Kontrastprogramm bei Crédit Agricole und Société Générale
Französische Großbanken zeigen ein uneinheitliches Bild
Société Générale übertrifft die selbst gesteckten Ziele – Französische Sondersteuer belastet Ergebnisse von Crédit Agricole
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von Gesche Wüpper, Paris
Frankreichs Großbanken Crédit Agricole SA (CASA) und Société Générale sorgen für ein Kontrastprogramm. Während besser als erwartete Ergebnisse den von Société Générale-Chef Slawomir Krupa vor knapp zwei Jahren begonnenen Umbau stützen, macht CASA eine Sondersteuer für Großkonzerne in Frankreich zu schaffen. Deshalb verdiente die zweitgrößte börsennotierte Bank des Landes unter dem Strich weniger, obwohl sie im Auftaktquartal vor allem dank des Investmentbankings, der Vermögensverwaltung und des Versicherungsgeschäfts Rekordeinnahmen verbucht hat.
Bei beiden Finanzinstituten legten die Einnahmen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 6,6% zu, bei CASA auf 7,26 Mrd. Euro, bei Société Générale auf 7,08 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu ihren beiden größeren heimischen Wettbewerbern erwiesen sich bei der Bank mit dem schwarz-roten Logo das Privatkundengeschäft zusammen mit dem Private Banking und dem Versicherungsgeschäft als größte Wachstumstreiber. Die von ihnen gebildete Sparte konnte ihre Erträge um 14,1% auf 2,3 Mrd. Euro verbessern und ihr Nettoergebnis sogar verdreizehnfachen.
Internationales Privatkundengeschäfät schwächelt
Dabei gehörte das heimische Privatkundengeschäft, das seit April von Lubomira Rochet geleitet wird, bis vor kurzem noch zu den Sorgenkindern von Société Générale. Krupa hatte deshalb im Herbst zwischenzeitlich selber die Zügel des Bereichs übernommen, den die Bank in den vergangenen zwei Jahren durch die Zusammenlegung des Filialnetzes ihrer beiden Marken Société Générale und Crédit du Nord kräftig umgebaut hat. Die Onlinebank Boursobank wiederum kommt inzwischen auf 7,6 Millionen Kunden und ist damit ihrem für Ende 2026 gesetzten Ziel von 8 Millionen Kunden voraus.
Dagegen legten die Einnahmen des Privatkundengeschäfts von CASA in Frankreich nur 1% auf 963 Mill. Euro zu, das Vorsteuerergebnis des Bereichs 5,3% auf 247 Mill. Euro. Im internationalen Privatkundengeschäft der Bank aus dem Pariser Vorort Montrouge, deren Ruder Mitte Mai Olivier Gavalda übernimmt, gingen die Einnahmen sogar um 3% auf 1,03 Mrd. Euro zurück, das Vorsteuerergebnis um 4,3% auf 246 Mill. Euro. Während sich die Aktivitäten in Italien, dem zweitgrößten Markt CASAs nach Frankreich stabil entwickelten, brachen sie in Ägypten stark ein.
Verkäufe bringen Punkte
Bei Société Générale verringerten sich die Erträge des internationalen Privatkundengeschäfts sogar um 12,1% auf 0,9 Mrd. Euro. Das lag jedoch vor allem daran, dass sich Frankreichs drittgrößte Bank in den vergangenen Monaten von ihren Aktivitäten in Marokko, auf Madagaskar und im Tschad getrennt hat. Sie hat zudem jetzt im ersten Quartal die Verkäufe von Société Générale Private Banking Suisse, SG Kleinwort Hambros und von SGEF abgeschlossen. Das hat ihr insgesamt 40 Basispunkte für die harte Kernkapitalquote CET1 gebracht. Sie betrug im ersten Quartal 13,4%. Der Nettogewinn lag bei 202 Mill. Euro.
„Selbst ohne diese Verkäufe lägen unsere Ergebnisse deutlich über den Erwartungen“, sagte Société Générale-Chef Krupa während einer Telefonkonferenz. Dabei verwies er auf die Eigenkapitalrendite (ROTE), die im Auftaktsquartal 11% betrug und damit das für dieses Jahr gesteckte Ziel von 8% übertroffen hat. „Ich denke, dass die Verkäufe jetzt vorbei sind“, meint Krupa.
Steigende Kosten bei CASA
Die von ihm eingeleiteten Kostensenkungen zeigten ebenfalls Erfolg, so dass die Verwaltungskosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,6% gesunken sind und die Cost-Income-Ratio von 75% auf 65%. Sie liegt damit ebenfalls unter dem Jahresziel (66%). Bei CASA dagegen haben sich die Verwaltungskosten um 8,8% erhöht. Die Cost-Income-Ratio ist ebenfalls leicht gestiegen von 53,9% auf 55%, genau wie die Risikovorsorge, die 3,4% höher ausfiel. Bei Société Générale verringerte sie sich dagegen um 13,9%.
Sondersteuer drückt Ergebnis
Wie bei ihren Wettbewerbern profitierte das Investmentbanking beider Banken von dem volatilen Umfeld. Die Einnahmen der Großkunden- und Investor Solutions-Sparte von Société Générale legten 10% auf 2,9 Mrd. Euro zu, die der Großkundensparte von CASA um 6,3% auf 2,4 Mrd. Euro. Unter dem Strich konnte Société Générale ihr Nettoergebnis mit 1,61 Mrd. Euro mehr als verdoppeln.
Bei dem halbgenossenschaftlichen Wettbewerber dagegen fiel das Nettoergebnis mit 1,82 Mrd. Euro 4,2% niedriger aus. Er erklärt das vor allem mit der von Frankreich zur Defizitbekämpfung beschlossenen vorübergehenden Sondersteuer auf große Konzerne. So sei das Vorsteuerergebnis mit 2,9 Mrd. Euro 4,6% höher als im Vorjahreszeitraum, erklärte CASA.