„Der Dollar hat an Attraktivität verloren“
INTERVIEW: Engin Eroglu
„Der Dollar hat an Attraktivität verloren“
Der EU-Abgeordnete über Wege zur Stärkung der internationalen Rolle des Euro
Engin Eroglu, Abgeordneter im EU-Parlament und Mitglied des Wirtschafts- und Währungsausschusses
Sie werben dafür, die internationale Rolle des Euro zu stärken und sehen aktuell gute Chancen dafür. Warum?
„Der Dollar hat wegen der von der Regierung mitverursachten politischen Verunsicherung sowie wegen der steigenden Verschuldung der Vereinigten Staaten und den damit verbundenen Risiken an Attraktivität verloren. Und der chinesische Yuan ist noch meilenweit davon entfernt, um Dollar und Euro Konkurrenz zu machen. Allerdings: Wenn man die internationale Rolle des Euro stärken möchte, dann sollte man das über eine souveräne Wirtschafts- und Handelspolitik tun.“
Welche Maßnahmen halten Sie für zielführend?
„Wichtig wäre es, den europäischen Markt für Schuldtitel zu vertiefen. Dafür ist es nicht notwendig, dass Europa gemeinsam Schulden aufnimmt. Ganz im Gegenteil: Wir sollten unbedingt dabei bleiben, dass jeder einzelne EU-Staat für seine Verschuldung verantwortlich bleibt und haftet. Ein entscheidender Schritt hin zu einem tieferen, attraktiveren europäischen Kapitalmarkt wäre die Vereinheitlichung der nationalen Insolvenzregeln. Denn das wäre die Voraussetzung dafür, dass Investoren Papiere vernünftig bündeln können.“
Dieses Ziel verfolgt die EU schon lange, bislang ohne sichtbare Fortschritte.
„Ja, leider diskutieren wir seit sechs Jahren über ein einheitliches Insolvenzrecht – und sind dabei keinen Millimeter vorangekommen. Aber da sich derzeit viele eine stärkere internationale Rolle der gemeinsamen Währung wünschen, könnte nun Schwung in die Diskussion kommen.“
Was könnte darüber hinaus zu einer stärkeren Rolle des Euro führen?
„Eine weitere Möglichkeit, die globale Bedeutung des Euro zu stärken, besteht in der Handelspolitik. Bei Handelsabkommen, beispielsweise jetzt bei der Vereinbarung mit den Mercosur-Staaten, sollte künftig fest verankert werden, dass der Euro die Handels- und Abrechnungswährung ist – und nicht mehr der Dollar. Darauf sollten wir Europäer bei den Verhandlungen bestehen.“
Wie wollen Sie den Euro für Anleger attraktiver machen?
„Wir brauchen mehr Finanzprodukte, die sichere Anleihen aus den EU-Staaten bündeln, damit Investoren ihr Geld in einem Produkt in Europa anlegen können.“