Emissionsgeschäft

Goldman kappt Verbindungen zu Spacs

In den zurückliegenden Jahren waren Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) das heißeste Spielzeug an der Wall Street. Nun kappt Goldman Sachs die Zusammenarbeit mit den meisten Akquisitionszweckunternehmen, welche die US-Bank an die Börse gebracht hat.

Goldman kappt Verbindungen zu Spacs

Bloomberg London

– Aufgeschreckt durch neue Haftungsrichtlinien der Aufsichtsbehörden kappt Goldman Sachs die Zusammenarbeit mit den meisten Special Purpose Acquisition Companies (Spacs), welche die US-Bank an die Börse gebracht hat, wie mit der Situation vertraute Personen berichten. Damit stellt das Haus das Schicksal von Milliarden von Dollar in Frage, die für die Blankoscheck-Vehikel aufgebracht worden sind.

Hintergrund: Die Akquisitionszweckunternehmen arbeiten auch nach dem Börsengang mit ihrem Berater zusammen, um die Fusion mit einem Zielunternehmen, die sogenannte De-Spac-Transaktion, abzuschließen. Bleibt diese aus, sind sie gezwungen, Kapital an die Investoren zurückzugeben.

In Fällen, in denen das börsennotierte Unternehmen kurz vor Abschluss des De-Spac-Prozesses steht, werde Goldman ihre Rolle erfüllen, bekunden zwei der Personen. In seltenen Fällen könne sich die Bank auch dafür entscheiden, die Beratungsarbeit mit einer kleinen Anzahl von Spac-Kunden fortzusetzen. Das Geschäft mit Emissionen von US-Spacs wird bis auf Weiteres ausgesetzt.

In den zurückliegenden Jahren waren die Akquisitionszweckunternehmen das heißeste Spielzeug an der Wall Street. Spacs zogen Finanziers, Politiker und Prominente an, die mit den Investoren, die sich in diese Anlagevehikel stürzten, leicht Millionen verdienen konnten. Goldman Sachs war im vergangenen der zweitfleißigste Underwriter solcher Börsengänge. Neue Richtlinien der Securities and Exchange Commission (SEC) haben dazu beigetragen, dem Treiben ein Ende zu setzen: Die SEC hat einen umfassenden Plan zur Verschärfung der Aufsicht über Spacs angenommen, der auch ein größeres Haftungsrisiko für Underwriter vorsieht. US-Gesetzgeber und Anlegerschützer haben argumentiert, dass solche Börsengänge die für herkömmliche Aktienerstemissionen geltenden Regeln umgehen und Kleinanleger zusätzlichen Risiken aussetzen. Der Vorschlag der SEC würde Spacs dazu verpflichten, mehr Informationen über potenzielle Interessenkonflikte offenzulegen, und es für Investoren erleichtern, wegen falscher Prognosen zu klagen.

„Wir reduzieren unsere Beteiligung am Spac-Geschäft als Reaktion auf das veränderte regulatorische Umfeld“, sagt Goldman-Sprecherin Maeve DuVally. Dies könnte sich ändern, wenn die SEC-Richtlinien gelockert würden. Die US-Wertpapieraufsichtsbehörde betrachtet die Underwriter eines Blankoscheckangebots zugleich als Underwriter für den späteren Kauf eines Zielunternehmens durch ein Spac. Diese Ausweitung der Haftung der Konsortialführer auf De-Spacs bringe ein größeres Risiko für Investmentbanken mit sich, wie renommierte Anwaltskanzleien gewarnt haben.

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