Konjunktur

Inflations­schock setzt EZB unter Druck

Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät immer stärker unter Druck, schneller die Zinswende im Euroraum einzuleiten. Die Inflationsrate ist im März auf 7,5% gesprungen, was der mit Abstand höchste Wert seit Einführung des Euro 1999 ist. Die...

Inflations­schock setzt EZB unter Druck

rec Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät immer stärker unter Druck, schneller die Zinswende im Euroraum einzuleiten. Die Inflationsrate ist im März auf 7,5% gesprungen, was der mit Abstand höchste Wert seit Einführung des Euro 1999 ist. Die Schnellschätzung des Statistikamts Eurostat lag weit über den Erwartungen der Analysten. Unmittelbar nach Veröffentlichung der Zahlen ist in Wortmeldungen von Bundesbankchef Joachim Nagel und EZB-Chefvolkswirt Philip Lane bereits der Kampf über die Deutungshoheit im EZB-Rat entbrannt.

Die nächste EZB-Ratssitzung Mitte April dürfte ganz im Zeichen des einmal mehr unerwartet kräftigen Preisschubs stehen. Denn die Inflation im Euroraum springt von Rekord zu Rekord. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten im Durchschnitt mit 6,6% gerechnet. Im Februar hatte die Teuerungsrate bei 5,9% gelegen. Zugleich ziehen die Inflationserwartungen an den Märkten an. Dort sind inzwischen wieder mehr als zwei Zinserhöhungen von in Summe mehr als 50 Basispunkten bis Jahresende eingepreist.

Die Rufe nach einem Ende des Negativzinses werden lauter – sowohl auf Seiten von Beobachtern als auch im EZB-Rat. Bundesbankchef Joachim Nagel appellierte in einer offiziellen Mitteilung als Reaktion auf die Daten: „Die Inflationsdaten sprechen eine deutliche Sprache. Die Geldpolitik darf nicht die Gelegenheit verpassen, rechtzeitig gegenzusteuern.“ In Deutschland sind die Verbraucherpreise laut EU-harmonisiertem HVPI im März um 7,6% gestiegen. Gelassener als Nagel zeigte sich EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. Der Ire riet von Schnellschüssen ab: Es sei wichtig, dass sich die EZB Zeit nehme, sagte Lane dem Wirtschaftssender CNBC.

Maßgeblich für den abermaligen Inflationsschub waren die Energiepreise. Sie legten vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs auf Jahressicht um fast 45% zu. Aber auch die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel stieg deutlich auf 3% – ein klares Indiz, dass der Preisdruck auf breiter Front zunimmt.

Bericht Seite 5

Wertberichtigt Seite 6

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