US-Notenbank

Unsicherheit vor FOMC-Sitzung

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank wird kommende Woche voraussichtlich auf eine Zinserhöhung verzichten oder eine Anhebung um 25 Basispunkte beschließen. Neben der Inflation hat die Fed nämlich die jüngsten Bankenpleiten und die Stabilität des Finanzsystems auf dem Radar.

Unsicherheit vor FOMC-Sitzung

det Washington

Noch vor einer Woche galt als sicher, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank bei seiner kommende Woche anstehenden Sitzung den Leitzins um entweder 25 oder womöglich sogar 50 Basispunkte anheben würde. Nun aber haben die jüngsten Bankenpleiten zu einer neuen Erwartungshaltung geführt. So dürfte ein aggressiverer Zinsschritt vom Tisch sein. Analysten erwarten, dass die Währungshüter rund um Fed-Chef Jerome Powell entweder auf eine Zinserhöhung verzichten oder den Zielkorridor für die Federal Funds Rate um maximal 25 Basispunkte hochschrauben werden.

Am Mittwoch vertrat Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody’s Analytics, die Ansicht, dass „die Fed ihren Fokus auf die jüngsten Pleiten richten wird, die das Bankensystem erschüttert haben, und daher keine Zinserhöhung beschließen wird“. Während das FedWatch Tool der CME Group daraufhin voraussagte, dass der Zielkorridor für die Federal Funds Rate unverändert bleiben werde, stieg nach der Zinserhöhung durch die EZB die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed um 25 Basispunkte straffen wird, auf über 80%.

Unsicherheit wächst

Seit März 2022 hat das FOMC die Zügel jedenfalls acht Mal straffer gezogen, und angesichts der hartnäckigen Inflation wurden die Zinserhöhungen auch von mehreren Revisionen der Prognosen begleitet, die der Ausschuss alle drei Monate aktualisiert. Derzeit rechnen die Notenbanker damit, dass sie den Leitzins bis Ende dieses Jahres auf 5,1% erhöhen werden. Das entspräche bis zum Ende des laufenden Zinszyklus Straffungen um insgesamt 50 Basispunkte, ehe dann den Voraussagen zufolge der Geldhahn ab 2024 langsam wieder aufgedreht wird.

Angesichts der Ungewissheit einer sich potenziell abzeichnenden Bankenkrise und der möglichen Folgen einer strafferen Geldpolitik für verwundbare Finanzinstitutionen sind die Karten nun aber neu gemischt. So betonen Analysten der Bank of America, dass sie mit Blick auf die Möglichkeit einer sich ausbreitenden Krise „wachsam“ bleiben würden und entsprechende Signale zu einer Revision der Zinsprognosen führen könnten.

Goldman Sachs geht davon aus, dass die Fed der Finanzstabilität Priorität einräumen wird und es kommende Woche zu gar keiner Zinserhöhung kommen wird. Gleichwohl bleiben andere Experten bei der Überzeugung, dass ohne einen Einbruch im Bankensektor die Fed – nicht zuletzt im Interesse der eigenen Glaubwürdigkeit – auf Kurs bleiben wird.

Neue Prognosen des FOMC

Ebenso große Aufmerksamkeit wie dem Zinsbeschluss wird den neuen Konjunktur- und Zinsprognosen des FOMC gelten. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Wachstumsrate von 0,5%, die im Dezember für 2023 unterstellt wurde, nach oben revidiert und die Notenbanker außerdem eine niedrigere als die vor drei Monaten prognostizierte Arbeitslosenquote von 4,6% voraussagen werden. Auch rechneten die Notenbanker dem letzten Dot Plot zufolge damit, dass die Kernrate des PCE-Preisindex bis Jahresende auf 3,5% zurückgehen wird. Im Januar lag der PCE Deflator noch um 1,2 Prozentpunkte darüber. Ob die Prognosen für das bevorzugte Inflationsmaß ein weiteres Mal angepasst werden müssen, wird am Mittwoch feststehen.

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