Julius Bär erleidet Millionenschaden aus Hannover-Finanzierung
Julius Bär schockt mit weiterer Abschreibung
Immobilienpleite und Private-Debt-Portfolio belasten das Halbjahresergebnis mit 130 Mill. sfr
lee/Bloomberg Frankfurt
Die Aufräumarbeiten nach den Verlusten aus der Signa-Pleite haben beim Schweizer Bankhaus Julius Bär weitere Belastungen aus Immobilienfinanzierungen und Private-Debt-Geschäften ans Licht gebracht. Am Dienstagabend schockten die Zürcher den Markt mit dem Eingeständnis, dass zusätzliche Wertberichtigungen das Ergebnis im ersten Halbjahr mit 130 Mill. sfr. (140 Mill. Euro) schmälern werden. Der Aktienkurs brach um rund 10% ein.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Julius Bär im Rahmen einer Überprüfung des Kreditportfolios die Abschreibung eines Darlehens erörtere. Dabei soll es um ein Immobilienprojekt in Hannover gegangen sein, das kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehe. Zudem drohten dem Institut Verluste aus einem weiteren Projekt gegenüber.
Überprüfung des Kreditportfolios
Das Bankhaus bestätigte darauf hin per Mitteilung, dass es höhere Wertberichtigungen vornehmen musste. „Im Anschluss an die im letzten Jahr durchgeführte gezielte Überprüfung der Private-Debt- und strukturierten Lombardkreditportfolios unterzieht die neue Führung von Julius Bär auch den Rest des Kreditportfolios der Gruppe einer umfassenden Überprüfung“, heißt es darin. Nach Anwendung vorsichtigerer Kriterien seien Wertberichtigungen auf Positionen im Hypothekenportfolio sowie im verbleibenden Private-Debt-Buch vorgenommen worden. Zu der jetzt eingeräumten Ergebnisbelastung von 130 Mill. Euro werden demnach im zweiten Halbjahr noch einmal 7 Mill. Euro kommen.
Starker Franken belastet
In der Mitteilung zum Verlauf der ersten vier Monate stellt das Bankhaus Nettozuflüsse von 4,2 Mrd. sfr heraus, die den Angaben zufolge vor allem von Kunden in Asien und Westeuropa stammen. Gleichwohl habe sich das verwaltete Vermögen jedoch zuletzt rückläufig entwickelt. Den Rückgang um 6% auf 467 Mrd. sfr erklärt das Institut mit Währungseffekten aus dem starken Franken, die mit 28 Mill. Euro zu Buche geschlagen hätten.
Die Bank sieht sich zudem auf bestem Weg, die im Februar angekündigten zusätzlichen Kosteneinsparungen in Höhe von 110 Mill. Franken zu erreichen. Diese sollten sich voraussichtlich noch in diesem Jahr positiv auf die Rentabilität auswirken, heißt es in der Mitteilung.
Analyst konstatiert Fehltritte
„Wir gehen davon aus, dass die Anleger negativ auf die enttäuschenden Netto-Neugelder reagieren werden“, schrieb Nicholas Herman von Citigroup in einer Mitteilung an Kunden. Der Kreditverlust sei „in mehrfacher Hinsicht enttäuschend“. Er folge auf „eine Reihe von Fehltritten vor dem Amtsantritt von CEO Stefan Bollinger“, so der Analyst. Dabei verwies er unter anderem auf den Signa-Verlust und den Versuch, den einheimischen Konkurrenten EFG zu übernehmen.