Förderbank

KfW sorgt für Kriegsfolgen vor

Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie bildet die KfW erneut eine hohe Risikovorsorge: Um die Folgen des Ukraine-Kriegs zu stemmen, verbucht die Förderbank im Bewertungsergebnis des Startquartals dafür eine Belastung von 391 Mill. Euro. Im Kreditgeschäft steht die Bank vor neuen Aufgaben.

KfW sorgt für Kriegsfolgen vor

jsc Frankfurt

Der Ukraine-Krieg und der Sanktionskonflikt mit Moskau belasten auch die staatliche KfW: Für das erste Quartal veranschlagte die von Bund und Ländern getragene Bank einen Bewertungseffekt von minus 391 Mill. Euro, der sich aus der Risikovorsorge für das Kreditgeschäft sowie aus Bewertungsabschlägen auf Beteiligungen ergibt, wie die Förderbank am Mittwoch mitteilte. Die Belastung betrifft insbesondere die finanzielle Entwicklungszusammenarbeit sowie die KfW-Tochter DEG, die privatwirtschaftliche Unternehmen in Schwellenländern begleitet. Unterm Strich fuhr die Bankengruppe einen Gewinn von lediglich 60 Mill. Euro im Startquartal ein nach 569 Mill. Euro Anfang 2021.

Der negative Bewertungseffekt im Zuge des Kriegs setzt sich zum einen aus der direkten Belastung zusammen. Die KfW weist per Jahresende einen unbesicherten Bestand an Krediten und Beteiligungen von 48 Mill. Euro in der Ukraine und 153 Mill. Euro in Russland aus. Zum anderen erwartet die KfW indirekte Folgen für die Wirtschaft.

Die Bank stuft ihre Vorsorge als „konservativ“ ein. Ob die Last tatsächlich so hoch ausfällt wie veranschlagt, ist also noch nicht sicher: Im Coronajahr 2020 hatte die KfW noch 847 Mill. Euro für Kreditrisikovorsorge und Beteiligungsabschläge verbucht, um die Folgen der Pandemie aufzufangen. Im Folgejahr aber löste sie einen Großteil davon auf, und auch im Startquartal nahm die Bank weitere Vorsorgepositionen zurück.

Viel Kredit im ersten Quartal

Das Neugeschäft läuft auf Hochtouren: Insgesamt sagte die KfW im Startquartal 41,0 Mrd. Euro im In- und Ausland zu nach 24,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Die Prognose von Konzernchef Stefan Wintels, der im Februar inklusive Auslandsgeschäft ein Zusagevolumen von 100 Mrd. Euro auf Jahressicht als möglich eingestuft hatte, könnte sich damit 2022 wie auch in den beiden Vorjahren bewahrheiten. Vor der Coronakrise blieb die KfW auf Jahressicht meist unter dem Niveau von 80 Mrd. Euro.

Der Krieg prägt die Kreditzusagen an vielen Stellen: Über die KfW Entwicklungsbank flossen bereits kurzfristige Kredite von 150 Mill. Euro an Unternehmen in der Ukraine, während die Bankengruppe in Deutschland für Kommunen insgesamt bis zu 500 Mill. Euro an Förderdarlehen für den Bau von Flüchtlingsunterkünften bereitstellt. Hinzu kommen Hilfen an Energiekonzerne: So sollen Uniper, Leag, VNG und Steag Kreditlinien erhalten haben. Insgesamt sagte die Bank für Liquiditätssicherung von Energieversorgungsfirmen 7,5 Mrd. Euro zu.

Weitere Hilfen folgen: Damit Unternehmen im Energiehandel die notwendigen Sicherheiten stellen können, hatte die Bundesregierung Anfang April ein KfW-Programm mit einem Rahmen von 100 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Ein weiteres Kreditprogramm für Firmen, die auf unterschiedliche Weise vom Krieg betroffen sind, ist mit 7 Mrd. Euro veranschlagt und läuft bereits an.

Auch Energieeffizienzkredite für private Wohnhäuser treiben die KfW um (siehe Grafik). Im Januar hatte die Förderbank auf Geheiß der Bundesregierung einen abrupten Förderstopp verhängt, nachdem sich die Kreditanträge bei der Bank getürmt und sich die Töpfe des Bundes für die begleitenden Zuschüsse rasch geleert hatten. Mit 11,4 Mrd. Euro fiel die gesamte Programmgruppe im Startquartal umfangreich aus. Hinzu kommen Effizienzkredite für Nichtwohngebäude, die mit Zusagen in Höhe von 5,1 Mrd. Euro aber leicht unter dem Vorjahreswert blieben.

Corona-Darlehen reicht die Bank hingegen nur noch vergleichsweise selten aus: Mit 1,7 Mrd. Euro fiel das Zusagevolumen im Startquartal weniger als halb so hoch wie zuvor aus. Den Großteil der Coronahilfen hatte die KfW ohnehin bereits zu Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 an die Unternehmen zugesagt.

Zinsverbilligung ist zurück

Wegen der Tiefzinsen hatte die Bank im Laufe der Jahre immer weniger für Zinsverbilligungen ausgegeben. Mit Einführung von Negativsätzen im Kreditgeschäft schaffte sich die Kreditanstalt im vergangenen Jahr wieder mehr Spielraum – mit der jüngsten Zinswende dürfte das Instrument der Zinsverbilligung ohnehin an Bedeutung gewinnen. Das ist auch im Zahlenwerk sichtbar: Der Förderaufwand erreichte im Startquartal 100 Mill. Euro nach lediglich 22 Mill. Euro im Jahr zuvor.

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