Nach bestem Quartalsergebnis

Talanx setzt Höhenflug an der Börse fort

Der Mehrmarkenversicherer Talanx kann Belastungen zunehmend besser verkraften. Investoren honorieren die stabilere Aufstellung.

Talanx setzt Höhenflug an der Börse fort

Talanx setzt Höhenflug an der Börse fort

Mehrmarkenversicherer wartet mit bestem Quartalsergebnis und gestärkter Bilanz auf – Aktie klettert auf Allzeithoch

Der Mehrmarkenversicherer Talanx kann Belastungen zunehmend besser verkraften. Hohe Großschadenleistungen der Konzerntochter Hannover Rück etwa schlagen dank der stärker gewordenen Erstversicherung weniger deutlich als früher ins Kontor. Investoren honorieren die stabilere Aufstellung.

ste Hamburg

Der Versicherungskonzern Talanx hat mit Details zum bislang besten Quartalsergebnis in der Firmenhistorie sowie mit Angaben zur 2024 weiter gestiegenen bilanziellen Resilienz seinen Höhenflug an der Börse fortgesetzt. Die im MDax gelistete Aktie des Mehrmarkenversicherers aus Hannover legte bis Donnerstagnachmittag um bis zu 6,1% auf das neue Allzeithoch von 111,30 Euro zu. Der Anstieg im bisherigen Jahresverlauf von mehr als einem Drittel übertrifft den Kurszuwachs 2024 von 27%.

Dabei hatte die Talanx, die mit einem Anteil von 50,2% am Dax-Konzern Hannover Rück beteiligt ist, bereits am 29. April auf Basis vorläufiger Zahlen über einen im ersten Quartal um 5% auf 604 Mill. Euro gestiegenen Konzerngewinn berichtet. Der Analystenkonsenswert von 467 Mill. Euro sei vor allem durch eine starke Entwicklung der Erstversicherungsgeschäfte deutlich übertroffen worden. Zudem erfuhren Investoren vor gut zwei Wochen auch schon, dass die bisherigen Finanzziele der Talanx für 2025 unverändert gelten. Diese sehen unter anderem einen Nettogewinn von mehr als 2,1 (i.V. 1,98) Mrd. Euro und eine Eigenkapitalrendite von rund 17 (17,9)% vor.

„Superstarke Bilanz“

Finanzchef Jan Wicke hob in einer Medienkonferenz am Donnerstag hervor, die Talanx sei mit einer „superstarken Bilanz in das Jahr 2025 gestartet“. Wie in den vergangenen Jahren nach dem ersten Quartal üblich, äußerte sich der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern zum Puffer in den Schadenreserven. Die Resilienz habe sich im vergangenen Jahr auf Basis eigener Schätzwerte und nach Analyse externer Aktuare von Willis Towers Watson um rund 1 Mrd. Euro erhöht und belaufe sich per Ende 2024 auf knapp 4,7 Mrd. Euro, so Wicke.

Mit einem Resilienzpuffer von 7,1% bezogen auf die gesamte Schadenreserve verfüge man über „eine Bilanz, die in der Lage ist, auch große Schocks zu absorbieren“. Da gerade auch ein größeres Maß an geopolitischer Unsicherheit bestehe, sei es gut, über eine starke Bilanz zu verfügen, unterstrich der Talanx-Finanzvorstand. Kunden wollten einen starken Partner an ihrer Seite. Wicke verwies auf die Heraufstufung des Finanzstärke-Rating der Talanx-Erstversicherung durch Standard & Poor's. Die Ratingagentur hatte die Bonitätsnote im Februar infolge der Bilanzstärkung sowie verbesserter Diversifikation der Ertragsströme über Geschäftszweige und Regionen um eine Stufe auf „AA-“ angehoben.

Rückversicherung belastet

Der Finanzchef betonte weiter, der „schöne Profitabilitätstrend“ des Vorjahres habe sich im ersten Quartal fortgesetzt. Die deutlich höhere Großschadenbelastung der Hannover Rück im Zusammenhang mit den Waldbränden in Kalifornien Anfang des Jahres führte dazu, dass der Anteil der Erstversicherung am Konzerngewinn nach einem Ergebnisanstieg um 32% auf 359 Mill. Euro in den ersten drei Monaten 2025 mit 60% höher ausfiel als der der Rückversicherung. Zuletzt war die Quote sukzessive auf 49% im Gesamtjahr 2024 gestiegen – von 39% im Jahr 2019.

Mit der von der Hannover Rück im ersten Quartal erwirtschafteten Eigenkapitalrendite von 16,4 (23,5)% sei „man als Mehrheitsaktionär sehr glücklich“, sagte Talanx-Finanzchef Wicke. Er sei zuversichtlich, dass sich die Großschadenbelastung im ersten Quartal im weiteren Verlauf des Jahres „wieder ein bisschen nivellieren“ werde.

Schadenbudget überschritten

Die Waldbrände schlugen im Berichtszeitraum mit 640 Mill. Euro zu Buche. Davon entfielen allein 631,4 Mill. Euro auf die Hannover Rück, die ihre Finanzziele für 2025 zuletzt am Dienstag bekräftigt hatte. Nach einem der größten Naturkatstrophenschäden in der Konzerngeschichte fielen die Großschadenleistungen der Talanx mit 881 (i.V. 76) Mill. Euro mehr als elf mal so hoch aus wie vor Jahresfrist. Das Großschadenbudget für das erste Quartal wurde damit um 276 Mill. Euro überschritten. Dies trug den Angaben zufolge mit einem Effekt von 2,6 Prozentpunkten zur Verschlechterung der Schaden-/Kostenquote auf 92,8 (90,8)% bei.

Unter den Erstversicherungssegmenten, die im ersten Quartal einen Versicherungsumsatz von insgesamt 5,7 Mrd. Euro erreichten und mit währungsbereinigt 5% etwas stärker zulegten als der Rückversicherer, hatte die internationale Privat- und Firmenversicherung mit rekordhohen 29% den größten Ergebnisbeitrag. Hier wirkten sich die 2023 akquirierten Liberty-Gesellschaften in Lateinamerika sowie die Berücksichtigung des bislang nicht konsolidierten Minderheitenanteil des Ergebnisses der polnischen Tochtergesellschaften Warta und TU Europa aus.

Targobank-Kooperation endet

Die Sparte Corporate & Specialty mit der Industrieversicherung kam im Berichtsquartal auf einen Ergebnisanteil von 24%, die deutsche Privat- und Firmenversicherung auf 8%. Retail Deutschland verbuchte einen Rückgang des Versicherungsumsatzes um 6% auf 812 (860) Mill. Euro. Hier wirkte sich nach Angaben der Talanx ein rückläufiger Absatz vor Ablauf der Vertriebskooperation mit der Targobank Ende 2025 aus. „Da fehlen uns natürlich sowohl Umsatz als auch Ergebnis“, erklärte Finanzchef Wicke mit Blick auf das deutsche Lebensversicherungsgeschäft.

Der französische Targobank-Mutterkonzern Crédit Mutuel Alliance Fédérale hatte vor Jahresfrist entschieden, die Partnerschaft mit der Talanx zu beenden, um das eigene Bancassurance-Modell auch im „zweiten Kernmarkt“ Deutschland umzusetzen. Die Größe der Targobank im Portfolio der deutschen Privat- und Firmenversicherung werde man nicht ersetzen können, so Wicke. Der Ergebnisanteil des Schaden-Unfallgeschäfts im kleinsten Konzernsegment werde zunehmen.

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