Energie-Krise

Habeck will zwei AKW bis April in Reserve halten

Der europäische Gaspreis ist am Montag um bis zu 36 % in die Höhe geschossen – und verschärfte damit die Sorgen vor Engpässen in der Energieversorgung.

Habeck will zwei AKW bis April in Reserve halten

ck/sp/ab/ahe/wf/luk

Berlin – Der europäische Gaspreis ist am Montag um bis zu 36% in die Höhe geschossen – und verschärfte damit die Sorgen vor Engpässen in der Energieversorgung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will vor diesem Hintergrund in Süddeutschland die Atomkraftwerke Neckarwestheim und Isar 2 bis April kommenden Jahres in Reserve halten.

Der jüngste Stresstest für das Stromsystem habe für den Winter zwar ergeben, dass eine akute Krise sehr unwahrscheinlich sei, sagte Habeck. Allerdings könne sie auch nicht völlig ausgeschlossen werden. „Die Ergebnisse des Stresstests bedeuten aber auch, dass wir zur Absicherung für den Notfall für den Winter 22/23 eine neue zeitlich und inhaltlich begrenzte AKW-Einsatzreserve (…) schaffen“, sagte der Minister. Die drei letzten deutschen Atomkraftwerke sollen zwar wie geplant Ende des Jahres vom Netz gehen. Neckarwestheim und Isar 2 sollen aber bis April weiter zur Verfügung stehen, um einen Beitrag im süddeutschen Stromnetz leisten zu können.

Bereits am Sonntag hatte die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket im Umfang von rund 65 Mrd. Euro vorgestellt, um die massiv gestiegenen Energiepreise abzufedern. Berlins Plan zur Abschöpfung der sogenannten Zufallsgewinne bleibt dabei allerdings vage. Genauso unkonkret fällt die erste Bewertung des Maßnahmenpakets durch die „Betroffenen“ aus, allen voran die Energieversorger. Zwar zeigen sich alle Energieverbände und Stromerzeuger verständnisvoll, dass der Bund mit dem dritten Entlastungspaket die Folgen für die Privathaushalte abfedern will, sie warnen jedoch vor Schnellschüssen. „Kurzfristige Markteingriffe müssen so ausgestaltet werden, dass die Funktionsweise des Marktes und die Investitionsfähigkeit der Unternehmen unter allen Umständen erhalten bleibt“, sagte RWE-Chef Markus Krebber. BDI-Präsident Siegfried Russwurm kritisierte, die Maßnahmen seien „enttäuschend und unkonkret“. So ist auch noch nicht geklärt, ab welchem Betrag eine Strompreisbremse für den Grundverbrauch von Haushalten greifen soll.

Einzelheiten könnten bei der Sondersitzung der EU-Energieminister am Freitag geklärt werden, verlautete aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Die Energieminister werden dabei nicht nur über eine Entkoppelung von Strom- und Gasmärkten und einen Preisdeckel für bestimmte Stromerzeugungsarten beraten, sondern ihren Fokus auch auf Energiebörsen und den Emissionshandel erweitern. Dies geht aus einer Tischvorlage für die tschechische Ratspräsidentschaft hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt.

Die Verschärfung der Gaskrise drückte die Aktienmärkte und den Euro. Der Dax verlor 2,2% auf 12761 Zähler, der Euro sank erstmals seit 20 Jahren unter 99 bis auf 98,79 US-Cent und lag zuletzt mit einem Minus von 0,2% bei 99,25 US-Cent. Der Gaspreis wies am frühen Abend noch ein Plus von 14,8% auf 246,50 Euro je Megawattstunde auf.

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