Konjunktur

Hoffnung auf Öffnung hebt Verbraucherlaune

Kurz vor den Bund-Länder-Gesprächen steigt die Hoffnung auf Lockerungsschritte – während dies die Verbraucherstimmung beflügelt, macht der Einzelhandel zunehmend Druck.

Hoffnung auf Öffnung hebt Verbraucherlaune

ba Frankfurt

Einzelhandel und Gastronomie fordern trotz steigender Neuinfektionen immer vehementer eine rasche Öffnung ihrer Geschäfte – und auch die deutschen Verbraucher hoffen vermehrt auf eine baldige Lockerung der Schutzmaßnahmen. So prognostizieren die Nürnberger Konsumforscher der GfK für März einen Anstieg des Konsumklimas um 2,6 auf –12,9 Punkte. Sämtliche Komponenten haben dazu beigetragen: Konjunktur- und Einkommenserwartung verzeichneten ebenso wie die Anschaffungsneigung einen Zuwachs, wohingegen die Sparneigung abgenommen hat. „Die Verbraucher erholen sich etwas von dem Schock, der sie nach dem harten Lockdown Mitte Dezember erfasst hat“, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl zum Ergebnis der Konsumklimastudie für Februar.

Eine nachhaltige Erholung der Anschaffungsneigung und damit auch des Konsumklimas werde es erst dann geben, wenn der harte Lockdown beendet werde und Geschäfte sowie Hotels und Restaurants wieder öffnen würden, erklärte Bürkl. „Sollten die Maßnahmen dagegen sogar noch einmal verlängert werden, schwinden die Chancen auf eine zügige Erholung, und dem Konsumklima stehen weiterhin schwierige Zeiten bevor.“ Am 3. März beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen. Während Intensiv- und Notfallmediziner eine Verlängerung des vorerst bis 7. März laufenden Lockdowns fordern, hält Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) weitere Lockerungen für möglich. „Es ist ganz wichtig, dass es eine konkrete Öffnungsperspektive gibt“, sagte er. An diesem Freitag will er mit seinen Amtskollegen aus den Ländern beraten und ein Papier über eine Öffnungsstrategie vorstellen. Zuvor hatten über 40 Verbände Anregungen für eine gemeinsame Öffnungsstrategie übersandt.

Der Handelsverband HDE mahnte gestern, dass sich laut seiner Umfrage unter mehr als 2000 Händlern mehr als jeder Zweite ohne weitere Hilfen in Insolvenzgefahr sehe. „Ohne Öffnungsperspektive werden in vielen Innenstädten in den kommenden Wochen die Lichter ausgehen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Wie verzweifelt die Lage für viele Einzelhändler mittlerweile sei, lasse sich auch an der hohen Klagebereitschaft ablesen: Mehr als ein Viertel der befragten Bekleidungshändler plane, gegen die Schließung des eigenen Geschäfts vor Gericht zu ziehen. Die Länder hoffen unterdessen, das Impftempo deutlich erhöhen zu können. Laut einer dpa-Umfrage soll bis Anfang April in einigen Ländern eine Verdoppelung möglich sein. Nach erfolgter Zulassung sollen zudem die ersten drei Arten von Corona-Selbsttests in Apotheken und Drogeriemärkten frei verkäuflich sein.

Mit der Hoffnung auf ein Ende des Lockdowns ist GfK-Experte Bürkl zufolge die Einkommenserwartung nach vier Rückgängen in Folge im Februar gestiegen, wobei das Plus mit 9,4 Punkten „signifikant hoch“ ausgefallen sei. Hintergrund sei die Erwartung, dass die Kurzarbeit wieder zurückgefahren und möglicherweise auch eine Reihe von Insolvenzen verhindert werden könnte, betonte Bürkl. Auch blicken die Verbraucher wieder zuversichtlicher auf die Konjunktur – sie „gehen davon aus, dass in diesem Jahr zumindest ein beträchtlicher Teil der Wachstumseinbußen des vergangenen Jahres wieder wettgemacht werden kann“. 2020 war die Wirtschaft um 4,9% geschrumpft. Ökonomen erwarten, dass es ab dem zweiten Quartal 2021 wieder aufwärtsgeht.