Der Zollnebel macht der EZB die Orientierung schwer
24. Juli
Der Zollnebel macht der EZB
die Orientierung schwer
lz Frankfurt
Die Inflation in der Eurozone ist in ihren diversen Abgrenzungen mehr oder weniger auf der Zielmarke angekommen – oder bewegt sich zumindest weiter in diese Richtung, auch wenn die Kernrate sich etwas sträubt. Konjunkturell ist zudem eine gewisse Stabilisierung erfolgt. Angesichts der Wirkungsverzögerung der Geldpolitik ist eine Zinspause bei der nächsten Zinssitzung daher naheliegend. Das erwarten die meisten Ökonomen; und zuletzt hatte Bundesbankchef Joachim Nagel ebenfalls dafür plädiert.
Doch mit der erratischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die im Falle der Inkraftsetzung exorbitant hoher Einfuhrzölle die europäische Wirtschaftslage empfindlich treffen könnte, und bei der Verhängung von europäischen Gegenzöllen diese für steigende Preise sorgen würden, würde die Gemengelage verkompliziert. Schon jetzt werden die Stimmen daher lauter, eine Zinspause nicht schon als gesetzt zu sehen. Warum nicht mit einer Zinssenkung im Vorfeld reagieren, um mögliche Konjunktur- und Inflationswirkungen schon frühzeitig abzumildern?
Zinssenkung im Juli würde Bewegungsspielraum später einengen
EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch warnt vor anhaltend niedrigen Inflationsraten im Euro-Raum. Der belgische Notenbankchef verweist etwa auf die gesunkenen Energiepreise, die neue Stärke des Euro sowie unsichere Wachstumsaussichten angesichts geopolitischer Risiken.
Allerdings muss die EZB aufpassen, dass ihre Entscheidungen nicht verpuffen. Denn eine Zinssenkung im Juli würde den Bewegungsspielraum der Notenbank später einengen. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt schon bei 2,15%; und der Realzins changiert um 0%. Keine einfache Situation für das Votum am Donnerstag. Im jüngsten EZB-Protokoll bekannte man sich dazu, „auf Sicht“ zu fahren. Jedoch macht der „Zollnebel“ die Orientierung schwer.