FTSE-100-Einzug in fünf Tagen

Londoner Börse hofft auf Revolut-Börsengang

Wenn die Neobank Revolut an die Börse geht, will London mit dabei sein. Auch wenn es nur in Form einer Doppelnotierung ist.

Londoner Börse hofft auf Revolut-Börsengang

Londoner Börse hofft auf Revolut-Börsengang

Neue Spekulation über Doppelnotierung der Neobank – Angeblich Bewertung von mindestens 75 Mrd. Dollar angestrebt

hip London

Nach der Eröffnung der neuen Zentrale von Revolut im Londoner Bankenviertel Canary Wharf wächst die Hoffnung, dass die Neobank an die London Stock Exchange geht. Gründer Nik Storonsky hatte das in der Vergangenheit mit den Worten abmoderiert, ein Initial Public Offering in London wäre „nicht rational“. Bei der Einweihung des Hauptquartiers, bei der auch Schatzkanzlerin Rachel Reeves zugegen war, nannte er Großbritannien aber „unser Heimatland“.

Reeves hätte dem schnell wachsenden Fintech gerne dazu verholfen, seine Geschäftstätigkeit im Vereinigten Königreich uneingeschränkt aufnehmen zu können. Doch bislang bremst die bei der Bank of England angesiedelte Aufsicht. Revolut erhielt im vergangenen Jahr zwar nach dreijähriger Wartezeit eine britische Banklizenz. Doch befindet sich das Institut derzeit noch in einer „Mobilisierungsphase“, während der es nur Einlagen bis zu 50.000 Pfund annehmen darf.

„Exzessive Bürokratie“

Storonsky hatte aus seiner Kritik an der „exzessiven Bürokratie“ in Großbritannien nie einen Hehl gemacht. Auch die im Vereinigten Königreich auf Aktiengeschäfte erhobene Stempelsteuer von 0,5% ist ihm ein Dorn im Auge. Doch die Reformen, die eine Notierung an der Londoner Börse attraktiver machen sollen, kommen voran. Diesen Monat wurde Änderungen eingeführt, die Revolut im Falle eines IPO den Aufstieg in den FTSE 100 binnen fünf Tagen ermöglichen würden. Damit können Indexfonds Veränderungen schneller Rechnung tragen.

Nun werde eine Doppelnotierung in New York und London in der City „breit diskutiert“, zitiert die „Sunday Times“ eine ihrer Quellen in der Finanzbranche der britischen Metropole. Die Bewertung bei einem solchen Initial Public Offering wird von dem Sonntagsblatt bei „mindestens 75 Mrd. Dollar“ verortet. Das wäre in etwa der doppelte Börsenwert der Commerzbank. Allerdings wurden offenbar noch keine Banken für eine Kapitalmaßnahme dieser Art mandatiert.

Milliarden-Finanzierungsrunde

Die angestrebte Bewertung ist weniger abenteuerlich, als sie sich anhört. Wie „Tech Funding News“ berichtet, befindet sich Revolut in Gesprächen mit Investoren wie dem Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi über eine Finanzierungsrunde, die 2 Mrd. Dollar einspielen soll. Damit würde die Neobank bereits eine Bewertung von 75 Mrd. Dollar erreichen.

Revolut ist also derzeit nicht auf die Börse angewiesen. Das Fintech-Unternehmen sammelt mit großem Erfolg an den Private Markets Mittel ein und kann sich deshalb mit einem IPO Zeit lassen. Es hat bereits 14 Finanzierungsrunden hinter sich. Die Liste der Investoren liest sich wie ein „Who is Who“ der Risikokapitalgeber. Die Wachstumsstory von Revolut zieht sie alle an.

„Erste wirklich globale Bank“

Binnen fünf Jahren will Revolut 10 Mrd. Pfund investieren und damit weltweit 10.000 Stellen schaffen. Darin enthalten: 3 Mrd. Pfund für Großbritannien, 880 Mill. Pfund für Westeuropa und 375 Mill. Pfund für die Vereinigten Staaten. Storonsky will aus dem Fintech „die erste wirklich globale Bank der Welt“ machen.

Anfang kommenden Jahres will Revolut in Mexiko als Bank an den Start gehen. Die Pläne für einen Markteintritt in Argentinien und Kolumbien werden weiter vorangetrieben. In Indien erhielt das Unternehmen im April eine Banklizenz. In Australien und Neuseeland hat es sich um Lizenzen beworben.

Börsennotiz als Hemmschuh

Die London Stock Exchange würde Revolut mit Handkuss auf den Kurszettel setzen. Doch eine Börsennotierung erweist sich für solche Unternehmen zunehmend als Hemmschuh. Sie können ihre Aktien wegen der niedrigen Bewertungen nicht als Übernahmewährung nutzen. Der Fokus der Anleger auf Quartalsberichte und ihre allgemeine Risikoaversion lassen langfristige Überlegungen in den Hintergrund treten. Hinzu kommen umfassende Offenlegungs- und Berichterstattungspflichten.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der börsennotierten Gesellschaften wie in anderen Ländern zurückgegangen. Finanzinvestoren und strategische Käufer nutzen die Chancen, die sich ihnen an der Londoner Börse bieten. Und sie nehmen ihre eigenen Vehikel vom Kurzettel. Sowohl Apax Global Alpha als auch Petershill Partners wollen ihre Notierung aufgeben. Immerhin, der Rechenzentrums-REIT Fermi des ehemaligen US-Energieministers Rick Perry plant ein Zweitlisting in London. Bei seinem IPO an der Nasdaq wird eine Bewertung von 13 Mrd. Dollar angestrebt.