Viele Unternehmen investieren zu wenig in Umweltschutz
Viele Unternehmen investieren zu wenig in Umweltschutz
EZB befragt Firmen der Eurozone zur grĂŒnen Transformation â Weltbankreform soll Klimawandel bekĂ€mpfen
mpi Frankfurt
Nur jedes zweite Unternehmen der Eurozone geht davon aus, genĂŒgend investiert zu haben, um die eigenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt abzumildern. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von fast 6.000 Firmen durch die EuropĂ€ische Zentralbank (EZB). Rund ein Viertel will diese Investitionen in den kommenden fĂŒnf Jahren nachholen, wĂ€hrend ein weiteres Viertel dies in diesem Zeitraum nicht vorhat.
Dabei sorgen sich die Befragten mehr um die wirtschaftlichen Risiken der grĂŒnen Transformation als um die Auswirkungen des Klimawandels. Sechs von zehn Unternehmen gaben an, dass Ăbergangsrisiken, die sich aus strengeren Klimastandards und der CO2-Bepreisung ergeben, fĂŒr sie eine âsehr wichtigeâ Rolle spielen, wĂ€hrend nur 48% UmweltschĂ€den durch den Klimawandel als sehr groĂe Bedrohung fĂŒr das GeschĂ€ftsmodell des eigenen Unternehmens ansehen. Bei groĂen Firmen sind die Sorgen vor negativen wirtschaftlichen Auswirkungen durch stĂ€rkere Regulierung ausgeprĂ€gter als bei mittelstĂ€ndischen Betrieben.
Sorge vor höheren Klimastandards
Strengere Regularien sind es dann auch, die Unternehmen am stĂ€rksten dazu bewegen, mehr in Nachhaltigkeit zu investieren. In einer Modellrechnung der EZB fĂŒhren höhere Klimastandards zu einer Zunahme der klimabezogenen Investitionen um 10 Prozentpunkte. Unwetterrisiken fĂŒr die Firmen erhöhen die Ausgaben nur um 6 Prozentpunkte und UmweltschĂ€den um 7 Prozentpunkte. Betrachtet man ausschlieĂlich mittelstĂ€ndische Betriebe, sieht das Ergebnis der Modellrechnung anders aus. Hier haben die Auswirkungen des Klimawandels einen gröĂeren Einfluss auf die Investitionsentscheidungen als eine strengere Regulierung. Unwetterrisiken und UmweltschĂ€den erhöhen die Investitionen jeweils um rund 10 Prozentpunkte, striktere Klimastandards nur um 5 Prozentpunkte.
Die Umfrageergebnisse betonen laut EZB zudem die hohe Bedeutung von öffentlichen Kreditgarantien und subventionierten Krediten fĂŒr grĂŒne Investitionen â besonders fĂŒr kleinere Unternehmen.
Eine gröĂere Rolle bei der BekĂ€mpfung des Klimawandels soll in Zukunft die Weltbank spielen. Deshalb hat die Institution zur Entwicklungsfinanzierung in diesem Jahr einen Reformprozess gestartet. Dieser soll dazu fĂŒhren, dass die Weltbank den Klimaschutz bei ihrer Kreditvergabe noch stĂ€rker berĂŒcksichtigt. âDie Weltbank muss zum zentralen Instrument der Transformation werden, die uns bevorsteht, und daher im Bereich Klimaschutz besser werdenâ, forderte Nils Annen, parlamentarischer StaatssekretĂ€r im Bundesentwicklungsministerium, am Mittwochabend auf einer Veranstaltung der Bundestagsfraktion der GrĂŒnen zur bevorstehenden Weltbankreform.
Globaler SĂŒden skeptisch
Dieses Ansinnen stöĂt bei den LĂ€ndern des globalen SĂŒdens auf Skepsis. Sie befĂŒrchten, kĂŒnftig weniger Kredite der Weltbank fĂŒr andere Projekte zu erhalten. Dabei sei es der globale Norden, der den Klimawandel maĂgeblich verursacht habe und der vom nicht nachhaltigen Wirtschaften der vergangenen Jahrzehnte profitiert habe. Es gebe derzeit einen âRiesengrabenâ zwischen dem globalen Norden und dem globalen SĂŒden, sagte Weltbankdirektor Dirk Reinermann, der an der Reform maĂgeblich beteiligt ist, auf der Veranstaltung.
Dabei gehe es der Weltbank nicht darum, zu einer Klimabank zu werden. ArmutsbekĂ€mpfung und Wohlstandsförderungen blieben die primĂ€ren Aufgaben der Institution. Die Weltbank mĂŒsse jedoch darauf achten, dass dies auf einem âbewohnbaren Planetenâ geschehe. Um die Kapitalbasis der Institution fĂŒr die Zukunft zu stĂ€rken, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz in Aussicht gestellt, dass Deutschland ein Hybridkapital von 305 Mill. Euro zur VerfĂŒgung stellt. Das Vorhaben muss jedoch noch den Bundestag passieren.
Damit die Reform den Klimaschutz deutlich verbessern kann, muss es der Weltbank laut der Wirtschaftsprofessorin Arntraud Hartmann von der Johns-Hopkins-UniversitĂ€t nicht nur gelingen, den Privatsektor bei klimafreundlichen Investitionen stĂ€rker mitzunehmen, sondern neben den Ă€rmeren Staaten auch die LĂ€nder mit mittleren Einkommen. Diese seien neben den Industriestaaten ein groĂer Verursacher von Emissionen.