Nachhaltigkeit

Evangelische Bank geht ESG-Regulierung zu schnell

Die ethisch ausgerichtete Evangelische Bank warnt vor einer Fehlentwicklung in der ESG-Regulierung. Tätigkeiten im sozialen Bereich werden von der Taxonomie bislang nicht erfasst.

Evangelische Bank geht ESG-Regulierung zu schnell

wbr Frankfurt

Die ethisch ausgerichtete Evangelische Bank warnt vor einer Fehlentwicklung in der ESG-Regulierung. So würden Tätigkeiten im sozialen Bereich von der Taxonomie bislang nicht erfasst. „ESG wird leider bislang auf CO2-Ersparnis reduziert“, sagt Bankchef Thomas Katzenmayer im Interview der Börsen-Zeitung. Dies sei eine Fehlentwicklung, denn man könne Investitionen nicht nur hinsichtlich der CO2-Relevanz bewerten.

Große Schwierigkeiten sieht Katzenmayer in mehreren Bereichen. „Bei einem Blick auf CO2 ₂wird der soziale Beitrag, den die Einrichtungen leisten, nicht bewertet. Und bei der Finanzierung einer Bestandsimmobilie steht die Reduzierung des CO-Fußabdrucks in der Regel gar nicht im Fokus.“ Das könne ein Problem werden, da künftig womöglich der CO-Fußabdruck der entscheidende Faktor bei der Kreditfinanzierung sein könnte. „Eine solch einseitige Sicht ist schlecht für die Finanzwirtschaft.“ Der Manager spricht sich auch gegen eine Green Asset Ratio als Kennzahl der Banksteuerung aus: „Wir haben uns zur Nachhaltigkeit zertifizieren lassen. Gleichzeitig entscheiden wir immer nach strengen ökonomischen Kriterien. Wenn man Nachhaltigkeit jetzt in einer bestimmten Kennzahl wie etwa der Green Asset Ratio ausdrücken will, dann wird das uns nicht gerecht.“

Der Bankchef hält das Tempo der Nachhaltigkeitsvorhaben für überzogen. „Wir haben mit der ESG-Regulierung noch keine Erfahrung. Bisher gab es das Thema Nachhaltigkeit in der Breite nicht, jetzt gibt es einen engen Zeitplan.“ Problematisch sei auch, dass viele relevante Marktakteure und die Sozialwirtschaft in die Gespräche zur Taxonomie nicht einbezogen worden seien: „Das muss sich ändern, und insgesamt sollte man sich mehr Zeit nehmen.“

Interview Seite 4