Geschäftsbericht

Bundesbank stimmt auf hohe bilanzielle Lasten ein

Die Auswirkungen der Zinswende schlagen langsam auf die Bilanz der Bundesbank durch. Unter anderem die höheren Zinsaufwendungen für Einlagen, die Geschäftsbanken bei der deutschen Notenbank geparkt haben, machen sich im Zahlenwerk spürbar...

Bundesbank stimmt auf hohe bilanzielle Lasten ein

mpi/fed Frankfurt

Die Auswirkungen der Zinswende schlagen langsam auf die Bilanz der Bundesbank durch. Unter anderem die höheren Zinsaufwendungen für Einlagen, die Geschäftsbanken bei der deutschen Notenbank geparkt haben, machen sich im Zahlenwerk spürbar bemerkbar. Zwar hat die Bundesbank für 2022 am Mittwoch unterm Strich eine schwarze Null verkündet. Allerdings musste sie dafür Rückstellungen in Höhe von knapp 1 Mrd. Euro auflösen.

Für die kommenden Jahre sieht Bundesbankpräsident Joachim Nagel erhebliche finanzielle Belastungen auf die Notenbank zukommen. „Auf der Grundlage verschiedener Berechnungen dürfte unsere Risikovorsorge auch im laufenden Jahr noch ausreichen. In den Folgejahren werden die Belastungen unsere finanziellen Puffer aber wahrscheinlich übersteigen“, sagte Nagel. In diesem Fall werde die Bundesbank einen Verlustvortrag ausweisen, wie sie das bereits über mehrere Jahre hinweg in den 1970er Jahren getan hat. Noch hat die Bundesbank in ihrer Bilanz Rückstellungen in Höhe von 19,2 Mrd. Euro, die sie in den vergangenen Jahre sukzessive mit Verweis auf die steigenden Zinsrisiken aufgebaut hatte. Zudem steht noch eine gesetzliche Rücklage gemäß Bundesbankgesetz von 2,5 Mrd. Euro zur Verfügung.

Anders als für Geschäftsbanken sind hohe Verluste für Notenbanken nicht existenzgefährdend, da sie nicht auf Profit ausgerichtet sind, sondern auf die Erfüllung ihres Mandats – die Wahrung der Preisstabilität. Dies können Notenbanken auch mit negativem Eigenkapital erreichen, wie Nagel bei der Vorstellung des Geschäftsberichts betonte. Dennoch sind hohe Verluste für einen längeren Zeitraum auch für Zentralbanken nicht unproblematisch, da sie ihre Glaubwürdigkeit und politische Unabhängigkeit untergraben können.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) zeitnah von der geldpolitischen Bremse tritt, ist indes gesunken. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab, ist die Inflation in Deutschland im Februar entgegen der Erwartung vieler Analysten nicht gesunken. Gemäß EU-Berechnung (HVPI) stieg sie wegen höherer Lebensmittelpreise von zuvor 9,2 % auf 9,3 %. Noch vor Bekanntgabe der Zahlen hatte Nagel bereits gesagt, dass weitere „deutliche“ Zinserhöhungen der EZB womöglich nötig seien. „Wenn damit finanzielle Belastungen verbunden sind, müssen wir und können wir das verkraften.“

Berichte Seite 7

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