Sektorausblick

Natur­katastrophen belasten Rück­versicherer

Der Ausblick für den Sektor der Rückversicherer bleibt negativ, wie die Ratingagentur Standard & Poor‘s mitteilt. Sowohl die Corona-Pandemie, als auch Naturkatastrophen belasten.

Natur­katastrophen belasten Rück­versicherer

tl Frankfurt

Die weltweite Rückversicherungsbranche verdient ihre Kapitalkosten nicht. Deshalb belässt die Ratingagentur Standard & Poor’s ihren im Mai 2020 gesenkten Sektorausblick auf „negativ“. Von den 21 Rückversicherern, die von S&P geratet werden, weisen zwei einen „positiven“, fünf einen „negativen“ und der Rest einen „stabilen“ Ausblick auf. Am stärksten beeinflussen Naturkatastrophen die Ertragskraft, sagte Johannes Bender, Director bei S&P Global Ratings, bei der Vorstellung der S&P Global Reinsurance Highlights 2021. Seit 2017 habe die Branche ihre Naturkatastrophenbudgets überzogen. „Das gilt aus unserer Sicht auch für 2021.“

Die Covid-Pandemie belastet in diesem Jahr angesichts einer unerwartet hohen Sterblichkeit die Lebens-Rückversicherung. Das gelte insbesondere für die USA, aber auch für Südafrika und Indien. Die Gesamtschäden für Erst- und Rückversicherer durch Covid bezifferte Bender bis Mitte dieses Jahres auf 44,6 Mrd. Dollar. Davon entfällt knapp die Hälfte auf die Top 21 globalen Rückversicherer (siehe Grafik). Bezogen auf das Eigenkapital war die Belastung besonders groß für Hiscox, Sirius Point (Bermuda), Scor, Hannover Rück, Münchener Rück und Lloyd’s. Positive Einflussfaktoren auf die Rückversicherungsbranche sind aus der Sicht von S&P die gute Kapitalausstattung und die positive Preisentwicklung. „Die Naturkatastrophen im dritten Quartal sollten wieder Rückenwind für die Erneuerungsrunden im kommenden Jahr geben. Wir gehen von weiterhin steigenden Preisen aus.“ Während in Europa in den vergangenen Jahren die Preiserhöhungen aufgrund der wenigen Naturkatastrophen mo­de­rat waren, werde es durch die Juli-Flut – deren versicherter Schaden europaweit auf 13 Mrd. Dollar geschätzt wird – zu „signifikanten“ Preissteigerungen kommen, so Bender. In einzelnen Geschäftsbereichen und Regionen sei ein zweistelliges Plus nicht auszuschließen.

Die Cyberversicherung ist laut Bender ein enormer Wachstumsmarkt. Von jährlich 7 Mrd. Dollar könnten die Beitragseinnahmen bis 2025 auf 20 Mrd. Dollar wachsen, zitiert Bender Marktstimmen. In der Pandemie hätten die Schäden deutlich zugenommen, so in den USA, wo die Schaden-Kosten-Quote um 20 Prozentpunkte auf 95% zugelegt habe. „35 bis 45% der globalen Cy­berversicherungsprämien werden an Rückversicherer abgegeben. Das ist deutlich mehr als in allen anderen Sparten.“ Die Preise dürften in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich steigen, erwartet Bender. Die Nachfrage werde aber stärker zulegen als das Angebot.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.