerweise übereinstimmen und der Puffer für die Verlustabsorption ausreichend dick ist. Dann gibt es keinen Anlass für einen Bank Run, gleichzeitig bleibt die Marktdisziplin erhalten und wird sogar gestärkt“, so Tröger.

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