Umfrage

Wirtschaftsstimmung fällt unerwartet

Im April ist den Unternehmen im Euroraum die Frühlingsstimmung abhandengekommen: Der Vertrauensindikator der EU-Kommission ist auf breiter Front gesunken.

Wirtschaftsstimmung fällt unerwartet

Wirtschaftsstimmung fällt unerwartet

ba Frankfurt

Im April hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum unerwartet eingetrübt. Zudem zeugt die monatliche Umfrage der EU-Kommission von einem weiter nachlassenden Preisdruck, sinkenden Einstellungsplänen und einer geringeren Kapazitätsauslastung.

So ist der Economic Sentiment Indicator (ESI) um 0,6 auf 95,6 Punkte gesunken. Ökonomen wurden von dem Rückgang überrascht – im Schnitt hatten sie mit einem Anstieg auf 96,7 Zähler gerechnet. Zu dem Rückgang trugen vor allem Industrie und Einzelhandel bei, aber auch die Teilbarometer der Dienstleister und des Bausektors gaben nach. Allein das Verbrauchervertrauen legte leicht zu.

Schlusslicht Deutschland

Unter den größten Euro-Volkswirtschaften bleibt Deutschland das Schlusslicht, auch wenn der ESI um 1,5 auf 91,4 Punkte zugelegt hat. Den Spielverderber gab hierzulande die Industrie – sogar bei der in der Krise steckenden Baubranche besserte sich die Laune. Spitzenreiter bleibt hingegen Spanien: Nicht nur, dass der Indikator hier mit 2,3 Zählern auf 104,3 am stärksten zulegte, es ist auch das einzige Schwergewicht, dessen ESI über dem langfristigen Durchschnitt von 100 Zählern notiert. Besonders auffällig ist für Christian Melzer von der DekaBank, „dass die ohnehin schon sehr gute Stimmung in der spanischen Bauwirtschaft nochmals stark angestiegen ist“. Rückschläge verzeichnete die Wirtschaftsstimmung hingegen in Frankreich (–4,8 auf 95,9 Zähler) und in Italien (–1,3 auf 99,5 Punkte).

Die Beschäftigungserwartung sank gemessen am Employment Expectations Indicator (EEI) um 0,7 auf 101,8 Punkte. Und auch die Unternehmen, die mit einem geringeren Geschäft rechnen, wollen dennoch am Personal festhalten oder Jobs aufbauen: Der Labour Hoarding Indicator (LHI), der dies misst, ist im April um 0,2 Punkte gesunken und verbleibt über seinem langfristigen Schnitt. Der Anteil der Manager, die Arbeitskräftemangel als einschränkenden Faktor angaben, blieb auf relativ hohem Niveau weitgehend stabil. Engpässe bei Material oder Ausrüstung galten ebenfalls als geringeres Hemmnis.

Kapazitätsauslastung geht zurück

Die vierteljährlich erhobene Kapazitätsauslastung in der Industrie sank um 0,3 Prozentpunkte auf 78,9%. Der langfristige Durchschnitt liegt laut der Brüsseler Behörde bei 80,7%. Dementsprechend stieg der Anteil der Unternehmer, die ihre derzeitige Produktionskapazität mit Blick auf die derzeitigen Auftragsbestände und Nachfrageerwartungen als „mehr als ausreichend“ einschätzen. Deutlich besser beurteilt wurden auch die Exportaufträge sowie wie die Wettbewerbsposition auf den Nicht-EU-Märkten in den vergangenen drei Monaten. Die geschätzte Anzahl der Monate, in denen die Produktion durch die Auftragsbestände gesichert ist, stieg leicht um 0,2 auf 4,9 Monate. Im Dienstleistungssektor erhöhte sich die Kapazitätsauslastung hingegen um 0,3 Prozentpunkte auf 90,2%.

In der halbjährlichen Umfrage zu den Investitionen stieg der Anteil der Manager des verarbeitenden Gewerbes, die im Jahr 2023 mehr investiert hatten. Im März/April ergab sich ein Nettosaldo von 26%, in der vorherigen Umfrage im Oktober/November 2023 hatten noch 10% angegeben, die Investitionen ausgeweitet zu haben. Für 2024 lag der Saldo derer, die eine Erhöhung der Investitionen im Vergleich zu 2023 vorhersagen, bei 10%. Im Oktober/November 2023 hatten noch 11% entsprechend geantwortet.

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