Im GesprächIsabelle Chevelard, Targobank

Targobank auf dem Weg zum Allfinanzkonzern

Mit der Übernahme der OLB katapultiert sich die Targo Deutschland in die Top 10 im deutschen Bankenmarkt. Für Bankchefin Isabelle Chevelard ist der Coup jedoch nur ein weiterer Schritt zum Zielbild des Allfinanzkonzerns, wie sie im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert.

Targobank auf dem Weg zum Allfinanzkonzern

Im Gespräch: Isabelle Chevelard

„Das ist keine Revolution“

Targobank-Chefin sieht OLB-Übernahme nur als Teil der Weiterentwicklung zum Allfinanzkonzern – Weitere Akquisitionen denkbar

Die Targobank will sich nach dem Vorbild der französischen Mutter Crédit Mutuel zum Allfinanzkonzern weiterentwickeln. Die Übernahme der OLB beschleunigt in diesem Zusammenhang die Transformation, ist aber „nur ein Teil der Entwicklung“, sagt Isabelle Chevelard, die die deutsche Targo-Holding leitet.

Von Annette Becker, Düsseldorf

Mit der Übernahme der Oldenburgischen Landesbank (OLB) ist der Targobank Gruppe ein wahrer Coup gelungen. Die deutsche Tochter des französischen Crédit Mutuel Alliance Fédérale schiebt sich damit in die Top 10 im deutschen Bankenmarkt. Isabelle Chevelard, die die Holding wie auch die Targobank AG leitet, will die Transaktion jedoch nicht überbewerten: „Das ist keine Revolution. Wir haben unser Geschäft schon mehrfach erweitert“, spielt die Französin die im März annoncierte Übernahme im Gespräch mit der Börsen-Zeitung herunter. Dabei erweitern die Düsseldorfer ihre Bilanzsumme mit der OLB auf einen Schlag um gut 40% auf 79 Mrd. Euro. Damit lässt die Bank ihr Nischendasein ein für allemal hinter sich.

Weitere Übernahmen denkbar

Die breitere Aufstellung verfolgt die Targobank seit Chevelard 2021 den Chefposten übernommen hat. „Die OLB-Übernahme ist ein Meilenstein unserer Transformation“, sagt die Bankerin, verweist aber zugleich darauf, dass „die OLB nur ein Teil der Entwicklung“ zum Zielbild des Allfinanzkonzerns ist. „Es spricht nichts gegen weitere Übernahmen – aber wir sondieren sorgfältig, was zu uns passt.“

Nachdem Targo Deutschland 2016 das Factoring- und Leasinggeschäft von GE Capital übernommen hatte, kam 2022 die BECM Deutschland dazu, bis dato eine Schwestergesellschaft der Targobank. BECM, heute Targobank CIB, ist im Firmenkundengeschäft tätig. Schon damals formulierte Chevelard den Anspruch, sich zur Universalbank weiterentwickeln zu wollen.

Die BECM wurde in die Targobank integriert. Dieses Schicksal soll der OLB vorerst erspart bleiben. „Es ist heute viel zu früh, um über die künftige Business-Architektur zu sprechen. Wir werden das Bild Schritt für Schritt aufbauen“, gibt sich Chevelard bedeckt. „Wir arbeiten unter Hochdruck daran, das Closing ab dem ersten Quartal 2026 unter Dach und Fach zu bringen.“

Wir orchestrieren alles aus der Holding heraus.

Isabelle Chevelard

Unter dem Dach der Holding stünden heute schon sieben Tochtergesellschaften. Als künftig achte Tochter soll die OLB ihre Eigenständigkeit vorerst behalten. Unabhängig von der rechtlichen Struktur arbeite CIB heute schon mit den Factoring- und Leasingeinheiten zusammen. So soll es auch mit der OLB geschehen. „Es ist unproblematisch, die Aktivitäten nebeneinander laufen zu lassen. Wir orchestrieren alles aus der Holding heraus“, beschreibt Chevelard und betont, dass sich die Geschäfte der OLB mit denen der Targobank ideal ergänzten.

So habe die OLB beispielsweise ein breit diversifiziertes Portfolio im Firmenkundengeschäft und verfüge über Kompetenzen, die der Targobank fehlten, sagt Chevelard und verweist beispielhaft auf die Akquisitionsfinanzierung (LBO). In diesem Geschäft gehöre die OLB zu den führenden Anbietern in Deutschland. Umgekehrt biete die OLB bislang kein Factoring an, derweil sich Targo hier zu den führenden Anbietern zählt. Abgezielt wird auf den gehobenen Mittelstand. „Die große Kraft der deutschen Wirtschaft ist die Struktur mit dem Mittelstand“, ist Chevelard überzeugt.

Firmenkunden im Fokus

Inklusive Factoring und Leasing bringen es OLB und Targo zusammen auf ein Kreditbuch im Firmenkundengeschäft von 21 Mrd. Euro. Die OLB steuert dazu aus dem Segment Corporates & Diversified Lending 10,5 Mrd. Euro bei. Das Kreditbuch in der klassischen Unternehmensfinanzierung (Corporate & Institutional Banking) beläuft sich bei der Targobank dagegen nur auf 3,9 Mrd. Euro.

Auch im Wealth Management, das bei der Targobank bislang keine herausragende Rolle spielte, verfügt die OLB nach Angaben von Chevelard mit dem Bankhaus Neelmeyer über besondere Kompetenzen und eine breite Angebotspalette.

Sinn und Zweck der breiteren Aufstellung ist es, mehr Stabilität im Geschäft zu erreichen. Verbraucherkredite, die Wurzeln der einstigen Citibank, seien stark konjunkturabhängig. Zudem tummelten sich in diesem Geschäft viele Banken, erläutert die Targobank-Chefin. Wenngleich die Targobank keine genauen Angaben macht, sind die Risikokosten im abgelaufenen Turnus gestiegen. Das Gros dürfte dabei aus dem Ratenkreditgeschäft gekommen sein. Entsprechend hat die Bank die Kriterien für die Kreditvergabe an Private verschärft.

Die Mutter als Blaupause

Der Universalbank-Gedanke geht für Chevelard jedoch viel weiter: So wollen die Düsseldorfer ihr Versicherungsgeschäft vom kommenden Jahr an neu aufsetzen. War die Bank bisher in einem Vermittlungsvertrag mit Talanx gebunden, wird künftig mit der Crédit Mutuel-Tochter ACM zusammengearbeitet. Vor wenigen Tagen erhielt ACM Deutschland die Zulassung der BaFin. „Crédit Mutuel hat das Allfinanzkonzept in den 1970er Jahren in Frankreich entwickelt. Damals glaubten alle Banken, das Modell funktioniert nicht. Heute stammt ein Viertel des Ergebnisses aus dem Versicherungsgeschäft, vermittelt über die Berater in den Filialen“, argumentiert Chevelard.

Zur Rundumversorgung der Kunden gehört aus Sicht von Chevelard auch die Baufinanzierung. Hier hat die Targobank ein eigenes Angebot aufgebaut, ist aber noch nicht am Markt. „Ursprünglich wollten wir 2026 mit unserem Baufinanzierungsangebot starten. Aber mit der OLB-Übernahme wird es vielleicht 2027 werden“, sagt sie.

Geschäftsmodell der Mutter soll auch in Deutschland zum Zug kommen

„Langfristig wollen wir das Geschäftsmodell unserer Mutter auf den deutschen Markt übertragen.“ Dafür gibt es Rückhalt aus Frankreich. Bis 2027 und damit für vier Jahre verzichtet der Mutterkonzern auf die Gewinnabführung. Das heißt allerdings nicht, dass die Transformation der Targobank bis dahin auch abgeschlossen sein muss. 2027 sei lediglich das Enddatum der aktuellen Mittelfristplanung, erklärt Chevelard und fügt an: „Unser größter Vorteil ist: Wir denken langfristig.“

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