Aquila Capital will sich an 500-Mrd.-Euro-Booster beteiligen
Im Gespräch: Jan Peters
„Wir sind bereit“
Fondsmanager von Aquila will sich beim 500 Mrd. Euro Sondervermögen Infrastruktur beteiligen – Public Private Partnerships stehen im Vordergrund
Von Thomas List, Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt
Das 500-Mrd.-Euro-Paket der Bundesregierung kann nur seine volle Wirkung entfalten, wenn ein Vielfaches an privatem Kapital mobilisiert werden kann. Fonds sind dafür ein gutes Vehikel.
„Wir sind bereit“, umreißt Fondsmanager Jan Peters im Gespräch mit der Börsen-Zeitung seine Absicht, sich über den von ihm verwalteten „Aquila Capital Infrastructure Fund“ (ACIF) an der Erneuerung beispielsweise von Schleusen, Brücken und Schulen zu beteiligen. Aquila Capital gehört seit 2024 zur Commerzbank, die 74,9% an der Investmentgesellschaft hält. Die restlichen 25,1% hält die Aquila Group, ein 2001 in Hamburg gegründetes privates Unternehmen, das nach eigenen Angaben ein vielfältiges Portfolio mehrerer Geschäftsbereiche verwaltet. Dabei stehen Lösungen zur Dekarbonisierung im Zentrum.
Vom Ausland profitieren
Besonders interessant findet Peters Public Private Partnerships (PPP Öffentlich-private Partnerschaften). Von den gut laufenden Beispielen im Ausland könnte Deutschland profitieren, ist Peters überzeugt. Die Fehler der Vergangenheit, in der die finanziellen Vorteile vor allem den privaten Partnern zugutekamen, während die öffentliche Hand einen Großteil der Risiken tragen musste, sieht er als überwunden an.„Hierzulande gibt’s viel Potenzial für einen Ausbau von Public Private Partnerships. Auf diesem Weg könnte das Sondervermögen von 500 Mrd. Euro mindestens verdoppelt werden.“
Große Chancen sieht Peters bei der Digitalisierung. „Europa muss bei den digitalen Services autarker werden.“ Deutschland hinke bei der digitalen Infrastruktur im internationalen Vergleich stark hinterher. Die Verlegung von Glasfaserkabeln sei aber sehr kapitalintensiv. Das gelte auch für Errichtung und Betrieb von Datenzentren.
Die Aquila Group verfügt über eine Plattform im Bereich Rechenzentren. Ende 2024 wurde eine Kooperation mit Bain Capital eingegangen, um in Europa Rechenzentren aufzubauen. „Wir könnten uns diese Projekte anschauen und darin investieren“, meint Peters.
Unbegründete Ängste
Der oftmals vorgebrachten Befürchtung, soziale Infrastruktur würde nur gering rentieren, tritt der Fondsmanager entgegen. „Am Ende des Niedrigzinszyklus haben soziale Infrastrukturprojekte oftmals eine Rendite von 6% erreicht. Seit der Zinswende sind die Renditenanforderungen gestiegen. Da kann man durchaus auskömmliche Renditen finden, vor allem unter Berücksichtigung des niedrigen Risikos.“ Operative öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) wie Schulgebäude weisen einen festen Zahlungsstrom über 20 oder 30 Jahre auf, der in der Regel inflationsgekoppelt ist. Die Finanzierungskonditionen seien über die gesamte Laufzeit fix. Damit bestehe kein Zinsänderungsrisiko. „Das ist also hinsichtlich Risiko-Rendite-Profil und als Beimischung im Portfolio sehr attraktiv.“ Peters beziffert die Rendite für solche Projekte mit 7 bis 8% im europäischen Ausland – in Deutschland einige Basispunkte weniger.
Der 2017 aufgelegte „Aquila Capital Infrastructure Fund“ (ACIF) investiert in die Bereiche Transport, Energiegewinnung, Ver- und Entsorgung, Telekommunikation und soziale Infrastruktur. Das Portfolio besteht zu rund einem Fünftel aus Direkt- beziehungsweise Co-Investments überwiegend in Erneuerbare Energien-Projekte und zu etwa vier Fünfteln aus Anlagen in breit diversifizierte Zielfonds. Investiert wird in Europa, Nordamerika und anderen OECD-Ländern wie Australien.
Fonds ohne Laufzeitende
Der „Aquila Capital Infrastructure Fund“ ist ein semi-liquider Evergreen-Fonds, also ohne Laufzeitende. „Das passt gut zu den Assets, die ja meist sehr lange laufen.“ Investoren stammen aus dem deutschsprachigen Raum wie Versorgungswerke, Pensionskassen, Banken (Depot A), Stiftungen, Family Offices und einzelne sehr vermögende Privatpersonen.
Die Auflegung eines European Long-Term Investment Fund (Eltif) im Bereich Infrastruktur für Privatinvestoren will Peters für die Zukunft nicht ausschließen. Einen Eltif im Bereich Erneuerbare Energien gibt es bei Aquila Capital mit dem „AC One Planet Eltif“ bereits seit 2024. Das Portfolio umfasst Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik, Energieeffizienz, -speicherung und -infrastruktur.

Der „Aquila Capital Infrastructure Fund“ investiert vor allem in operative Infrastruktur, die die Projektphase abgeschlossen hat und nutzbar ist. „Unser Risikoprofil ist eher konservativ, also Core, Core plus und ganz wenig Value add.“ In Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien engagiert sich der Fonds sehr stark bei Öffentlich-private Partnerschaften wie Mautstraßen und öffentlicher Nahverkehr, aber auch bei Krankenhäusern, Schulgebäuden und Universitäten. „Das ist in anderen Ländern viel weiter fortgeschritten als bei uns.“
Beispiele für bisher getätigte Investitionen des „Aquila Capital Infrastructure Fund“ sind Rechenzentren (Aligned Data Centers) und Funkmasten (Vertical Bridge) in den USA, die Metro in Malaga (Spanien), ein Verbund von Fernwärmenetzwerken in Finnland (Loimua), die Autoroute A 28 in Nordfrankreich und eine Krankenhauskonzession im Raum Mailand (Vimercate). In Australien hat der Fonds eine 30-jährige Konzession für mehr als 1.800 Studentenwohnungen an der University of Tasmania erworben.
530 Mill. Euro schwer
Der „Aquila Capital Infrastructure Fund“ ist inzwischen rund 530 Mill. Euro schwer. Geplant waren bei Fondsauflegung lediglich 300 Mill. Euro. „750 bis 1 Mrd. Euro sind durchaus realistisch.“ Die Direktinvestitionen liegen im jeweils niedrigen zweistelligen Mill. Euro Bereich. „Wir sind häufig Co-Investor. Im Pool lassen sich deutlich größere Volumina stemmen.“
Öffentlich-private Partnerschaften würden in der Regel bis zum Ende ihrer Laufzeit von 20, 30 manchmal auch 40 Jahren gehalten. Über die Laufzeit werfen die Projekte einen regelmäßigen Ertrag ab und zahlen das eingesetzte Kapital zurück. „Es gibt also kein Exit-Risiko“, betont Peters. Andere Assets wie Datenzentren oder erneuerbare Energien werden teilweise nur sechs, sieben oder acht Jahre gehalten.
Verkäufe von Fondsobjekten haben sich durch die Zinswende verzögert, zogen aber in diesem Jahr an, zumindest bis zum Trumpschen Liberation Day am 2. April 2025. „Sobald sich das Zollthema etwas beruhigt hat, erwarten wir wieder mehr Exits.“ Denn einige Fonds säßen schon länger auf Assets, die reif für den Exit seien. „Das werden wir auch in unserem Fonds sehen, der ja schon seit 2017 am Markt ist.“
Nach Peters Beobachtung investieren in diesem Jahr gerade Kreditinstitute auch wieder in Infrastruktur, weil sich diese Assetklasse in Inflationszeiten bewährt habe. „Bei Kreditinstituten ist das häufig eine kleine Beimischung im Depot A. Dagegen stellen sich größere Versorgungswerke zum Teil auch über Direkt- und Co-Investments größere Portfolios zusammen. Bei ihnen kann der Anteil von Infrastruktur an den Assets under Management zweistellig werden, bei kleineren Versorgungswerken eher einstellig.“
Mindestens 200.000 Euro
Institutionelle investieren beim „Aquila Capital Infrastructure Fund“ zwischen 5 und 50 Mill. Euro, meist zwischen 10 und 20 Mill. Euro, vermögende Privatpersonen und Family Offices auch weniger. Die Mindestanlage ist mit 200.000 Euro regulatorisch vorgegeben. „Insgesamt gibt es im ‚Aquila Capital Infrastructure Fund‘ knapp 100 Investoren.“
Die Mindesthaltedauer beträgt zwei Jahre. Einmal im Jahr können Anleger bis zum 30. Juni die Rückgabe ihrer Anteile zum 31. Dezember ankündigen. „Im vergangenen Jahr hat ein Anleger das erste Mal seit der Fondsauflegung den Fonds verlassen. Hier gab es Veränderungen in der Assetallokation des Investors.
Auf der anderen Seite haben diverse Investoren ihre Engagements erhöht. Die Anpassung der Allokation an die eigenen Bedürfnisse ist ein Hauptvorteil eines offenen Fonds aus Investorensicht.“
Das im März beschlossene Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes in Höhe von 500 Mrd. Euro kann nur dann eine volle Wirkung entfalten, wenn sich an den Investitionen auch privates Kapital beteiligt. Investmentfonds dürften dafür ein besonders gut geeignetes Anlagevehikel sein.