Tokio braucht frische Ideen im Finanzplatz-Rennen
Tokio braucht frische Ideen im Finanzplatz-Rennen
FinCity-Tokyo-Geschäftsführer bringt Steueroasen auf Inseln vor Tokio ins Gespräch
Die Einführung einer Sonderwirtschaftszone für ausländische Assetmanager und Finanzunternehmen vor einem Jahr zeitigte bisher keine Erfolge, um Tokio gegenüber Singapur und Hongkong als Asiens führende Finanzmetropole durchzusetzen. Keiichi Aritomo nennt das Zonenkonzept halbherzig, da die Finanzindustrie unabhängig vom Standort funktioniere.
Von Martin Fritz, Tokio
Der Geschäftsführer von FinCity Tokyo, Keiichi Aritomo, dringt auf neue Ansätze, um Tokio zum führenden Finanzplatz in Asien zu machen, nachdem Japans Hauptstadt vom Exodus von Finanzleuten aus Hongkong nicht profitieren konnte. „Wir haben erhebliche Fortschritte erzielt, aber andere Finanzzentren haben viel größere Fortschritte gemacht“, sagte Aritomo der Börsen-Zeitung. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ Die Non-Profit-Organisation FinCity Tokyo bewirbt Tokio als internationalen Finanzplatz.
Lizenzantrag auf Englisch
So können ausländische Assetmanager die Lizenz für Japan auf Englisch digital beantragen, werden dabei unterstützt und bekommen spätestens nach sechs Monaten einen Bescheid. Ausländische Beschäftigte der Finanzindustrie erhalten schneller eine Aufenthaltsgenehmigung. Im Todesfall wird ihr Weltvermögen nicht besteuert. Auch können Assetmanager Mitarbeiter-Boni eingeschränkt als Ausgaben verbuchen. Zudem punkte Japan mit einer stabilen Demokratie, einem liberalen Rechtsstaat und einer raschen Digitalisierung. Andererseits kritisierten Kunden die strenge Finanzaufsicht und die hohen Steuersätze.
Insbesondere die neuen Finanz-Sonderwirtschaftszonen haben ihr Ziel, ausländische Assetmanager und andere Finanzfirmen anzulocken, bisher nicht erreicht. Japans Finanzaufsicht FSA richtete im Juni 2024 vier solche Sonderzonen in Tokio, Osaka, Fukuoka und Hokkaido ein und flankierte ihre Einrichtung mit unterstützenden Maßnahmen. Doch zwischen Juni 2024 und März 2025 verzeichnete die FSA nur sechs neue ausländische Assetmanager in Japan.
Konferenzen für Assetmanager
Der damalige Premierminister Fumio Kishida hatte das Konzept der Sonderzonen im Rahmen seiner „Neuer Kapitalismus“-Politik ab 2023 prominent gefördert. Seitdem signalisiert Tokio sein Interesse an der Ansiedlung ausländischer Vermögensverwalter durch eine jährliche „Japan Weeks“-Konferenz und ein jährliches Asset Management Forum. Doch Kishidas Nachfolger Shigeru Ishiba, der seit Herbst 2024 eine Minderheitsregierung führt, machte sich bisher nicht explizit für die Finanz-Sonderzonen stark.
„Das Konzept ist immer halbherzig gewesen“, räumte FinCity-Geschäftsführer Aritomo ein und verwies auf einen inneren Widerspruch: „Im Gegensatz zur Warenproduktion sind Finanzdienstleistungen ziemlich standortunabhängig.“ Anlage- und Investitionsentscheidungen könnten überall auf der Welt getroffen werden. Die meisten Sonderwirtschaftszonen für die Finanzindustrie seien Offshore-Gerichtsbarkeiten wie die Kaimaninseln, die britische Kanalinsel Jersey oder Luxemburg mit Steuerbefreiungen für Investoren.
Bisherige Steueroase erfolglos
Bei FinCity gebe es daher Überlegungen, ausländische Assetmanager mit einer eigenen Steueroase anzulocken, zum Beispiel auf einer der zahlreichen Inseln, die zu Tokio gehören. „Es ist Zeit, dass wir darüber nachzudenken, so etwas einzuführen“, sagte Aritomo. Die Idee werde aber noch geprüft.
Japan richtete bereits vor über 20 Jahren eine Steueroase in der Stadt Nago auf der Hauptinsel Okinawa ein, allerdings ohne Erfolg. „Das Problem ist, dass man dort fünf Einheimische anstellen muss“, erläuterte der Geschäftsführer. Das würde sich nur lohnen, wenn man ein Vermögen von mindestens 500 Mill. Dollar verwaltet. Aber Japan hänge immer noch an der Vorstellung, dass ausländische Investoren Arbeitsplätze schaffen müssen, obwohl heutzutage überall Arbeitskräfte fehlten.