Immobilieninvestments

Steiniger Weg zur grünen Immobilie

Die Herausforderungen für die Immobilienbranche waren Thema auf einer Veranstaltung. Dabei ging es um Unterschiede zu anderen Anlageklassen und die Probleme von alten Bestandsgebäuden.

Steiniger Weg zur grünen Immobilie

wbr Frankfurt

Die besonderen Herausforderungen für die Immobilienbranche und deren Investoren haben Marktteilnehmer auf einer hybriden Veranstaltung der Unternehmensberatung EY am Dienstag diskutiert. Dabei ging es im Besonderen um die langfristig gesetzten ESG-Ziele für die Immobilienbranche in den nächsten fünf Jahren.

Die Ausgangslage ist dabei im Segment der Immobilien, die den alternativen und wenig liquiden Assets zuzuordnen sind, schwieriger als bei liquiden Wertpapieren wie Aktien. Beim Thema ESG liege der liquide Markt deutlich vor dem illiquiden Markt, sagte Wiebke Merbeth, Leiterin Nachhaltigkeit bei der BayernInvest. Bei Aktieninvestment seien Kauf- und Verkaufsentscheidungen auf Basis von ESG-Kriterien relativ schnell durchzuführen.

Aber auch im Bereich der liquiden Anlagen verfügen nur 10% der Unternehmen des MSCI World über eine aussagekräftige Wirkungsanalyse mit Fokus Climate Impact. Die ESG-Expertin wies darauf hin, dass mittlerweile Nachhaltigkeit stark durch Transparenz und Offenheit getrieben sei. Wichtig ist aus ihrer Sicht auch der Trend zu einem stärkeren wirkungsorientierten Investieren, bei dem dann die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) einbezogen würden. Merbeth, die Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat ist, berichtete, dass in dem Gremium mittlerweile Immobilien zu den Top-Themen des Gremiums zählen.

Der Leiter des Bereichs Real Estate Funds bei EY, Dirk Rathlev, stellte ebenfalls fest, dass die Immobilienbranche ein wenig neidvoll auf das Segment der liquiden Assets schaut. Allerdings wies er darauf hin, dass bei Immobilien die Entwicklung in den vergangenen Jahren rasant verlaufen sei, was Nachhaltigkeit anbelangt. Er berichtete davon, dass im laufenden Jahr 15 von 21 neuen Immobilienspezialfonds nach Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung lanciert worden seien. Das sei eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr. Einer Umfrage zufolge setzen 81% der Investoren nur noch auf nachhaltige Immobilien, und 25% würden ihre Bestände nach „Stranded Assets“ durchforsten und die Portfolios bereinigen wollen.

Für den Berater Rathlev ist klar, dass es ohne ESG in der Immobilienbranche nicht mehr geht. Kritisch sieht er die Regulierungsbemühungen, und er bemängelte die Taxonomie wegen des enormen Umfangs an technischen Beschreibungen. Die Offenlegungsverordnung wiederum sei in erster Linie ein Marketingins­trument. Ein Problem im Vergleich zu anderen Assetklassen sei der hohe Bestand an alten Gebäuden. Lediglich 15% der Objekte sind nach 2002 erstellt worden. Dies mache es schwer, die Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen. Aus Sicht von Rathlev geht der Appell an die Politik, eine grüne Umstellung bei Immobilien zu fördern. Dabei gehe es um steuerliche Fragen bis hin zur Änderung der Bauordnung.

Lutz Kandzia von HanseMerkur Grundvermögen warnte, Bestandsimmobilien als ungeliebte Kinder der Branche zu betrachten. Gerade in diesem Segment gebe es viel Potenzial, das man hinsichtlich Nachhaltigkeit nutzen könnte. Dass nicht nur rechtliche und steuerliche Vorschriften, beispielsweise die Nutzung von Dächern für Fotovoltaik, die Nachhaltigkeit behindern würden, sondern auch der technische Fortschritt in der Branche oft langsam sei, sei ein weiteres Problem. Harald Salz­geber von Wealthcore Investment Management verwies zum Beispiel darauf, dass CO2-neutraler Beton „brutal teuer“ sei. Demgegenüber sei der Einsatz von CO2-neutralen Ziegeln inzwischen konkurrenzfähig. Wichtig sei es, stets kreativ zu sein bei der Erreichung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen.

Anna Schümann, Partnerin bei EY, resümierte, dass Klimawandel der stärkste Megatrend am deutschen Immobilienmarkt sei. Allerdings stehe der Gebäudesektor vor enormen Herausforderungen, da beispielsweise die Sanierungsquote nur 1% betrage. „Eine Verdopplung bis zum Jahr 2030 ist notwendig“, gab Schümann mit auf den Weg.

Wertberichtigt Seite 8

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