Generali lässt sich Zeit für Prüfung der Mediobanca-Vorschläge
Generali nimmt sich Zeit für Prüfung der Mediobanca-Vorschläge
Konsolidierung in Italiens Finanzsektor vorerst aufgeschoben – Monte dei Paschi und Generali legen gute Halbjahreszahlen vor
bl Mailand
Die italienische Versicherung Generali will „in den nächsten Wochen“ das Angebot der Mediobanca mit zusätzlichen Vorschlägen für eine industrielle Partnerschaft im Rahmen einer Übernahme der Banca Generali prüfen. Das habe man der Mediobanca nach einer Verwaltungsratssitzung brieflich mitgeteilt, berichtete Generali-CEO Philippe Donnet bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Man nehme sich dafür Zeit. Die Mediobanca wollte noch am Mittwochabend in einer Verwaltungsratssitzung eine Hauptversammlung für den 21. August einberufen.
Vorerst bleibt offen, wie es weitergeht. Die Mediobanca will mit der Übernahme der Banca Generali eine feindliche Übernahme-Offerte der Monte dei Paschi di Siena abwehren. Sie will den Kauf mit ihrer 13,1%-Beteiligung an der Generali bezahlen. Etwa die Hälfte der Aktien erhielte Generali für ihre 50,17% an der Banca Generali. Um Generali zu überzeugen, hat die Mediobanca angeboten, die Generali-Versicherungsprodukte für mindestens zehn Jahre über ihre eigenen Geschäftsstellen zu vertreiben.
Zweifelnde Aktionäre überzeugen
Der Vorstandsvorsitzende von Mediobanca, Alberto Nagel, hofft, durch eine Einigung mit der Generali zweifelnde Aktionäre zu überzeugen, das Monte-dei-Paschi-Angebot abzulehnen. Er bezeichnet eine Übernahme durch die Monte dei Paschi als „wertzerstörend“. Nach der für den 18. August erwarteten Zustimmung der Europäischen Zentralbank zu der Banca-Generali-Übernahmeofferte sollen die Mediobanca-Anteilseigner am 21. August dem Projekt zustimmen. Die ursprünglich für den 16. Juni angesetzte Hauptversammlung war wegen der unklaren Mehrheitsverhältnisse verschoben worden. Aktionäre wie der Bauunternehmer Caltagirone und die Beteiligungsholding Delfin der Familie Del Vecchio sind sowohl Aktionäre der Mediobanca als auch der Monte dei Paschi und der Generali.
Caltagirone, Delfin und der italienische Staat, der mit 11,7% an der Monte dei Paschi beteiligt ist, unterstützen das Monte-dei-Paschi-Angebot. Nagel will durch die Banca-Generali-Übernahme alternativ einen großen nationalen Vermögensverwalter schaffen. Er steht unter Zeitdruck. Denn die Offerte der Monte dei Paschi läuft bereits und endet am 8. September.
Zugriff auf die Generali
Monte-dei-Paschi-CEO Luigi Lovaglio wirbt nicht nur mit angeblichen Synergien um die Mediobanca-Aktionäre. Auch die Zahlen für das erste Halbjahr sollen überzeugen: Die Bank steigerte ihren Nettogewinn, bereinigt um Sonderfaktoren, um 21,4% auf 892 Mill. Euro und verzeichnete wachsende Einnahmen. Im Erfolgsfall bekämen die MPS und der Staat über die Mediobanca als deren größtem Aktionär auch Zugriff auf die Generali. Caltagirone und Delfin haben in den letzten Jahren mehrfach erfolglos versucht, Generali unter ihre Kontrolle zu bekommen und CEO Philippe Donnet zu stürzen.
Im ersten Halbjahr steuerte die Banca Generali 275 Mill. Euro zum operativen Generali-Gewinn bei, 11,6% weniger als im Vorjahr. Insgesamt steigerte der Versicherer bei Prämieneinnahmen von 50,5 Mrd. Euro (plus 0,9%) den bereinigten Nettogewinn um 10,4% auf 2,2 Mrd. Euro. Die Combined Ratio im Versicherungsgeschäft verbesserte sich auf 91 (92,4)%, der Solvabilitätskoeffizient auf 212 (210)%.
Unterzeichnung verschoben
Delfin und Caltagirone lehnen das von Donnet eingefädelte Joint Venture mit der französischen Natixis ab, durch das Europas zweitgrößter Vermögensverwalter entstünde. Die Unterzeichnung der Verträge zwischen der Generali und der Tochter der französischen Bankengruppe BPCE ist auf das Jahresende verschoben worden. „Die Verhandlungen mit Generali laufen sehr gut“, sagte BPCE-Chef Nicolas Namias. „Aber die Unterzeichnung des Projekts hängt vom Kontext in Italien ab.“ Donnet kündigte nächste Schritte „nach dem Sommer“ an. Er hoffe, bald einen verbindlichen Vertrag abschließen zu können. Die Regierung in Rom steht dem Vorhaben kritisch gegenüber.