Notenbank

Issing bezeichnet Nagel als „Glücksfall“ für Bundesbank

Ex-Bundesbanker Joachim Nagel soll neuer Präsident der Notenbank werden. Der langjährige Bundesbank- und EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing ist begeistert. Auch sonst gibt es viel Zustimmung – und klare Erwartungen.

Issing bezeichnet Nagel als „Glücksfall“ für Bundesbank

ms/wf Frankfurt/Berlin – Die Nominierung von Joachim Nagel als neuem Bundesbankpräsidenten hat der langjährige Bundesbank- und EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing mit großer Begeisterung aufgenommen. Das sei „ein Glücksfall für die Institution“, sagte Issing der Börsen-Zeitung. Nagel „steht für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik“. Auch Bundes­finanzminister Christian Lindner (FDP) betonte am Montag, dass Nagel „für die geldpolitische Kontinuität der Bundesbank“ stehe.

Der aktuelle Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte im Oktober überraschend seinen vorzeitigen Rücktritt zum Jahresende angekündigt – nicht zuletzt aus Frust über die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Schritt hatte auch in der Ampel-Koalition für eine Richtungsdebatte über die Bundesbank gesorgt. Neben Nagel wurden auch Kandidaten gehandelt, die der EZB-Politik näher stehen. In Deutschland gibt es teils heftige Kritik an der EZB.

Nach einigen Diskussionen schlugen nun Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Lindner Nagel als Weidmann-Nachfolger vor. Der 55-Jährige soll am Mittwoch im Kabinett bestätigt werden und zum 1. Januar seine Arbeit aufnehmen. „Angesichts von Inflationsrisiken wächst die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik“, sagte Lindner.

Issing sagte: „Ich kenne Herrn Nagel seit vielen Jahren und habe ihn immer wegen seines besonnenen wie wohlbegründeten Urteils geschätzt“. Nagel kenne die Bundesbank „in- und auswendig“, betonte Issing. Nagels Ex-Kollege im Bundesbankvorstand Andreas Dombret hob Nagels verschiedene Positionen bei der Bundesbank, der KfW und der Zentralbank der Zentralbanken BIZ hervor. „Viel breiter kann der Erfahrungsschatz nicht sein“, sagte Dombret der Börsen-Zeitung.

Bankenverbandspräsident Christian Sewing würdigte Nagels langjährige Notenbankerfahrung und seine „ausgezeichnete Kenntnis“ der Finanzmärkte. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis forderte mit Blick auf die wachsende Inflation, den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorzubereiten. Marija Kolak, Präsidentin des Genossenschaftsbankenverbands BVR, mahnte, die Bundesbank müsse sich weiterhin „für eine strikte Einhaltung der Fiskal­regeln im Euroraum“ einsetzen.

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