Logistik

Deutsche Post DHL investiert 7 Mrd. Euro in ESG

Der neue Nachhaltigkeitsfahrplan von Deutsche Post DHL sieht Investitionen von 7 Mrd. Euro in grüne Technologien bis 2030 vor. Kernziel ist es, die Treibhausgas-Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts auf unter 29 Mill. Tonnen zu senken, obwohl der Vorjahreswert bei 33 Mill. Tonnen lag und die Logistik-Gruppe Wachstum erwartet.

Deutsche Post DHL investiert 7 Mrd. Euro in ESG

md Frankfurt

Die Gruppe Deutsche Post DHL(DPDHL) investiert in den nächsten zehn Jahren 7 Mrd. Euro (Opex und Capex) in Maßnahmen zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen. Die Ausgaben werden gemäß den Planungen bis 2030 jedes Jahr steigen, wobei der Anteil, der den Lufttransport betrifft, überproportional zunehmen und am Ende etwa drei Viertel des Jahresbudgets ausmachen wird. Die von der Investitionssumme bis 2023 anfallenden Beträge seien in der am 9. März kommunizierten Budgetplanung bis 2023 berücksichtigt. Wie Vorstandschef Frank Appel in einer Pressekonferenz erläuterte, fließen die Mittel insbesondere in alternative Kraftstoffe für den Luftverkehr, in den Ausbau der emissionsfreien E-Fahrzeugflotte und in klimaneu­trale Gebäude.

Auf dem Weg zum seit vier Jahren geltenden Null-Emissionsziel bis 2050 hat sich der weltweit führende Logistikkonzern zu neuen, konkreten Zwischenzielen bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichtet. Sie seien Teil der „Science Based Targets“-Initiative (SBTi) und ständen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Die Berechnung der Emissionen basiere auf dem Well-to-Wheel-Ansatz, also von der Quelle bis zum Verbrauch.

Ohne die Maßnahmen des neuen Nachhaltigkeitsfahrplans würde der CO2-Ausstoß des Konzerns nach eigenen Berechnungen 2030 rund 46 Mill. Tonnen betragen. Im Jahr 2020 lag er bei 33 Mill. Tonnen. Nun verpflichtet sich das Unternehmen, den jährlichen CO2-Ausstoß bis 2030 auf unter 29 Mill. Tonnen zu senken – trotz des erwarteten weiteren kräftigen Wachstums der weltweiten Logistikaktivitäten.

E-Fahrzeug-Anteil 60 Prozent

Erreicht werden soll dies durch umweltfreundliche Lösungen in der Zustellung und im Transport. Für kurze Distanzen und die „letzte Meile“ treibt der Konzern die Elektrifizierung seiner Fahrzeugflotte voran. Bis 2030 sollen 60% (2020: 18%) der weltweiten Lieferfahrzeuge elektrisch angetrieben werden – somit werden für das Unternehmen den Planungen zufolge mehr als 80000 E-Fahrzeuge auf der Straße sein. Darüber hinaus soll der Anteil alternativer Kraftstoffe in der Straßenflotte über 30% betragen.

Auf längeren Strecken, insbesondere im Luftverkehr, stellen elektrische Antriebe nach Einschätzung des Konzerns auf absehbare Zeit keine Alternative dar. Deshalb forciere DPDHL die Entwicklung und den Einsatz von Kraftstoffen, die aus nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbaren Energien hergestellt werden: Bis 2030 sollen so mindestens 30% des Kraftstoffbedarfs in der Luftfracht und im Fernverkehr durch nachhaltige Kraftstoffe abgedeckt werden. „Der Flugbereich wird nicht über Nacht tiefgrün werden“, räumte Finanzchefin Melanie Kreis ein.

Darüber hinaus werde die Gruppe in umweltfreundliche Liegenschaften (Büroflächen, Brief- und Paketzentren und Logistiklager) investieren. Alle neuen Gebäude werden klimaneutral sein, verspricht Appel. Schließlich sollen den Kunden für 100% der Kernprodukte „grüne Alternativen“ angeboten werden.

Im sozialen Bereich hat sich DPDHL zum Ziel gesetzt, den Anteil an Frauen im oberen und mittleren Management von zuletzt 23,2% bis 2025 auf mindestens 30% zu steigern. Im achtköpfigen Vorstand der Gruppe ist CFO Kreis zurzeit die einzige Frau.

1 Prozent vom Nettogewinn

Zudem kündigte CEO Appel an, dass sich der Konzern verpflichten werde, jährlich 1% des Nettogewinns in seine Social-Impact-Programme und -Initiativen zu investieren – für 2020 wären das 30 Mill. Euro gewesen. Dazu gehört das im Herbst vorigen Jahres gestartete Programm „Go Trade“ – dabei soll kleinen und mittleren Unternehmen aus Entwicklungsländern der Zugang zu globalen Märkten verschafft und damit grenzübergreifender Handel ermöglicht werden.

Auch hinsichtlich guter Unternehmensführung verpflichte sich die Gruppe zu strengeren Regeln. Die ESG-Kennzahlen seien ins externe und interne Berichtswesen integriert. Auch sei der Verhaltenskodex für Zulieferer aktualisiert worden. Die darin beschriebenen Regeln und Standards seien stärker auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet und eindeutiger definiert worden, heißt es. Umsetzung und Einhaltung der Richtlinien würden durch Audits überprüft. Darüber hinaus wurde eine neue Grundsatzerklärung zu Menschenrechten eingeführt.

ESG sei ein integraler Bestandteil der Strategie 2025 – „alle relevanten Kennzahlen werden daher in die Steuerung des Konzerns und die reguläre Berichterstattung integriert“, sagte CFO Kreis.

Die nachhaltige Unternehmensentwicklung soll auch stärkeren Einfluss auf die Berechnung der Vorstandsvergütung haben: Künftig sollen 30% des variablen Vergütungsteils vom Erreichen von ESG-Zielen abhängen. Dies werde der Hauptversammlung am 6. Mai vorgeschlagen. Bei einer Zustimmung würde die neue Regelung von 2022 an gelten.