Nachhaltigkeit

Unterschiede bei ESG-Daten schaffen Probleme

In einer Studie beschäftigt sich die Unternehmensberatung Cofinpro mit Nachhaltigkeitsinformationen. Als besondere Herausforderung wird darin die Bewertung sozialer Kriterien genannt.

Unterschiede bei ESG-Daten schaffen Probleme

wbr Frankfurt

Die Unternehmensberatung Cofinpro hat in einer Studie festgestellt, dass die ESG-Bewertung von Unternehmen die Teilnehmer des Finanzmarkts vor enorme Herausforderungen stellt. Einerseits seien die Marktteilnehmer mehrheitlich auf ESG-Datenanbieter angewiesen, andererseits seien die ESG-Ratings und -Scores kaum vergleichbar. „Die Analyse verschiedener ESG-Datenanbieter hat gezeigt, dass sich die nicht gegebene Vergleichbarkeit besonders markant bei der Bewertung der Dimensionen S und G manifestiert“, schreibt Cofinpro. Die Betrachtung zeige große Unterschiede unter den Datenanbietern hinsichtlich der Anzahl an bewerteten Unternehmen. Meist stellen die befragten Anbieter jeweils ESG-Daten für mehrere Tausend Unternehmen bereit. Einzelne Häuser haben dabei ESG-Daten für mehr als 200 000 Unternehmen, was durch eine automatisierte Auswertung mit Technologien der künstlichen Intelligenz möglich geworden sei.

Aus Sicht der Frankfurter Unternehmensberatung zeichnet sich das Feld der ESG-Datenanbieter durch eine zunehmende Konsolidierung und Oligopolisierung aus, bei steigenden Eintrittsbarrieren für neue Analysehäuser. Gleichzeitig kommt in der Studie zum Ausdruck, dass der Markt extrem heterogen sei. Das zeige sich auch daran, dass die Preisspanne für ESG-Daten groß sei und Pakete zwischen wenigen Tausend Euro bis mehreren Millionen Euro pro Jahr kosten würden. „Die Preise sind bei allen Anbietern stark verhandlungsabhängig und werden individuell mit den Lizenznehmern abgestimmt,“ heißt es in der Studie.

Ein Problem ist laut Cofinpro, dass viele S- und G-Kriterien je nach persönlicher Denkart oder gesellschaftlicher Strömung verschieden interpretiert werden können. Dies habe zu Folge, dass ein hohes ökologisches Engagement überdeckt werden könnte. Als Beispiel für unterschiedliche Interpretationen führt Cofinpro Tesla an, die den Platz im S&P500 ESG Index nach Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Autopiloten, angeblicher Diskriminierung von Mitarbeitern und mangelnder Be­richterstattung verlor. Diese Entscheidung wurde von Tesla-Chef Elon Musk heftig kritisiert, weil bei der Index-Überarbeitung zeitgleich ExxonMobil ihren Platz im S&P500 ESG Index zusammen mit anderen Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe behielt. Das Beispiel zeige, wie schwierig die Einordnung eines Unternehmens ist, wenn ESG nicht allein unter dem Stichwort Umwelt abgehandelt werde. Dieser Interpretationsspielraum sorge auch dafür, dass die Datenanbieter zum Teil unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe zur Ermittlung der ESG-Scores anwenden würden.

Gastbeitrag Seite 4

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