Loslösung von US-Dominanz im Zahlungsverkehr gefordert

Mehr Wero, weniger Paypal

Tanja Müller-Ziegler drängt auf europäische Lösungen im Zahlungsverkehr. Die US-Dominanz birgt der BVR-Vorständin zufolge Risiken.

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BVR-Vorständin hält Plädoyer für Loslösung Europas von US-Dominanz im Zahlungsverkehr

fir Frankfurt

Europa muss sich aus der digitalen Abhängigkeit insbesondere von den USA befreien. Mit diesem Appell hat sich Tanja Müller-Ziegler an die Zuhörer beim 23. Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung gewandt. Der Kontinent stehe an einem Wendepunkt, internationale Spannungen erhöhten den Druck. „Die entscheidende Frage ist nicht mehr, ob Europa eigene Lösungen entwickeln kann – sondern, ob wir jetzt auch die Kraft und den politischen Willen haben, sie durchzusetzen“, sagte das Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Fragmentierung

Außereuropäische Anbieter nehmen in Europa gerade im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr eine dominierende Stellung ein, zuvorderst sind hier US-Anbieter wie Paypal, Visa und Mastercard zu nennen. So wickeln etwa laut Bundesbank internationale Kartensysteme im Euroraum zwei Drittel aller Zahlungen ab. Dass Europa gegenüber den USA so ins Hintertreffen geraten ist, führte Müller-Ziegler auch auf Fragmentierung und Sonderwege zurück.

Sie hob die Gefahr hervor, dass diese Zahlungsdienste wegen internationaler Krisen oder Sanktionen nicht mehr einsetzbar sein könnten. „Wenn Zahlungsdienste ausfallen, steht die Realwirtschaft still. Wenn Zahlungsströme kontrolliert werden, entstehen Abhängigkeiten – wirtschaftlich, politisch, geopolitisch“, sagte Müller-Ziegler. Darüber hinaus könnten etwa US-Behörden Daten europäischer Bürger einsehen, wenn diese auf US-Infrastruktur zugreifen.

Ende an der Staatsgrenze

Die Europäer könnten zwar mit nationalen Lösungen wie der Girocard hierzulande aufwarten, doch endeten sie zumeist auch an den Staatsgrenzen, gab Müller-Ziegler zu bedenken. „Es ist nicht akzeptabel, dass jemand mit seiner Girocard in Brüssel an der Tankstelle scheitert, während US-Karten überall problemlos funktionieren.“ Die Europäer müssten deshalb technisch, politisch und regulatorisch nachbessern, etwa durch harmonisierte technische und aufsichtsrechtliche Standards.

Ebenso müsse die European Payment Initiative (EPI) mit ihrem Bezahlverfahren Wero umfassend unterstützt und beworben werden, um als potenzielle Alternative zu Paypal, Apple Pay, Google Pay und Co auftreten zu können. Die Genossenschaftsbanken sind bei Wero mit von der Partie. Distanziert zeigte sie sich gegenüber dem digitalen Euro, der in der Finanzwirtschaft auf Skepsis stößt. Dieser könne ein Baustein europäischer Resilienz sein, dürfe aber Systeme nicht verdrängen.

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