Chemieindustrie

Covestro hat Notfallpläne für drohenden Gasmangel

Gegen die Priorisierung von Privathaushalten bei Gasknappheit wächst der Widerstand. „Die Last komplett auf die Industrie abzuwälzen, ist keine Lösung“, sagt Covestro-Finanzchef Thomas Toepfer.

Covestro hat Notfallpläne für drohenden Gasmangel

ab Leverkusen

In Deutschland dreht sich derzeit alles um die Frage, was passiert, wenn durch die Erdgaspipeline Nord Stream 1 nach der zehntägigen Wartung kein Gas mehr fließt. Thomas Toepfer, Finanzvorstand von Covestro, bereitet sich vor: „Wir haben sehr detaillierte Pläne, was wir machen würden und in welcher Reihenfolge“, erläutert er im Interview der Börsen-Zeitung. Ins Details gehen will Toepfer jedoch nicht. „Ungeachtet der Annahmen, die man trifft, wird die Realität vermutlich anders aussehen“, begründet er seine Zurückhaltung. Zudem hänge es am Ende auch davon ab, wie sich etwaige Kürzungen lokal verteilten. „Es gibt deutschlandweit Cluster, die von der Bundesnetzagentur eingeteilt sind. In einer Gasmangellage würde pro Cluster verordnet, wie groß die Kürzung ausfällt.“

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat in dieser Woche erstmals ein Fragzeichen hinter die Priorisierung der privaten Haushalte bei akutem Gasmangel gesetzt. Dem schließen sich nun auch Industrievertreter an: „Die Last komplett auf die Indu-strie abzuwälzen, ist keine Lösung“, sagt Toepfer. Man dürfe allerdings die Augen nicht vor den Folgewirkungen verschließen, warnt der Manager. Diese „treffen die Privaten letztlich doppelt in Form von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Krise“.

Wenn es zur Mangellage komme, „müssen wir das zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema machen“, fordert Toepfer und plädiert dafür, den Preismechanismus, wenn es zur Zuteilung komme, nicht völlig auszuschalten. Alle müssten dann einen Beitrag leisten. Allerdings räumt der Manager auch ein, dass Covestro kurzfristig nur in sehr begrenztem Umfang Gas einsparen kann.

Der Vorstand hat auch eine positive Nachricht: Dank der schnellen Erholung in China nach dem Lockdown werde das operative Ergebnis im zweiten Quartal am oberen Rand der Spanne von 430 bis 560 Mill. Euro ankommen.

Interview Seite 8